Cover-Bild Rosaleens Fest
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.08.2016
  • ISBN: 9783328100232
Anne Enright

Rosaleens Fest

Roman
Hans-Christian Oeser (Übersetzer)

Rosaleen ist eine Frau, die nichts tut und von den anderen alles erwartet. Sie ist Mitte siebzig, die Kinder gehen schon lange ihre eigenen Wege. Da entscheidet sie sich, Ardeevin, das Haus, in dem die vier groß geworden sind, das voller Erinnerungen an Glücksmomente und Verletzungen steckt, zu verkaufen – und lädt zu einem letzten Weihnachtsfest ein. Die Geschwister reisen mit diffuser Hoffnung auf Versöhnung an – und doch endet auch dieses Weihnachten, wie noch jedes geendet hat.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Ein Gefühl für die feinen Nuancen

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Der Roman „The Green Road“ wurde von Anne Enright geschrieben und von Penguin Random House 2015 veröffentlicht. „The Green Road“ handelt davon, wie familiäre Beziehungsdynamiken das (Liebes-) Leben von ...

Der Roman „The Green Road“ wurde von Anne Enright geschrieben und von Penguin Random House 2015 veröffentlicht. „The Green Road“ handelt davon, wie familiäre Beziehungsdynamiken das (Liebes-) Leben von Kindern nachhaltig prägen kann.

Die Geschichte dreht sich dabei hauptsächlich um die Kinder der Familie Mardigan, welche unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen haben und dadurch unterschiedliche, aber gleichsam prägende, Erfahrungen sammeln konnten. Wie ein roter Faden ziehen sich dabei ihre Erfahrungen mit Partnerschaften und Liebe durch das Buch, welche sie zu ihrem ersten Weihnachtsfest nach mehreren Jahren führen und Konflikte nach sich ziehen.

Dabei wird das Thema des Buches schnell deutlich: Sie alle wurden auf unterschiedliche Weise durch ihr Elternhaus und Umfeld geprägt, was die Familie Mardigan auf unterschiedlichen Weisen in ihrem Umgang mit dem Thema Liebe und Partnerschaft beeinflusst hat. Daran soll deutlich werden, welchen Einfluss die Familie und das Umfeld auf die Entwicklung und das Handeln von Kindern hat, welches so auch an die nächste Generation weitergetragen wird.

Der Schreibstil ist dabei einfach und eingängig, wobei es Passagen und Gespräche gab, welche Hintergrundwissen über das Jargon der unterschiedlichen Szenen und Milieus, in denen die Handlungen spielten, benötigte, um den Verlauf besser nachvollziehen zu können. Dabei werden die Besonderheiten der irischen Alltagssprache berücksichtigt und in manchen Fällen sogar betont.

Dabei zeichnet sich der Roman durch die Gespräche und Handlungen aus, da das empathiehafte und intelligente Framing der Szenen und Gespräche dafür sorgen, dass man mit Anspannung die Reaktionen der Figuren erwartet. Elegant wurde mit den Begriffen und der Alltagssprache der unterschiedlichen Milieus gespielt und das Augenmerk auf vermeintliche Kleinigkeiten gelenkt, die die Handlung und das Gesagt in einem neuen Licht erscheinen ließen, was so sonst schwer einzufangen ist. Es wurden Nuancen betont, die einen tieferen Einblick in das Gefühlsleben der jeweiligen Figuren erlaubten, wie es eine bloße Beschreibung nicht ermöglicht hätte. Das hat so zu mehr Verständnis für die Reaktionen der Mardigan-Kinder geführt und auch Mitgefühl hervorgerufen. So musste man sich an vielen Stellen fragen, welche Nuancen man selbst im Alltag verpasst hat, die auf so viel mehr hätten schließen lassen können.

Die Handlung ist dabei schlüssig aufgebaut und ist gezielt auf Ereignisse eingegangen, welche für die Prämisse von Bedeutung sind: Meist lag der Fokus auf momentan stattfindenden Beziehungen oder in der Betrachtung der Ursachen für das Handeln der Charaktere. Dabei erzwang Enright niemals Handlungen oder Ereignisse, welche zu abrupten und Charakteruntypischen Handlungen führten, sondern ließ das alltägliche Handeln der Charakter die Geschichte dirigieren. So waren es die Konsequenzen des Handelns die Ursache für Konflikte und Auseinandersetzungen, obwohl es sich bei dem Handeln meist nur um unüberlegte Kleinigkeiten handelte.
Diese Art der Geschichtenerzählung führt dazu, dass sich die Handlungen wie ein Spinnennetz miteinander verknüpfen und so ein Gesamtbild über die Figuren und ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte gezeichnet wird. Dabei wirkten die Reaktionen und Konsequenzen authentisch und nachvollziehbar.

Insgesamt konnte die Autorin mit Menschenkenntnis und mit einem Auge für feine Nuancen emphatisch das Seelenleben einer Durchschnittsfamilie darstellen und in Zusammenhang mit ihrem Aufwachsen stellen.

Dabei zeichnet sich das Buch dadurch aus, dass es keine großes Familiendrama darstellt, sondern eine Alltagfamilie begleitete und dadurch zeigt, wie klein erscheinende Ereignisse und Unausgesprochenes die Beziehungsdynamiken innerhalb der Familie das Leben der Betroffenen nachhaltig prägen. Dabei sind die kleinen Eindrücke die Enright darstellt so aussagekräftig, dass man an vielen Stellen dazu gezwungen war, eigene Erlebnisse zu reflektieren und sich zu fragen, was man selbst verpasst hat und zu ganz neuen Schlüssen hätte führen können – wenn man präsenter gewesen wäre oder nicht nicht auf starre Annahmen behaart hätte.

Gerade durch die Normalität der Mardigan-Familie wird deutlich, wie Signifikat solche Kleinigkeiten sind, da sie nicht direkt Konsequenzen nach sich ziehen, sondern erst zu Tage treten, wenn bereits Wunden entstanden sind und zuvor starke Dämme haltlos brechen.

Deswegen kann ich das Buch ohne weiteres empfehlen, obwohl ich davon ausgehe, dass gerade diejenigen dadurch unterhalten werden, welche sich gerne mit Familien- und Beziehungsdynamiken beschäftigen.
Es gibt keine herausragende Handlung, welche in einem grandiosen Höhepunkt endet, aber dafür wird der Fokus auf kleine Gesten und die vielen Nuancen im zwischenmenschlichen Zusammensein gelegt, was umso beeindruckender sein kann – vorausgesetzt, man traut sich auch über eigene Erfahrungen zu reflektieren.

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