Cover-Bild Gstaad
Band 464 der Reihe "Die Andere Bibliothek"
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: AB - Die Andere Bibliothek
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 06.09.2023
  • ISBN: 9783847720553
Arnon Grünberg

Gstaad

Roman
Rainer Kersten (Übersetzer)

Das frühe Meisterwerk des niederländischen-Bestseller-Autors – erstmals auf Deutsch

Menschen, die nichts werden können, müssen das werden, was sie spielen. Für den jungen François Lepeltier, der hier scheinbar unbedarft seine Lebensgeschichte ausbreitet, ist das die Essenz des Überlebens. Von der Mutter, einem Zimmermädchen mit kleptomanischen Anwandlungen, wird François in der Pension Sonnenhügel in Baden-Baden aufgezogen. In Stuttgart gibt er sich als Zahnarzt aus, bevor er als Portier und Skilehrer reüssiert – Etappen auf dem Weg zum Gipfel seiner Karriere: François wird Sommelier im noblen Palace Hotel, hoch oben in den Bergen von Gstaad in der Schweiz. Doch wer so hoch aufgestiegen ist, der kann nur fallen. Im Gewand eines Schelmenromans wirft Arnon Grünberg einen tiefen Blick in menschliche Abgründe. Entstanden ist ein rabenschwarzer, sarkastischer Roman, der seine Leser abwechselnd lachen und schaudern lässt. 

»Ein Buch wie ein Beil. Nach der Lektüre spürt der Leser in sich einen unermesslichen, gähnenden Abgrund.« NRC Handelsblad

»Voll grimmiger Komik und Unerbittlichkeit« The New York Times

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2023

Unappetitlich

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Der Vater stirbt schon kurz vor seiner Geburt, die Mutter mit nicht einmal zwanzig Jahren scheint überfordert. Francois Lepeltier verbringt seine Kindheit in verschiedenen Hotelzimmern, in denen Mathilde ...

Der Vater stirbt schon kurz vor seiner Geburt, die Mutter mit nicht einmal zwanzig Jahren scheint überfordert. Francois Lepeltier verbringt seine Kindheit in verschiedenen Hotelzimmern, in denen Mathilde – so nennt er seine Mutter – putzt und stiehlt. Er wächst nach eigener Aussage mit einer Vielzahl an Sünden auf, wird bereits in jüngsten Jahren Zeuge von ungewöhnlichen sexuellen Handlungen. Wohin das alles führt, wird am Ende schonungslos enthüllt.

Ein ansprechendes Titelbild und ein Klappentext mit den Worten „frühes Meisterwerk“, „Schelmenroman“ und „rabenschwarz, sarkastisch“ lassen eine unterhaltsame Handlung erwarten, welche mitunter nachdenklich stimmt. In Händen hält man aber sodann ein Buch, das nur so strotz vor abscheulichen, abstoßenden sexuellen Darstellungen, die einmal mehr, einmal weniger ausführlich beschrieben werden. Francois erzählt all das in Ich-Form und aus seiner Sicht eines „zurückgebliebenen Kindes“. Nur aus Gründen der gierigen Lust seiner Mutter ist er nicht abgetrieben worden, also ist er erwünscht, so seine Schlussfolgerung. Ohne Erziehung genossen zu haben, ist er ein Naturkind, ein freundlicher Wilder (kindle, Pos. 935). So wächst dieses Kind auf in einem Umfeld von sonderbaren Leuten, die noch sonderbarere erotische Praktiken ausleben. Voyeurismus, Inzest, Missbrauch sind nur einige wenige Ausdrücke für all das, was tatsächlich diesen Burschen prägt und welche Handlungen er in späteren Lebensabschnitten unter den Namen Rodolphe oder Bruno setzt. Als unappetitlich beschreibt er selbst seine Wegbegleiter, ebenso unappetitlich sind viele Szenen im Buch, die man nicht anders als abstoßend und pervers bezeichnen kann.

Aufgrund der Kurzinformationen zu diesem Buch waren meine Erwartungen gänzlich andere. Mit Hinweisen auf die tatsächlichen Inhalte hätte ich niemals zu diesem Roman gegriffen. Auch wenn das Ende, in welchem Francois‘ Lebensweg gipfelt, verständlich und nachvollziehbar ist, so kann ich „Gstaad“ nicht mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 11.10.2023

Gewollt provokanter Erotikroman

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François Lepeltiers Vater stirbt noch vor seiner Geburt. Zurück bleiben er und seine 19-jährige Mutter Mathilde. Sie arbeitet als Zimmermädchen, bestiehlt die Gäste und nutzt ihren kleinen Sohn als Ablenkung ...

