Diese Omma ist ein Original!
Bianca ist 26 und lebt in Berlin-Kreuzberg. Das Studium hat sie abgebrochen, mit einer Schauspielerkarriere kann sie auch nicht glänzen, so arbeitet sie als Designerin für Seiden-Unterwäsche mit sehr geringem ...
Bianca ist 26 und lebt in Berlin-Kreuzberg. Das Studium hat sie abgebrochen, mit einer Schauspielerkarriere kann sie auch nicht glänzen, so arbeitet sie als Designerin für Seiden-Unterwäsche mit sehr geringem Erfolg, so dass sie nebenbei noch kellnern gehen muss. Als Mitzi, die beste Freundin ihrer Omma Änne, plötzlich das Zeitliche segnet, kehrt auch Änne dem Ruhrgebiet und der Heimatstadt Essen den Rücken und zieht bei Enkelin Bianca ein. Bianca ist misstrauisch, denn Mitzis plötzlicher Tod wirft Fragen auf und auch der Umzug ihrer Oma kommt ihr merkwürdig vor. Auch die restliche Verwandtenmischpoke kommt nach Berlin und schlägt ihr Lager in Biancas Wohnung auf. So löchert Bianca Omma Änne mit Fragen über Fragen, doch Änne druckst ständig nur rum, was Bianca noch mehr anstachelt. Weil die volle Wohnung und ihre Familie ihr auf den Geist gehen, flüchtet Bianca mit der alten Karre ihres Vaters aus Berlin nach Essen und findet sich an Mitzis Grab wieder. Und dann findet sie etwas heraus, dass sie völlig aus der Bahn wirft…
Anne Basener hat mit ihrem Buch „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der den Leser ab der ersten Seite in Beschlag nimmt und ihn ständig zu Lachsalven verleitet. Der Schreibstil ist urkomisch, flüssig, temporeich und nah an der Realität mit viel Herz. Wer selbst aus dem Ruhrpott stammt, findet seinen Dialekt wieder und fühlt sich gleich wie zuhause. Durch den interessanten Handlungsaufbau ist es der Autorin zusammen mit vielen Wendungen gelungen, die Spannung immer weiter zu erhöhen, bis das Geheimnis gelüftet wird. Da es in diesem Buch hauptsächlich um das Thema Prostitution geht, finden sich auch so einige anschauliche Sexszenen in diesem Buch, bei denen der eine oder andere vielleicht noch etwas lernen kann. Dabei gelingt es der Autorin auf eine ganz besondere Art, sehr einfühlsam, aber auch treffend zu schildern, ohne beschönigend zu wirken.
Die Charaktere sind wunderbar skizziert und ausgearbeitet worden. Sie wirken sehr authentisch und wie aus dem richtigen Leben, haben Ecken und Kanten und ihre besonderen Eigenheiten, die sie liebenswert und einmalig machen. Omma Änne ist eine sehr starke Persönlichkeit, die sich Gehör verschaffen kann und jederzeit sagt, wo es lang geht. Sie ist schlagfertig und nicht auf den Mund gefallen, weiß sich ihrer Haut zu wehren. Bianca wirkt zu Beginn eher wie eine totale Verliererin, nichts kann sie wirklich richtig gut, hangelt sich von einem Job zum nächsten und hat nur Hirngespinste im Kopf. Aber sie ist Omma Änne auch unheimlich ähnlich, denn sie ist ebenfalls recht gut mit ihrem Mundwerkt, genauso eindringlich und kann keine Ruhe geben, bis sie das Ergebnis kennt. Auch die anderen Protagonisten sind alle auf ihre ganz eigene Art Stützen dieser sehr genialen und unterhaltsamen Geschichte und haben sich ihren Platz in der Handlung mehr als verdient.
„Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ ist ein sehr warmherziger und amüsanter Roman, der schon allein aufgrund seines Covers völlig aus der Reihe tanzt und dessen Inhalt dem Leser Bauchschmerzen von Lachkrämpfen beschert, wobei auch ein kritischer Unterton nicht zu überhören ist. Absolute Leseempfehlung für eine wahre Entdeckung!!!