Verzwickter Krimi mit Raum für Verbesserungen
In dem Dömitz/Elbe Krimi „Zu Asche verbrannt“ von Arnold Clancy wird der junge Waise Alex neben einem Friedhof ermordet und verbrannt. Die Ermittler, Ernest Verhoef und Henrick Rudenko, verdächtigen zunächst ...
In dem Dömitz/Elbe Krimi „Zu Asche verbrannt“ von Arnold Clancy wird der junge Waise Alex neben einem Friedhof ermordet und verbrannt. Die Ermittler, Ernest Verhoef und Henrick Rudenko, verdächtigen zunächst zwei Freunde des Jungen, die angeblich Buntmetall auf dem Friedhof stehlen wollten. Doch nach und nach kommen viele Ereignisse aus der Vergangenheit ans Licht, die die Ermittlungen immer wieder in neue Bahnen lenken, viele Verdächtige tauchen auf. Doch der Mörder hat noch nicht genug…
Die Geschichte ist wunderbar verzweigt und die Auflösung bis zum Ende nicht vorhersehbar. Allerdings wirkt das Motiv des Mörders sehr schwach und konstruiert. Der Autor hat einen kompletten, komplizierten Kriminalfall auf gerade einmal 126 Seiten beschrieben. Dadurch ist das Tempo der Geschichte sehr hoch, aber leider kommen dabei die Nebenstränge, die kleinen, privaten Scharmützel der Ermittler, ihr Charakter, etc., die meines Erachtens sehr wichtig für ein gutes Buch sind, zu kurz. Verhoef und Rudenko bleiben farblose Gestalten. Zu Beginn des Buches werden so schnell so viele Figuren eingeführt, dass bei mir zwischendurch der Überblick verloren gegangen ist. Dabei konnte ich keinen Sympathieträger ausmachen, mit dem ich mich hätte identifizieren können. Alle haben irgendetwas auf dem Kerbholz. Der Einstieg in die Geschichte ist etwas lahm, der Mord an Alex bereits geschehen. Meiner Ansicht nach hätte der Autor in einem Prolog die Tat geschehen lassen sollen, um die Leser gleich zu Beginn zu fesseln. Im weiteren Verlauf der Geschichte schreckt er nicht vor genauen Morderzählungen zurück. Der Schluss hat das Potenzial spannend zu sein, konnte mich jedoch nicht wirklich mitreißen, weil mir die Figuren zuvor nicht nahe genug gebracht worden sind. Außerdem trüben einige, für mich störende, sprachliche/stilistische Ungenauigkeiten das Lesevergnügen, z.B. eine inflationäre Plusquamperfekt Verwendung und eine zu gestelzte Ausdrucksweise bei der wörtlichen Rede der jungen Männer.
Eine verzwickte Geschichte, bei der man den Mörder und sein Motiv wirklich erst am Schluss erkennt. Mit einer gründlichen Überarbeitung und Erweiterung könnte ein guter Krimi daraus werden.