Faszinierende Persönlichkeit
Anne Beaumanoir ist eine mir bisher nicht bekannte Persönlichkeit der französischen Historie. Geboren und aufgewachsen in der Bretagne schließt sie sich in ihrer Jugend der Réstistance an, wird Mitglied ...
Anne Beaumanoir ist eine mir bisher nicht bekannte Persönlichkeit der französischen Historie. Geboren und aufgewachsen in der Bretagne schließt sie sich in ihrer Jugend der Réstistance an, wird Mitglied in der Kommunistischen Partei. Während des Zweiten Weltkrieges rettet sie zwei jüdische Jugendliche bringt sie in verschiedenen Verstecken unter. Auch nach dem Krieg kommt die Heldin nicht zur Ruhe. Ihr Gerechtigkeitssinn lässt sie sich für die Befreiung Algeriens von der französischen Herrschaft einsetzen.
Anne Weber erzählt die Geschichte Anne Beaumanoirs in literarisch sehr ansprechenden Versen. Beim Lesen entsteht dadurch ein schöner Rhythmus. Die Aufbereitung des historischen Stoffes wirkt, als würde Anne Beaumanoir gerade selbst aus ihrem Leben berichten. Als Leser ist man Augenzeuge dieses Berichts. Wie beim Erzählen üblich, hat sie nicht immer alle Details punktgenau parat, sie schweift ab, kommt zu einem späteren Zeitpunkt auf Themen wieder zurück. Insgesamt entsteht ein glaubwürdiges Gesamtbild, das einer Biografie gleicht und doch irgendwie ganz anders daherkommt. Diese Vorgehensweise ist stilistisch genial.
Anne Beaumanoir selbst ist eine faszinierende Persönlichkeit. Ihr Tun wird bestimmt von ihren Idealen, die sie für keinen Preis der Welt verrät. An Macht für sich selbst scheint sie nicht interessiert zu sein. Gleichzeitig ist sie eine Mutter, der es das Herz zerreißt, weil sie weit entfernt von ihren Kindern leben muss. Auch Schwächen sind ihr nicht fremd, sie hat eine Schwäche für attraktive Männer. Da sie nicht nur eine Heldin ist, sondern auch eine ganz normale Frau, mag ich sie. Die Autorin hat meine Sympathie noch verstärkt, indem sie ihre Heldin eben gerade nicht auf ein überhöhtes, perfektes Denkmal stellt.
Ein ganz toller Roman, den ich sehr gern weiterempfehle, aus meiner Sicht zu Recht mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.