50er Jahre-Flair ohne Pep
Was so ein Kuss doch alles auslösen kann - für Karina bedeutet die Affäre mit ihrem Lehrer das Aus an der Restaurantfachschule. Aber deswegen als leichtes Mädchen verschrien zu werden, ist dann doch zu ...
Was so ein Kuss doch alles auslösen kann - für Karina bedeutet die Affäre mit ihrem Lehrer das Aus an der Restaurantfachschule. Aber deswegen als leichtes Mädchen verschrien zu werden, ist dann doch zu viel und eine Rückkehr in den Schoß der Familie vollkommen ausgeschlossen. Die junge Frau möchte es alleine schaffen, etwas auf die Beine stellen und so wächst, getragen von den aufkommenden Gefühlen zu ihrem Mitmieter Ricardo, die Idee, einen eigenen Eissalon zu eröffnen. Aber wird das alles funktionieren, wie sich die beiden das ausgemalt haben ?
Im Roman "Der Eissalon" begegnet man vielen alten Bekannten aus dem "Schokoladenpavillon" wieder und Anna Jonas zeichnet erneut ein sehr authentisches moralisches und gesellschafliches Bild in den späten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch passt sie sich sprachlich der damaligen Zeit an, was mir manchmal einfach zu angestaubt und überholt wirkt.
Karina lässt sich nicht in die vorgefertigten Schubladen pressen, hat einen eigenen Kopf und will ihren Weg gehen. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass es in den 50er Jahren noch ganze andere Wertvorstellungen gab und es nicht gern gesehen war, dass eine Frau beruflich auf eigenen Beinen steht.
Mit Ricardo tritt eine geheimnisvolle und attraktive Figur ins Geschehen und man kann schon nachvollziehen, dass sich Karina von ihm angezogen fühlt. Seine Vergangenheit macht ihn interessant und im Verlauf der Handlung lässt ihn die Autorin auch seine komplette Lebensgeschichte erzählen.
Leider spielt der Eissalon nur eine untergeordnete Rolle und wird regelrecht zum Nebenschauplatz degradiert. Ich finde es sehr schade, denn gerade die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen im Eiscafé bieten doch Möglichkeiten, um das neue Lebensgefühl darzustellen und so den Flair noch mehr zu verstärken.
Manchmal blitzt der Elan von schwingenden Petticoats und fetzigen Rock'n Roll-Klängen durch, aber insgesamt ist mir das einfach zu wenig, um mich von der Geschichte bezaubern zu lassen. Anhand des Covers hätte ich mir hier etwas mehr erhofft, daher nur 2,5 Sternchen.