Cover-Bild Ihr letzter Sommer
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: HarperCollins
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 15.08.2016
  • ISBN: 9783959670357
Anna Snoekstra

Ihr letzter Sommer

Jan Schönherr (Übersetzer)

„Mein Name ist Rebecca Winter. Ich wurde entführt.“

Im Sommer 2003 verschwindet die 16-jährige Rebecca Winter spurlos. Elf Jahre später greift die Polizei eine junge Rumtreiberin auf, die behauptet, Rebecca zu sein – und der Gesuchten tatsächlich so täuschend ähnlich sieht, dass deren Familie sie mit offenen Armen aufnimmt. Die vermeintliche verlorene Tochter genießt die ungewohnte Zuwendung und schlüpft mit wachsender Begeisterung in Rebeccas Kleider und Leben. Doch je intensiver sie sich mit ihrer Rolle identifiziert, desto tiefer dringt sie in Rebeccas Gefühlswelt vor. Und kommt der tödlichen Wahrheit um ihr Verschwinden immer näher …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2018

Spannender Thriller

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Fakten übers Buch :

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: HarperCollins;
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Only Daughter


Titel und Cover :

Der Titel gefällt mir ganz gut , da er schon auf einen Thriller ...

Fakten übers Buch :

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: HarperCollins;
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Only Daughter


Titel und Cover :

Der Titel gefällt mir ganz gut , da er schon auf einen Thriller vermuten lässt und neugierig auf den Inhalt macht. Bei den Covers gibt es verschiedene Auflagen , deshalb kann ich da gar nicht genaues sagen

Inhalt :

Im Sommer 2003 verschwindet die 16-jährige Rebecca Winter spurlos. Elf Jahre später greift die Polizei eine junge Rumtreiberin auf, die behauptet, Rebecca zu sein – und der Gesuchten tatsächlich so täuschend ähnlich sieht, dass deren Familie sie mit offenen Armen aufnimmt. Die vermeintliche verlorene Tochter genießt die ungewohnte Zuwendung und schlüpft mit wachsender Begeisterung in Rebeccas Kleider und Leben. Doch je intensiver sie sich mit ihrer Rolle identifiziert, desto tiefer dringt sie in Rebeccas Gefühlswelt vor. Und kommt der tödlichen Wahrheit um ihr Verschwinden immer näher …


Schreibstil

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus zwei Perspektiven geschrieben. Einmal aus der Ich-Perspektive von der falschen Rebecca und einmal aus der Vergangenheit von der echten Rebecca. Dadurch bekommt man Einblicke in beiden Seiten und kann sich noch besser als vorstellen. Der Schreibstill ist sehr locker und leicht gleichzeitig aber auch sehr detailliert.

Negative Punkte

Bei diesem Buch brauche ich eigentlich gar keine aufschreiben , denn ich habe nichts gefunden , dass mich wirklich gestört hat

Positive Punkte

• Vorgänge

In Büchern ist es oftmals so , vor allem bei Thrillern , dass Vorgänge sehr unrealistisch dargestellt werden. Das war hier nicht so. Die Vorgänge wie sich die falsche Rebecca in das Leben eingemischt hat , war wirklich glaubenswürdig und hätte tatsächlich so passiert sein können

• Sichten

Die beiden Sichten , die sich immer abwechseln , waren wahnsinnig spannend und man konnte gar nicht aufhören zu lesen. Man wollte unbedingt beide Sichten weiter lesen und hat nicht eine als störend empfunden

• Spannung

Das Buch ist geprägt von einer anhaltenden Spannung. Dadurch macht das Buch gradewegs süchtig und man will es unbedingt weiter lesen.

• Ende

Das Ende hat mich etwas perplex da stehen lassen , aber nach einiger Zeit des Nachdenkens habe ich das Ende als gelungen eingestuft. Es war unberechenbar , wahnsinnig und auch leicht verstörend. Das Ende war auch etwas offen , löst aber die dringendsten Fragen auf.

