Cover-Bild Unter Heiligen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Abenteuerroman: historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 18.02.2019
  • ISBN: 9783312011254
Ann Weisgarber

Unter Heiligen

Roman
Kathrin Razum (Übersetzer)

Deborah lebt in der kleinen Siedlung Junction, einer fruchtbaren Oase inmitten der endlosen Wüstenlandschaft Utahs, durch schroffe rote Felswände vom Rest der Welt getrennt. Während sie auf die Rückkehr ihres Mannes Samuel wartet, der als Wagenmacher durchs Land reist, kommt ein Fremder ins Dorf. Er ist auf der Flucht vor dem Marshal und erbittet Hilfe. Ist er einer der Ihren, ein »Heiliger der Letzten Tage«? Soll sie ihm helfen oder ihn ausliefern? Ein bedrohlicher Zwiespalt zwischen Furcht und Entschlossenheit tut sich auf. Ann Weisgarber erzähltschnörkellos und klar - eine Geschichte von Rebellion, Verlust und Menschlichkeit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2019

Packender historischer Roman mit Einblicken in die Welt der Mormonen

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Die Autorin Ann Weisgarber entführt uns in diesem Roman in die karge Landschaft Utahs des Jahres 1888 und bietet darüber hinaus interessante Einblicke in die Welt der Mormonen oder der "Heiligen der letzten ...

Die Autorin Ann Weisgarber entführt uns in diesem Roman in die karge Landschaft Utahs des Jahres 1888 und bietet darüber hinaus interessante Einblicke in die Welt der Mormonen oder der "Heiligen der letzten Tage", wie sie auch genannt werden.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Mormonin Deborah, die in einem einsamen Bergdorf namens Junction lebt und auf die Rückkehr ihres Mannes Samuel wartet, der als Wagenmacher durchs Land reist.
Als eines Tages ein Fremder vor ihrer Hütte steht, entpuppt sich dieser als Glaubensbruder, der sich auf der Flucht vor einem Marshal befindet.
Als Deborah ihren Schwager Nels um Hilfe bittet, ahnt sie nicht, welch unheilvolle Entwicklung sie damit in Gang setzt.

Mit einem kraftvollen Schreibstil erzählt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Deborah und Nels und bietet so einen umfassenden Blick auf das Geschehen.
Geschickt baut sie darüber hinaus historische Begebenheiten, wie z. B. das Massaker von Mountain Meadows, in ihre Geschichte ein. Auch den Ort Junction hat es tatsächlich gegeben.
Auch wenn die Geschichte in der Zeit des wilden Westen spielt, ist es alles andere als ein klassischer Western, auch wenn durchaus einige Elemente dieser Zeit in das Geschehen einfließen.
Ein großes Plus dieses Romanes sind seine gut charakterisierten und vielschichtig angelegten Protagonisten, mit denen man beim Lesen gerne mitfiebert. Die bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten lassen zudem das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen.

Wer auf historische Romane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Unser Nächster ist jeder Mensch, besonders der, der unsere Hilfe braucht. (Luther)

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Ein scheinbar einfacher Satz, der jedoch alles andere als einfach umzusetzen ist. Davon erzählt dieses Buch in einer ungewöhnlich schlichten Sprache, die vielleicht gerade deshalb umso eindringlicher wirkt.
Während ...

