Darum geht's
Tessas Traum geht in Erfüllung, sie zieht endlich nach Seattle um dort zu arbeiten und ihr Studium fortzusetzen. Noch schöner wäre es, wenn Hardin mitkommen würde, aber er weigert sich.
Das sage ich dazu...
Ja, richtig gesehen, ich habe auch den dritten Teil gelesen. Warum? Gute Frage, die nächste bitte! Vielleicht weil ich mich so gerne aufrege, denn das konnte ich während dem Lesen dieses Buches ziemlich gut.
Schon auf den ersten Seiten ist mir Hardin mit seiner herrischen Art und seiner Manipulation zu wider. Er will unbedingt seinen Willen durchdrücken und Tessa davon abhalten in die Stadt ihrer Träume zu ziehen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, Lug und Trug wohin das Auge sieht. Wenn man an einen Punkt kommt, an dem zwei Leute einfach völlig unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen haben, dann sollte man sich ziehen lassen. Nicht so die beiden. Die Klammern umso mehr. Der Versuch sich „Raum“ zu geben scheitert schon nach ein paar Tagen und schon wieder befinden wir uns mitten in diesem Abhängigkeits-/Sexmodus, den die beiden als Liebe bezeichnen. Und das ist spätestens auch die Stelle, an der ich mich mal wieder Frage, ob junge Frauen, bevorzugt die Autorin sich wirklich so eine Beziehung wünschen. Obwohl Hardin immer wieder betont, dass er sich ändern möchte, also weg vom aggressiven, bevormundenden und besitzergreifenden „Idioten“, kann ich nichts dergleichen erkennen. Er fällt immer wieder in die alten Verhaltensmuster. Und auch Tessa erwähnt mehrfach, dass sie unabhängiger sein möchte und dennoch hängt sie bei jedem kleinesten Problem an jemandes Rockzipfel, vorzugsweise an Hardins. Ich finde die beiden noch nerviger als in den vorangegangen Büchern.
Am schlimmsten ist das ganze Gerede über Tessas und Hardins differenzierte Einstellung zum Thema Ehe und Kinder. Das sind doch keine Themen, bei denen man Kompromisse schließt. Entweder beide wollen das oder eben nicht. Das will mir nicht in den Kopf. Mal davon abgesehen ist die Erotik in diesem Teil ein wenig erwachsener geworden, obwohl Tessa sich immer noch wie eine zwölfjährige benimmt, wenn Hardin etwas sagt, dass bereits seit Jahren unter Jugendlichen als normal gilt. Sex dient hier übrigens weiterhin als Allheilmittel gegen Kummer und Streitereien. Gesund ist das sicher nicht.
Ich möchte hier nicht unbedingt als Moralapostel dastehen, aber das Buch spielt in den USA und soweit ich weiß, darf man dort zwar mit 16 Auto fahren, aber Alkohol ist erst ab 21 erlaubt. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Das mal als Fakt. Und in Anbetracht dessen wird den U21ern dort unheimlich viel Alkohol ausgeschenkt, sei es in einer Bar, von Familienmitgliedern oder erwachsenen Freunden. Während Hardin irgendwann die Kurve bekommt, greift Tessa ungewöhnlich oft zum Glas. Man erinnere sich, beide haben Alkoholsüchtige in der Familie. Ist mir nur merkwürdig aufegfallen.
Und die Story zieht sich einfach nur, dass es eigentlich schon fast unverschämt ist. Die ganzen Irrungen und Wirrungen, Missverständnisse und Streitigkeiten, im Grunde das ganze Konstrukt um Tessa und Hardin herum, ist doch nur da, damit die beiden sich mindestens fünf Mal in Trennen um wieder zusammen zu kommen. Einfach nichtssagend. Und weil das Buch dadurch offensichtlich noch nicht lang bzw. dick genug war, hat Anna Todd noch ein paar Charaktere einfließen lassen, deren einzige Aufgabe nicht das Weiterbringen der Geschichte, sondern einzig und allein das Aufblähen ist. Die Charaktere sind ebenso flach wie die „geliebten“ Protagonisten und mindestens genauso Nerv tötend.
Jedenfalls gleicht das Buch (und die anderen davor) GZSZ in schriftlicher Form, Drama um Drama, kaum hat man eins bewältigt, taucht das nächste auf (Drama, Baby!). So gibt es natürlich am Ende eine (ich sag es ungern noch einmal, aber es ist so) „dramatische“ Wendung mit Cliffhanger. Obwohl dieser eigentlich keiner ist, weil jeder halbwegs intelligente Mensch von alleine drauf kommt. Aber irgendwie muss ja ein vierter Band gerechtfertigt werden.
Und zum Schluss...
Tja, ich habe nicht wirklich was anderes erwartet, somit kann man behaupten, ich habe genau das bekommen, was ich wollte. Ein ziemlich dickes und dafür recht nichtssagendes Buch mit unendlich vielen Dramen, die mir nur noch ein Gähnen entlocken konnten.