Meine Meinung

Die Art von Geschichte ist nichts neues – jemand wird vermisst und eine andere Person gibt sich als diese Person aus und schlüpft in deren Leben.
Es gibt wahnsinnig viele Geschichten und deshalb war ich wirklich gespannt wie diese Geschichte umgesetzt wurde.
Und ich war erst etwas skeptisch , aber nachdem ich es beendet habe , kann ich nur sagen :
Hut ab. Obwohl es diese Art von Geschichten bereits gibt , hat die Autorin eine völlig neue und unberechenbare Geschichte auf die Beine gestellt.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen

Fazit

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen , der auf Thriller und Spannung steht.
Ich kann versprechen , dass dieses Buch süchtig macht und wirklich ein unberechenbares Ende nimmt.
Jeder der auf einzigartige und etwas härtere Geschichten mag , sollte auf jeden Fall dazu greifen.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr spannend!

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Dass sie schon wieder beim Ladendiebstahl erwischt worden ist, verwundert die Rumtreiberin nicht. Allerdings nervt es sie von Minute zu Minute mehr, dass der Ladendetektiv weder auf die Mitleids-Nummer ...

Dass sie schon wieder beim Ladendiebstahl erwischt worden ist, verwundert die Rumtreiberin nicht. Allerdings nervt es sie von Minute zu Minute mehr, dass der Ladendetektiv weder auf die Mitleids-Nummer noch auf zweideutige Bemerkungen anspringt. Also zaubert die Zwanzigjährige ihren Joker herbei – eine so lange ungenutzte Möglichkeit um aus derart unangenehmen Situationen entfliehen zu können. Ohne sich große Gedanken über die Auswirkungen ihrer nächsten Worte zu machen, spricht sie diese aus: „Ich heiße Rebecca Winter. Ich wurde vor elf Jahren entführt.“
Tatsächlich sieht sie dem mit sechzehn Jahren verschwundenem Mädchen verblüffend ähnlich, worauf sie in ihrem Freundeskreis bereits vor ein paar Jahren, als Rebeccas Bilder in den Nachrichten gebracht wurden, aufmerksam gemacht wurde.
Zwar hatte die Heimatlose zunächst geplant, einfach unter irgendeinem Vorwand aus dem Polizeiauto, welches sie zum Präsidium bringen soll, auszusteigen und wegzulaufen, doch bemerkt sie, dass dies nicht so leicht ist, wie sie es sich gewünscht hatte.
Als sich ihr eine nicht ganz ungefährliche Möglichkeit bietet zu fliehen, entscheidet sie sich jedoch spontan, einem Bauchgefühl folgend, dagegen. Was würde dort draußen schon auf sie warten? Ein paar heruntergekommene Raststättentoiletten vielleicht? Falsche Freunde wo eine Familie fehlt? Doch man stelle sich vor, was geschehen würde, käme sie an Rebeccas Stelle zurück: Sie hätte ein eigenes Zimmer, eine Familie, die sie mit Zuwendung und Liebe überschüttet und ein neues Leben.
Noch bevor sie sich eigentlich klar geworden ist, was für eine dämliche Idee das eigentlich ist, verstreicht die Chance und sie muss weitermachen. Schon immer war sie gut darin, eine Rolle zu spielen. Aber wie sie bald merkt, ist es etwas anderes, ein verschwundenes Mädchen zu spielen – einen Menschen, den es wirklich gibt, den man jedoch nicht kennt.
Mit viel Geschick, detektivischem Gespür und einem guten Kombinationsvermögen gelingt es ihr aber nach und nach, zu Bec zu werden. Zu der verschwundenen Tochter, der Freundin, der Schwester – dem Opfer. Doch je mehr Fragen auftauchen, je mehr das Misstrauen einiger wächst, desto höher wird der Druck. Und als sie dann dem Geheimnis um Becs Verschwinden immer näher kommt, wird es für sie schlagartig gefährlich… und so schwebt auch die „neue Bec“ in Lebensgefahr…