Ein scheinbar einfacher Satz, der jedoch alles andere als einfach umzusetzen ist. Davon erzählt dieses Buch in einer ungewöhnlich schlichten Sprache, die vielleicht gerade deshalb umso eindringlicher wirkt.
Während eines kalten Winters im Jahre 1888 im Staate Utah wartet Deborah wie jedes Jahr auf die Rückkehr ihres Mannes Samuel, der mehrere Monate zum Arbeiten unterwegs ist. Sie leben in einer kleinen Siedlung, die aus acht Familien besteht und ebenfalls Mormonen sind. Alle haben sich dort ein neues Leben aufgebaut, etwas entfernt von ihrer Kirche mit ihren autoritären und strengen Regularien. Doch sie fühlen sich weiter ihrer Glaubensgemeinschaft verbunden, sodass sie Mitgliedern, die wegen Polygamie auf der Flucht sind, helfen, auch wenn sie deren Einstellung nicht teilen. Als es eines Abends an Deborahs Tür klopft, ist ihr klar, dass sie helfen muss. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit ihre ganze Umgebung in große Gefahr bringt. Und ihre Hilfe noch viel stärker beansprucht werden wird.
Beginnt man mit dem Lesen dieses Buches, ist man vermutlich zu Beginn etwas verwundert über die doch sehr einfache Sprache. Die Sätze sind häufig kurz, fast schon knapp: "Entsetzen durchfuhr mich. Ich stand auf. Der Raum schwankte. Ich setzte mich an den Tisch." Man sollte sich etwas Zeit lassen, um sich an diesen Stil zu gewöhnen, denn recht bald schon kann man sich gut in das Innenleben der Protagonisten hinein versetzen. Erzählt wird immer wieder abwechselnd nach mehreren Kapiteln aus der Sicht Deborahs und dem Stiefbruder ihres Mannes Nels, deren Erlebnisse sowie steten Gedanken (oder Selbstgesprächen) man begleitet.
Zu Beginn ist Deborah voller Angst, Samuel kehrt einfach nicht zurück, und sie überlegt ständig, was wäre wenn. Sie beschwört das Schlimmste herauf und vielleicht gerade durch diese schlichte Sprache entwickelt sich ein unterschwelliges Gefühl der Gefahr, die langsam aber unvermeidbar auf die Siedlung zukommt. Später begleitet sie ihre Handlungen mit stets wiederkehrenden Gedanken, die letzten Endes um die Frage kreisen: "Kümmere ich mich um den Menschen in Not, auch wenn es für meine Lieben Nachteile und/oder Gefahr bedeuten könnte?" Man spürt ihre Schwierigkeiten, hier eine Antwort zu finden, und fühlt sich selbst fast ebenso betroffen. Mir ist es zumindest so ergangen.
Eine Geschichte (nicht nur) über das Gebot der Nächstenliebe und wie schwierig es ist, tatsächlich danach zu leben.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Heilige unter sich

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leben in Junction, einer kleinen Siedlung am Straßenkreuz. Heilige: so bezeichnen sich die Mormonen selbst. Die hier Ansässigen haben sich zum großen Teil von der Hauptkirche gelöst und praktizieren einen ...

leben in Junction, einer kleinen Siedlung am Straßenkreuz. Heilige: so bezeichnen sich die Mormonen selbst. Die hier Ansässigen haben sich zum großen Teil von der Hauptkirche gelöst und praktizieren einen aus ihrer Sicht freieren, klareren Glauben. Für die meisten von ihnen gehört dazu, entgegen den Maßgaben der Hauptkirche monogam zu leben.

Winter 1888: Allein zu Haus zu sein ist Deborah gewohnt - ihr Mann Samuel ist wie in jedem Jahr als wandernder Handwerker unterwegs. Nur: diesmal ist er nicht wie versprochen und bisher immer gehalten am 1. Dezember zurückgekommen - nun ist es fast Mitte Januar und Deborah wartet noch immer auf ihn. Ohne auch nur daran zu denken, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.

Es stellt sich ein Reisender ein - einer von denen, die Deborah bereits erwartet, wenn auch nicht in dieser Jahreszeit. Gemeinsam mit ihrem Mann Samuel und dessen Stiefbruder Nels ist sie nämlich Teil einer Kette von Verschworenen, die Brüder auf der Flucht vor dem Gesetz unterstützen. Und zwar Andersdenkende: sie werden wegen Polygamie verfolgt und trotz ihrer anderen Haltung unterstützen die Drei die Glaubensbrüder. Doch mit dem neuen Besucher ist etwas anders, das zeigt sich auch darin, dass er von einem Marshall verfolgt wird, nicht von einfachen Ordnungs- und Gesetzeshütern.

Die Autorin schreibt in einem schlichten, sehr klaren Stil. Einerseits ziehen in diesem Roman mehrere Schicksale am Leser vorbei, andererseits jedoch passiert nicht wirklich viel. Doch es wird deutlich, welche Kraft Deborah braucht, um sich ihrem Leben zu stellen, dieses zu meistern in der kargen Einöde Utahs. Mir ist deutlich geworden, dass sie diese Kraft tatsächlich hat. Es ist ein Roman, der viel Trauer, aber ebenso viel Hoffnung beinhaltet. Sehr zu empfehlen für Freunde anspruchsvoller historischer Romane, die gerne auch mal etwas weitab des Mainstream lesen!