Cover-Bild Protokoll einer Annäherung
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Otto Müller Verlag GmbH
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 141
  • Ersterscheinung: 24.09.2024
  • ISBN: 9783701313242
Anne Korth

Protokoll einer Annäherung

Marie verbringt die Semesterferien mit ihrer besten Freundin Sara am See, in Cafés oder in der Bibliothek. Dort trifft sie auf Robert, den sie über einige Tage hinweg beobachtet, bevor sie ihm ihre Handynummer in den Fahrradkorb legt. Robert meldet sich, doch über der sich entwickelnden Liebe liegt ein Schatten, der Marie durch die Straßen verfolgt, vorbeihuscht am See, von Baum zu Baum pirscht, kommt, um sie zu holen. Marie erzählt Robert von der vorangegangenen Beziehung zu K. und dem Übergriff. Wenn sie Robert küsst, kommt ihr K. in den Sinn. Und dann ist da noch jemand anwesend, anfangs geisterhaft, körperlos: ein Ich, das sich selbst als Erzählerin der Geschichte von Marie bekannt macht und den Verlauf der Liebesgeschichte des jungen Paares in protokollartigen Episoden schildert. Sie begleitet sie durch ihren Alltag, der zwischen spielerischer Leichtigkeit und destruktiver Unnahbarkeit schwankt, bis sie selbst ein Teil der Geschichte wird.

In ihrem herausragenden Debütroman geht Anne Korth der Frage nach, ob ihre Protagonistin nach einer erlebten Gewalterfahrung wieder in die Gegenwart zurückfinden kann, in der die Liebe nicht mehr ein Ort der möglichen Bedrohung ist und ein Schatten eben nur dieser dunkle Bereich neben dem eigenen Körper, wenn er im Licht steht.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei MarieOn in einem Regal.
  • MarieOn hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2024

Literarische Aufarbeitung eines sexistischen Gewalterlebnisses

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Ende des Semesters. Der See, Birken mit weißer Rinde, Geruch von modrigem, die Fahrräder, Sara vor ihr Wind im Haar und dann der See, Erlösung von der klebrigen Hitze.

Zuvor die Bibliothek mit der Empore, ...

Ende des Semesters. Der See, Birken mit weißer Rinde, Geruch von modrigem, die Fahrräder, Sara vor ihr Wind im Haar und dann der See, Erlösung von der klebrigen Hitze.

Zuvor die Bibliothek mit der Empore, alte Steintreppen hinauf, das Bild mit den Frauen, die eine im goldfarbenem seidenem Rock geht vorbei. Eine andere im roten Kleid beugt sich über den Brunnen, hält den Stiel einer Blume hinein, vorsichtig. Dann ein Fremder, den sie zuvor auf der Empore gesehen hat, mit dem sie keine Blicke tauscht, weil sie zu Boden schaut.

In ihren Erinnerungen an die Stadt H. geraten die Ereignisse durcheinander.

Die Bibliothek zum Beispiel liegt direkt neben dem See, wenn ich nicht aufpasse, führt die Schwingtür des Lesesaals aus dem Sommer 2018 direkt in das Schlafzimmer von 2016. Der Raum, der mich zu sich zieht und von dem die größte Gefahr ausgeht, der Raum, der sich vor mich stellt und alles andere zum Verschwinden bringt. Ich muss die Ordnung der Dinge halten. S. 15

Sie trifft sich mit dem Fremden aus der Bibliothek auf einer Bank. Sie sprechen, tasten sich ab, lachen. Robert und Marie. Je näher Robert ihr kommt, desto länger werden die Schatten, die sie zu verfolgen scheinen.

Marie beginnt zu schreiben, was ihr in den Sinn kommt, findet Wörter, die ihren Körper verlieren, nebulöses Entsetzen einfangen, verwandeln. Freischreiben in einen weiten Raum, in dem etwas anderes möglich wird, zum Beispiel eine Liebesgeschichte.

Fazit: Anne Korth entwickelt in ihrem Debüt eine junge Frau, die Gewalterfahrung erlebt hat. Sie zeigt ihre Protagonistin in der dritten Person. Die Geschichte lebt hauptsächlich von Umgebungsbeschreibungen, was die Charaktere blass erscheinen lässt und Marie von mir distanziert. Nur am Rande lässt die Autorin durchblicken, dass etwas Einschneidendes passiert sein könnte. Als besonderes Stilmittel hat Anne Korth ihrer Protagonistin ihr eigentliches Ich an die Seite gestellt, das sie beobachtet und ihr wie ein Schatten folgt. Die Eindrücke dieses Ichs werden im Präsens erzählt. Während Marie versucht, Vertrauen zu Robert zu finden, arbeitet ihr abgespaltetes Ich das erniedrigende Erlebnis ab. Das Ende ist versöhnlich und heilsam. Nichts an der Geschichte ist konkret oder greifbar. Die Autorin lässt Raum für Interpretationen. Nicht ganz so befriedigend, aber sicher ein besonderes literarisches Bonbon.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Ein gelungenes Debüt

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»Manchmal, sagt er, ist mir die Welt um mich herum wie ein Bild, das ich mir anschaue, oder wie ein Film, von dem ich fasziniert bin, und ich wünsche mir dann, auch Teil davon zu sein, doch ich weiß nicht ...

»Manchmal, sagt er, ist mir die Welt um mich herum wie ein Bild, das ich mir anschaue, oder wie ein Film, von dem ich fasziniert bin, und ich wünsche mir dann, auch Teil davon zu sein, doch ich weiß nicht wie?«

Maries Leben ändert sich plötzlich. Als ein junger Mann namens Robert und sie in der Bibliothek Blicke tauschen und sie ihm einen Zettel mit ihrer Nummer in den Gepäckträger seines Fahrrads wirft, folgen erste Treffen und ein gegenseitiges, langsames Kennenlernen. Eigentlich die perfekte Liebesgeschichte, würden sich nicht ständig belastende Erinnerungen an ihren Ex-Freund K., welcher nach einem erneuten Treffen bereits nach der Beziehung, ihr gegenüber übergriffig wurde. Jetzt hat Marie Schwierigkeiten sich auf Nähe einzulassen und fühlt sich verfolgt, schließlich kann sie nicht vergessen. Als zudem ihre beste Freundin Sara die Stadt verlässt, belastet sie das noch mehr.
Eine besondere Rolle kommt der Ich-Erzählerin zu, die eine teils außenstehende Perspektive einnimmt und sich überraschend mitten im Geschehen wiederfindet.

Leise, sanft und einfühlsam wird der Text von Anne Korth skizzenhaft erzählt. Oftmals werden Eindeutigkeiten bewusst ausgelassen, um sie der Fantasie der Lesenden anzuvertrauen. Dabei beschäftigt sich das Buch in erster Linie mit der Bewältigung von Maries Erlebnissen mit K. und wie sie damit umzugehen versucht, bis diese sie wieder unerwartet einholen.

Leider fehlt diesem Roman eine gewisse Tiefe, welche den oberflächlichen Schilderungen der Figuren Leben eingehaucht hätte. Zwar sind die zahlreichen Dialoge brilliant geschrieben, aber bis auf einige Charakterisierung bleiben die Protagonisten, geschweige denn die wenigen Randfiguren, nur Skizzen ihrer selbst. Doch wahrscheinlich war das genauso gewollt. Schade, schließlich hätte ich gern mehr über die Figuren, ihr Vorleben und besonders ihre Gedanken erfahren.

Nichtsdestotrotz ist der Debütroman von Anne Korth ein gelungenes Buch, auch wenn er mich persönlich nicht über die Maßen begeistern konnte.

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