Mich hat der Klappentext des Buches sehr neugierig gemacht, da ich mir kaum vorstellen konnte, wie es einem Menschen gelingen kann, einfach so das Leben eines anderen zu übernehmen und ich mich gefragt habe, was denn nun mit Rebecca geschehen ist. Im Verlauf der Erzählung kommen darüber hinaus immer mehr Fragen auf, sodass es an Spannung nie fehlt.
Von der ersten Seite an war ich von der Geschichte gefesselt: Zu Beginn war ich von dem Mädchen – dessen wirklichen Namen man im übrigen nie erfährt – alles andere als angetan. Da man die ganze Zeit weiß, dass sie nur eine Hochstaplerin ist, kommt sie einem zunächst sehr selbstsüchtig und unüberlegt vor. Denn was soll aus der echten Bec werden, falls sie nach elf Jahren noch leben sollte und nun einfach die Ermittlungen eingestellt werden, weil eine Betrügerin sich als sie ausgibt?
Doch nach und nach lernt man die „neue“ Bec immer besser kennen und versteht, weshalb sie sich so nach einer Familie sehnt. Da das Buch zudem mit wenigen Ausnahemn aus ihrer Sicht geschrieben ist, weiß man auch um ihre Gewissensbisse. So wird sie einem immer verständlicher und man kann sie nicht mehr so einfach als „schlecht“ abstempeln.
Eine ganze Weile habe ich darüber gegrübelt, ob es tatsächlich möglich ist, dass Becs Eltern den Schwindel nicht als solchen entlarven können. Bedenkt man aber, wie sehr sich gerade Jugendliche nach 16 Jahren verändert haben und beachtet man, wie sehr sich die Familie auch wünscht, dass ihr Mädchen wieder nach Hause kommt, ist es wohl nicht undenkbar…
Beeindrucken konnte mich auch die Art und Weise, wie das Mädchen mit bewegter Vergangenheit Stück für Stück Licht ins Dunkel zu bringen vermag und so zunehmend in ihre Rolle wächst.
Natürlich trauen ihr nicht alle – sie ist nun einmal trotz aller Anstrengungen nicht Bec.
In die Erzählungen aus der Gegenwart werden Kapitel gestreut, die Becs Leben kurz vor ihrem Verschwinden beschreiben, sodass man immer wieder mit kleinen Informationsfetzen geködert und auf völlig falsche Fährten gelockt wird. Immer wieder werden neue Fragen aufgeworfen, man beginnt zu zweifeln, hört damit auf und wird von einem unvorhersehbaren Ende überrascht. Lediglich im Nachherein ist es stimmig und man muss an Passagen im Buch denken, bei denen man der Lösung doch eigentlich so nahe war…

Ich bin von diesem Thriller sehr angetan, da er, voller Spannung und Tempo, eine düstere und gefährliche Geschichte erzählt, von der ich kaum genug bekommen konnte. Der Schreibstil ist sehr leicht und verständlich gehalten, sodass die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen. Sehr interessant war es für mich auch, wie sich das Bild, welches man sich von den Charakteren macht Stück für Stück verändert und wie so viele mühsam errichtete Fassaden zu bröckeln beginnen.
Dabei wirkt das Buch auf mich nicht unrealistisch – auch wenn manche Leser Logikfehler bemängeln, sind mir diese nicht aufgefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Atmosphärisch dichter Psychothriller; einfallsreich, ohne unappetitlich zu werden

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„Ihr letzter Sommer“ heißt im Original „Only daughter“ und erschien 2016, dabei etwas früher in Deutschland als im UK-Original (Autorin und Handlung sind in Australien beheimatet). Das Buch hat mich blendend ...

