In „Meerzahl“ erzählt die Autorin Annette Freudling die Geschichte von Hannah und Viktor. Hannah und Viktor sind ein nicht mehr ganz junges Paar, welches seit einiger Zeit vergeblich auf Nachwuchs hofft. Nach verschiedenen Untersuchungen und Therapien bleibt nur noch die künstliche Befruchtung. Diese letzte Hoffnung treibt das Paar nicht nur in den finanziellen Ruin, der unerfüllte Kinderwunsch strapaziert auch die Beziehung und wird zur Zerreissprobe für die Liebenden.
Der Roman wird aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Hannah erzählt. Daher liegt der Fokus vor allem auf ihrer Gefühlslage, ihren Eindrücken, Wünschen und Sehnsüchten. Über Viktors Innenleben erfährt der Leser nur durch die Konversationen und Interaktionen mit Hannah.
In Hannahs Erzählung kommt es auch immer wieder zu Rückblenden, in welchen sie Ereignisse aus ihrer Kindheit wiedergibt und quasi nochmals erlebt. Da die Rückblenden nicht durch eine andere Schrift oder Übertitel eingeleitet werden, dauert es manchmal eine Weile bis man erkennt, dass es sich um eine Rückblende handelt. Dies hemmt den Lesefluss verschiedentlich, da man sich erst wieder auf den zweiten Erzählstrang einstellen muss. Zudem ist nicht wirklich klar, welchen Sinn die Rückblenden haben respektive warum diese für den momentanen Zeitverlauf von Bedeutung sind. Selbst als Hannah gegenüber ihrer Schwester die Beweggründe für ihr Handeln offenlegt, sind die Episoden aus ihrer Vergangenheit zweitranging.
Die Sprache ist leicht verständlich, die Sätze jedoch öfters sehr lang und verschachtelt. Sätze über mehrere Zeilen – öfters auch acht oder mehr Zeilen lang – fordern den Leser zuweilen heraus. Die Handlung an sich ist nachvollziehbar und folgt, abgesehen von den Rückblenden, einem roten Faden. An manchen Stellen wäre eine übergeordnete, (er)klärende Stimme wünschenswert gewesen. Auch wäre es schön gewesen mehr darüber zu erfahren, was in den anderen Personen vor sich geht.
Alles in allem schafft es Freudling das Porträt einer der Verzweiflung nahen Frau, die ihre innere Uhr immer stärker ticken hört, zu zeichnen. Eine solche Situation ist weder amüsant noch von Leichtigkeit geprägt. Sie ist anstrengend, tragisch und zeitweise kaum ertragbar. Genau dies wird in „Meerzahl“ aufgezeichnet.