Ruhige Liebesgeschichte, die mich leider nicht abholen kann
Das Cover des Buches gefällt mir außerordentlich gut. Es wirkt leicht, romantisch und passt nahezu perfekt zum Inhalt der Geschichte. Durch das helle Blau und die weißen Schneeflocken weiß man sofort, ...
Das Cover des Buches gefällt mir außerordentlich gut. Es wirkt leicht, romantisch und passt nahezu perfekt zum Inhalt der Geschichte. Durch das helle Blau und die weißen Schneeflocken weiß man sofort, dass sich das Buch mit dem Eislaufen beschäftigen wird, ohne dass es einem aufgedrängt wird.
Die Geschichte hat mich auf den ersten Blick gereizt: Für Lucy gibt es nichts Schöneres als das Eislaufen, auch wenn ihre Eltern das nicht verstehen können und sie dazu drängen, ihr Marketing-Studium wieder aufzunehmen und anschließend in ihrer Firma einzusteigen. Das will Lucy auf jeden Fall verhindern, aber sie hat nur noch den einen Wettbewerb, um zu beweisen, dass sie das Eislaufen auch beruflich machen kann, doch sie hat das Gefühl festzustecken und niemanden zu haben, der sie versteht. Doch dann läuft ihr der kleine Mika vor die Schlittschuhe und sie lernt dessen Bruder Jules kennen, der sofort etwas in ihr berührt. Sie kann sich zwar eigentlich keine Ablenkung leisten, zu wichtig ist der nächste Wettkampf, aber je mehr Zeit sie mit Jules verbringt, desto mehr rückt das ganze Eislaufen in den Hintergrund, doch Jules hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und diese stellen sich ihrem Glück in den Weg.
Die NXT-Reihe war für mich eine der Highlights der letzten Jahre und aus diesem Grund habe ich mich schon riesig auf dieses Buch gefreut, zumal ich die Thematik des Eislaufens super spannend finde. Leider konnte mich dieses Buch aber nicht so richtig abholen. Das lag allerdings nur bedingt am Schreibstil, weil ich die Art mag, wie Anne Pätzhold schreibt. Sie hat eine leise, unaufgeregte Art zu erzählen, die ich wirklich sehr mag, die hier das Buch aber leider auch etwas langatmig erscheinen lässt.
Auch wenn ich gespannt auf die Geschichte war, konnte sie mich von Anfang an, nicht so richtig, in ihren Bann ziehen. Das liegt auch daran, dass ich mich mit Lucy und Jules extrem schwertat. Ich konnte bei ihr nie so richtig verstehen, wie es passieren konnte, dass sie so einsam ist und keinerlei Verbindung zu ihren Eltern hat, obwohl sie früher nun wirklich eine gute Beziehung zueinander hatten. Zwar kann ich nachvollziehen, dass Lucy sich nicht genug unterstützt fühlt, aber dass sie sich von allen Menschen abschotten und einzig zu ihrem Kaninchen Bunny eine engere Beziehung aufrechterhält. Zumindest eine gute Freundin oder ein besseres Verhältnis zu den anderen Eisläufern hätte ich gut gefunden, auch weil ich es mir nicht vorstellen könnte, keinen einzigen Menschen zu haben, der mir nahesteht. Deswegen fiel es mir auch so schwer, eine Beziehung zu Lucy aufzubauen, obwohl die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, auch weil ich oft das Gefühl hatte, dass sie gar nicht merkt, wie sehr sie selbst daran Schuld ist, dass sie alle Menschen um sich herum, mindestens eine Armlänge auf Abstand hält. Bei Jules fiel es mir etwas leichter, weil ich es sympathisch fand, wie unsicher er sich immer wieder handelte, einfach weil ihm Lucy und ihre Meinung vom ihm so wichtig war. Zudem fand ich es sehr rührend, wie wichtig ihm sein kleiner Bruder ist und konnte gut verstehen, dass er alles für ihn tut. Dennoch fehlten mir auch hier irgendwie die Emotionen. Ich hatte zwar Mitgefühl mit Jules und vor allem mit Mika, aber weil Lucy häufig so unterkühlt wirkt und sie die Geschichte erzählt, konnte ich mit den beiden nicht so richtig mitleiden. Auch Lucys Leidenschaft für das Eislaufen wurde für mich gar nicht deutlich, vielleicht weil sie durch den Druck auch etwas von der Freude daran verloren hat, es wäre dann aber vielleicht nicht verkehrt gewesen, direkte Rückblenden aus ihrer Vergangenheit einzubinden, um zu zeigen, was der Sport ihr damals bedeutet hat.
Mir fehlte zudem an manchen Stellen ein bisschen der Inhalt. Das klingt schlimmer als es ist, aber das Buch hat immerhin fast 500 Seiten und für mich viel zu oft, versinkt Lucy in ihren Grübeleien, hadert mit sich selbst und ihrer Umwelt. Das ist in gewissem Maße für mich vollkommen okay, gehört sogar zu dieser ruhigen Art zu Erzählen und dieser Art von Geschichte, aber dadurch passiert auch manchmal sehr wenig. Böse gesagt, hätte man nahezu die Hälfte des Buches zusammenstreichen können, ohne dass man viel Inhalt dadurch verloren hätte.
Alles in allem ist es eine ruhige, durchaus schöne Liebesgeschichte, die mich aber leider nicht abholen konnte, weil ich mit den Charakteren nicht warm wurde und mir ein wenig die Emotionen fehlten. Es mag aber auch an einer persönlichen Stimmung gelesen habe, hätte ich das Buch direkt in der Weihnachtszeit und nicht zwischendurch im Zug gelesen, hätte mir vielleicht gerade das Leise, das Unaufgeregte gut gefallen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen will, aber eigentlich war Aaron der Charakter, der mir in diesem Buch am meisten im Gedächtnis geblieben ist und ich will wissen, wie seine Geschichte ausgeht.