„Ihr letzter Sommer“ heißt im Original „Only daughter“ und erschien 2016, dabei etwas früher in Deutschland als im UK-Original (Autorin und Handlung sind in Australien beheimatet). Das Buch hat mich blendend unterhalten und in seinen Bann gezogen! Da ich einfach (zu) viel aus dem Genre Krimi und Thriller lese, finde ich inzwischen das meiste vorhersehbar: entweder in der Lösung und/oder bezüglich unappetitlicher Gewaltorgien um ihrer selbst willen. Dieser atmosphärisch dichte Psychothriller hat mich positiv überrascht.

Achtung Erwartungshaltung: der Fokus liegt wirklich auf „Psycho“, es gibt keine Action, keinen Wettlauf gegen die Zeit, weniger ein „Whodunnit“ wie im klassischen Krimi, als vielmehr ein „was ist hier, was war hier los?“.

„Ich heiße Rebecca Winter. Ich wurde vor elf Jahren entführt.“ S. 7 so stellt sich die junge Frau, die gerade beim Lebensmitteldiebstahl ertappt wurde, gegenüber der Polizei vor.
Der Leser ist hier ein allwissender Leser, sein Wissen wird aber immer nur schrittweise entwickelt. Von Beginn an – der Klappentext verrät es auch – wissen wir, dass die junge Herumtreiberin sich nur als Rebecca ausgibt. Über ihre Motive, ihre Herkunft erfahren wir von Kapitel zu Kapitel mehr, wobei der Fokus eindeutig auf der „echten“ Rebecca liegt; stets im Wechsel spielt die Handlung 2003 und schildert die Geschehnisse rund um „Bec“ als Siebzehnjährige und 2014 um die junge Frau in deren Rolle, in deren Familie und in deren Leben.

Von Anfang an ist die Atmosphäre eher düster, von den Sorgen der jungen Frau im „heute“ angefangen [Insider: sie nennt sich Rebecca Winter und bekommt nie wirklich einen eigenen Namen – DIE Hommage an Daphne du Maurier ist, nun ja, irgendwie cool]. Wurde „Bec“ wirklich beobachtet? Und Luke, für den sie schwärmt – welches Spiel spielt er? Wie ist das Verhalten von Becs bester Freundin Lizzie zu deuten? Was will deren Vater von ihr? Was passiert daheim, nachts?
Einiges bleibt verstörend, was ich für einen sehr cleveren Schachzug halte, mir aber auch vielleicht fünfzig Seiten mehr gewünscht hätte, deshalb ganz ganz knapp an 5 von 5 Punkten vorbei.

S. 63 „Niemand konnte je wirklich verschwinden. Irgendwo existierte man immer.“

Als Folgeroman empfehle ich zum Thema Familie und Auswirkungen:

Jenny Milchman "Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken"

Veröffentlicht am 04.11.2016

Ein überaus spannender Thriller, dem es jedoch leider an Glaubwürdigkeit fehlt

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Inhalt:
Im Sommer 2003 verschwand die damals sechzehnjährige Rebecca Winters und konnte trotz einer großangelegten Suchaktion nie gefunden werden. Elf Jahre später greift die Polizei bei einem Ladendiebstahl ...

Inhalt:


Im Sommer 2003 verschwand die damals sechzehnjährige Rebecca Winters und konnte trotz einer großangelegten Suchaktion nie gefunden werden. Elf Jahre später greift die Polizei bei einem Ladendiebstahl eine junge Rumtreiberin auf, die vorgibt, die verschwundene Rebecca zu sein. Da sie einer Bestrafung entgehen will und weiß, dass sie der Vermissten zum Verwechseln ähnlich sieht, erzählt sie den Beamten, sie sei damals entführt worden und wolle nun wieder nach Hause zu ihrer Familie. Ihr Plan scheint aufzugehen, denn Rebeccas Familie empfängt sie mit offenen Armen und ist froh, die verloren geglaubte Tochter endlich wiederzuhaben.
Die junge Frau schlüpft nun in die Rolle des vermissten Mädchens, trägt ihre Kleidung, trifft sich mit Rebeccas alten Freunden, lebt allerdings auch in der ständigen Angst, dass ihr falsches Spiel auffliegen könnte. Doch je länger sie im Haus der Familie lebt und je mehr sie sich mit der tatsächlich Vermissten zu identifizieren versucht, umso rätselhafter erscheint ihr das Verhalten der Familienmitglieder und Freunde. Sie versucht mehr über das Mädchen herauszufinden, dessen Leben sie jetzt lebt und kommt allmählich hinter das erschreckende Geheimnis um Rebeccas Verschwinden.

Meine persönliche Meinung:


Thriller über verschwundene Kinder gibt es wie Sand am Meer, und auch die Idee, dass sich Jahre nach dem Verschwinden, ein anderer für das vermisste Kind ausgibt, ist nicht gerade neu, sodass ich gespannt war, wie innovativ Anna Snoekstra diese Thematik in ihrem Thrillerdebüt Ihr letzter Sommer umsetzen wird. Neu war für mich nämlich, dass man als Leser schon von vornherein weiß, dass es sich bei der jungen Frau nicht um das seit elf Jahren vermisste Mädchen handelt. Und so war ich natürlich neugierig, ob es diese Rumtreiberin schaffen wird, die Polizei und vor allem die Familie der Vermissten davon zu überzeugen, wirklich Rebecca zu sein. Besonders spannend war jedoch die Frage, was der Sechszehnjährigen damals passiert ist, warum sie verschwand und ob sie überhaupt noch am Leben ist.
Der Thriller wird in zwei Handlungssträngen erzählt, denn man begleitet nicht nur diese namenlose junge Frau, die nun die Identität des vermissten Mädchens annimmt, sondern wirft auch einen Blick in die Vergangenheit und zu den Ereignissen, die sich elf Jahre zuvor kurz vor Rebeccas Verschwinden zugetragen haben. Während die aktuellen Geschehnisse aus der Ich-Perspektive der vermeintlich zurückgekehrten Vermissten geschildert werden, werden die zurückliegenden Ereignisse aus der personalen Perspektive von Rebecca erzählt. Trotz der Ich-Perspektive, die eigentlich eine besondere Nähe zur Hauptprotagonistin schaffen müsste, eignet sich diese junge Frau kaum als Identifikationsfigur. Da die Autorin ihr keinen Namen gegeben hat und auch ihre Herkunft nur sehr schwammig beschrieben wird, blieb sie mir über das ganze Buch hinweg fremd. Man lernt sie im Grunde nur in ihrer Rolle als Rebecca Winters kennen, die sie allerdings nicht gerade überzeugend spielt. Anfangs hatte ich noch ein wenig Verständnis für diese Frau, da sie sich offenbar nach der Liebe einer Mutter sehnt und nun bei Rebeccas Familie Geborgenheit zu finden glaubt, aber im weiteren Verlauf der Erzählung wurde sie mir zunehmend unsympathischer. Sie entpuppt sich nämlich nicht als eine liebesbedürftige junge Frau, sondern als äußerst oberflächliche, egozentrische und einfältige Person, die ihr bisheriges Leben offenbar nur mit Partys und diversen Männerbekanntschaften verbracht hat und sehr unbedarft durchs Leben ging. Schon kurz nachdem sie zu Rebeccas Familie gebracht wird, begibt sie sich auf die Suche nach einem adäquaten Liebhaber. Besonders wählerisch ist sie dabei nicht, denn eigentlich kommt für sie jedes männliche Wesen, dem sie in ihrer neuen Umgebung begegnet, hierfür in Betracht, selbst Rebeccas Brüder. Immerhin sieht sie ein, dass es eine schlechte Idee wäre, sich ausgerechnet mit einem ihrer vermeintlich leiblichen Brüdern einzulassen, aber ansonsten denkt sie recht wenig über ihre vorgetäuschte Identität nach. Sieht man davon ab, dass es äußerst geschmacklos ist, sich für ein seit Jahren vermisstes Mädchen auszugeben, stellt sie sich dabei auch unglaublich dämlich an. Auf die Idee, sich etwas eingehender mit dem Leben der Person zu befassen, in deren Rolle sie geschlüpft ist, kommt sie erst, als sie befürchtet, dass ihr falsches Spiel auffliegen könnte. Es dauert jedenfalls recht lange bis sich dann doch die ersten Skrupel regen und sie allmählich eine innere Wandlung vollzieht.
Doch auch die wahre Rebecca, die man während der Rückblenden in die Vergangenheit kennenlernt, wollte mir nicht so recht ans Herz wachsen. Ihr kann man immerhin zugutehalten, dass sie zum damaligen Zeitpunkt erst sechszehn Jahre alt war, aber besonders liebenswürdig ist sie nicht. Auch unter ihren Freunden und Familienmitgliedern konnte ich keinen einzigen Sympathieträger ausmachen. Ich finde es nicht tragisch, wenn Romanfiguren unsympathisch sind, denn wenn sie gut ausgearbeitet sind, sind gerade das häufig die interessantesten Charaktere. Allerdings nehme ich es einem Autor ein wenig übel, wenn seine Protagonisten unglaubwürdig sind, ihr Verhalten keinen Sinn macht und nicht nachvollziehbar ist. Wenn jemand verschwindet und elf Jahre später wieder auftaucht, würde vermutlich irgendjemand aus dem Familien- oder Freundeskreis irgendwann auf die Idee kommen, mal nachzufragen, wo diese Person in all den Jahren war und was ihr damals zugestoßen ist. Selbst wenn man das Ende dieses Thrillers kennt, macht das Verhalten einiger Protagonisten keinen Sinn und ist weder logisch noch nachvollziehbar, denn kein Mensch würde sich so verhalten. Dieser jungen Frau kommt es natürlich gelegen, dass sich niemand für ihre vermeintliche Entführung und ihren Aufenthaltsort der letzten Jahre interessiert, sondern man sie einfach in Ruhe lässt und zum Alltag übergeht, aber glaubwürdig ist das nicht. Außer dem Polizisten, der bereits elf Jahre zuvor in dem Vermisstenfall ermittelte, stellt jedenfalls niemand lästige Fragen und selbst er gibt entnervt auf, als sie einfach behauptet, sich an nichts mehr erinnern zu können, was für mich ebenfalls etwas unglaubwürdig war. Auch als sie sich weigert, sich wegen ihrer vorgetäuschten Amnesie in ärztliche Behandlung zu begeben oder einem DNA-Test zuzustimmen, wird niemand stutzig, obwohl sich ein Entführungsopfer diesbezüglich sicher kooperativer zeigen würde.
Allerdings trägt das rätselhafte, mitunter auch absurde Verhalten der Figuren enorm zum Spannungsaufbau bei, denn ich hätte wirklich jedem Protagonisten zugetraut, an Rebeccas Verschwinden schuld zu sein, sie entführt oder gar ermordet zu haben. Immer wieder wird der Verdacht also auf eine andere Person gelenkt, sodass ich bis zum Ende der Geschichte keine Ahnung hatte, was dem Mädchen zugestoßen sein könnte oder ob es womöglich gar nicht mehr am Leben ist. Eines muss man diesem Thriller nämlich lassen – die Spannungskurve steigt von Seite zu Seite kontinuierlich an und reißt bis zum Schluss nicht ab. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, sodass ich jeden Verdacht erneut verwerfen musste und das Ende für mich wirklich vollkommen unvorhersehbar war. Leider war es auch sehr überkonstruiert, und wenn man den Ausgang der Geschichte dann kennt, offenbaren sich im Nachhinein bedauerlicherweise auch ein paar kleine Logikbrüche.
Anna Snoekstras Debüt ließ sich jedoch sehr schnell und flüssig lesen, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und es gelingt ihr auch, die Spannung stets aufrechtzuerhalten. Und so war Ihr letzter Sommer für mich ein fesselnder, durchaus solider und unterhaltsamer Thriller für Zwischendurch, dem es jedoch leider an psychologischer Tiefe und Glaubwürdigkeit fehlte.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Nicht schlecht, aber auch nicht übertrieben überraschend

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Ist es wirklich so einfach in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen? Eine Person, die verschwunden ist, die man aber nie kennen gelernt hat? Diese Frage stellte sich mir, nachdem ich den Klappentext ...

Ist es wirklich so einfach in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen? Eine Person, die verschwunden ist, die man aber nie kennen gelernt hat? Diese Frage stellte sich mir, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte. Es machte mich neugierig. Neugierig auf die Geschichte der echten und der falschen Rebecca Winter. Wie stellt sie das an? Man muss schon sehr gut darin sein, Menschen zu manipulieren um für jemand anderen gehalten zu werden.

Nachdem die junge Herumtreiberin gefasst wurde und von der Polizei zu ihrer Familie zurückgebracht wurde, ist sie tatsächlich von dieser als Rebecca aufgenommen worden. Sie lebt deren Leben. Trägt ihre Kleidung, trifft ihre alten Freunde, sitzt mit der Familie an einem Tisch und nichts wird von deren Seite hinterfragt. Den lästigen Polizisten, der nicht locker lassen will, wird sie nach ein paar Tagen auch los. Ihrem neuen Leben steht nichts mehr ihm Weg. Doch dann bekommt die Presse Wind von ihrer Rückkehr, auch in der Familie scheint nicht alles ganz rund zu laufen. Bald hat sie einen schlimmen Verdacht. Sie will Rebeccas Verschwinden aufdecken, denn das ist sie ihr schuldig. Doch sie will auch überleben …..

Der falschen Rebecca ist es wirklich leicht gefallen, den Menschen etwas vorzumachen. Darin hat sie Erfahrung, das kann sie ganz gut. Mir als Leserin blieb es trotzdem schleierhaft, dass sie so leicht in der Rolle der Rebecca akzeptiert wurde. Was verbergen die Eltern und die Brüder? Da stimmt doch etwas nicht. Alles wirkte recht oberflächlich, keiner aus ihrer Familie oder aus dem nähern Umfeld wollte wirklich genaueres über ihr Verschwinden wissen. Auch der zuständige Polizeibeamter, ließ sich recht schnell vertrösten. Sogar die angeordneten Untersuchungen meisterte sie spielendleicht. Hmhmhm, nicht alles ganz logisch aber ok.

Rebecca lernt man als Leser richtig gut kennen. Ihre Geschichte wird in immer wiederkehrenden Abschnitten erzählt. Sie ist präsent und ich fühlte mich mit ihr sehr verbunden. Ein typischer Teenager, der mit seinen Freunden rumhängt, arbeitet, aber auch in den Tag hinein lebt. Alles ganz harmlos und doch wieder nicht.

Die falsche Rebecca fand ich sehr oberflächlich. Aber das ist sie auch, zumindest wenn sie von ihrem früheren Leben erzählt. Sie bleibt auch bis zum Ende hin Namenlos. Was es auch schwierig macht mit ihr „warm“ zu werden. Für mich war sie nur eine Person, die sich für jemand anders ausgibt, sich wenig um andere schert. Sie erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Dadurch hat man als Leser zwar viel Raum für eigene Spekulationen, macht es aber nicht wirklich spannen. Auch blieben die anderen Charaktere dadurch recht durchsichtig.

Der Geschichte selber ist nicht schlecht. Spannend fand ich sie nicht wirklich. Auch psychologisch hat sie nicht wirklich Tiefe. Die Sprache ist locker und die Charaktere ziemlich jugendlich gehalten. Ein einfach zu lesender leichter Roman mit einigen Twist und einem doch überraschenden Ausgang.

Mein Fazit:

Nicht schlecht, aber auch nicht übertrieben überraschend. Einiges war nicht logisch und alles lief zu glatt für die falsche Rebecca, als dass ich es wirklich als spannend betrachten könnte. Eher etwas für jugendliche Leser.