François Lepeltiers Vater stirbt noch vor seiner Geburt. Zurück bleiben er und seine 19-jährige Mutter Mathilde. Sie arbeitet als Zimmermädchen, bestiehlt die Gäste und nutzt ihren kleinen Sohn als Ablenkung – doch schon bald gehen die Einnahmequellen von Mutter und Kind über kleinere Diebstähle weit hinaus und sie geraten in eine schwierige, manchmal auch gefährliche, Situation nach der anderen.

Arnon Grünbergs Roman „Gstaad“ wurde bereits 2002 im niederländischen Original veröffentlicht und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung von Rainer Kersten vor. Erzählt wird aus der Perspektive des Protagonisten François in der Ich- und Vergangenheitsform. Davon weicht er später nur ab, wenn er eine neue Identität für sich erfindet und es scheint, als könne er diese nur schwer mit sich selbst vereinbaren. Er wird außerdem als ein Kind beschrieben, das motorisch und geistig „zurückgeblieben“ ist – wobei man hierbei bedenken muss, dass seine Mutter weder Fähigkeit noch Mittel hat, ihn zu fördern. So bleibt er die gesamte Geschichte über ein unzuverlässiger, kindlicher Erzähler.

François sagt selbst: „ Wo ich bin, ist die Kloake nie weit“ - und das ist im Roman Programm. Was als Schelmenroman mit rabenschwarzen Humor und nettem Cover des Palace Hotels verkauft wird, ist ein Buch voller sexuellem Missbrauch an Frauen, Minderjährigen und Kindern, Inzest, Vergewaltigung, Suizid, Mord, Betrug, Erpressung – und was man sich noch alles vorstellen kann. Mutter und Sohn sind dabei sowohl Täter, als auch Opfer und vor allem die Kapitel, in denen sie „Illegale“ als Patienten ihrer falschen Zahnarztpraxis ausnehmen, bedrohen und betatschen, hinterlässt ein wirklich ungutes Gefühl beim Lesen.

Man mag dem Autor zugute halten, dass dieser Text über 20 Jahre alt ist und manches heute vielleicht anders formuliert würde. Dass all die oben genannten Dinge in der Welt so passieren, das muss mir jedoch kein Herr Grünberg sagen und dafür müssen auch nicht immer wieder dieselben missbräuchlichen Sexszenen wiederholt werden. Denn so liest sich eine Geschichte über vererbte Traumata und Chancenlosigkeit doch nur wie ein provokativer Erotikroman.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Ekelerregend, abstoßend, verstörend

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"Haste was , biste was. Haste nix, biste nix" - nach diesem Motto lebt Francois Lepeltier und baut sich im Verlauf der Jahre ein Leben auf, das vom Schein lebt. Gemeinsam mit seiner Mutter zieht er von ...

"Haste was , biste was. Haste nix, biste nix" - nach diesem Motto lebt Francois Lepeltier und baut sich im Verlauf der Jahre ein Leben auf, das vom Schein lebt. Gemeinsam mit seiner Mutter zieht er von Frühstückspension zu Frühstückspension, von Nobelhotel zu Nobelhotel und blendet dabei seine Mitmenschen in einer ungeahnten Perfektion. Doch hinter dieser glänzenden, weltmännischen Fassade sieht es düster aus...

Nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich auf einen Roman gefreut, der den Anschein erweckt, ein moderner Nachfolger des Romans "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann zu sein. Der Schreck, die Abneigung und das Entsetzen fahren mir regelrecht in die Knochen, nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe.

Statt einer unterhaltsamen Lektüre mit viel satirischem Wortwitz halte ich ein Buch in den Händen, das randvoll mit ekelerregenden, abstoßenden und verstörenden Schilderungen bis ins kleinste Detail ist. Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, Inzest, Vergewaltigungen und obszöne Sexfantasien sind in diesem Roman auf jeder Seite zu finden und werden wirklich akribisch und mit einer Hingabe beschrieben, die mich sprach- & fassungslos macht.

Zudem scheut sich der Autor nicht davor, sämtliche Öffnungen eines menschlichen Körpers mitsamt seien Flüssigkeiten und Absonderungen plakativ und aufrdringlich zu beschreiben, sodass der Ekelfaktor noch zusätzlich befeuert wird.

Auch wenn die Geschichte von Lepeltier vom Grundgedanken - nämlich wie leicht es ist, das Vortäuschen eines höheren gesellschaftlichen Rangs, einer besseren beruflichen Position aktiv vorzuleben - durchaus einen gewissen Unterhaltungswert besitzt, so kann und will ich die Ausführungen im Buch nicht respektieren und akzeptieren. Hier überschreitet der Autor eindeutig eine Grenze, die ich nicht hinnehmen möchte.

Die Figur Lepeltier ist krankhaft besessen, durch die Erlebnisse in seiner Kindheit sind sein Charakter und seine Seele zerstört, aber muss der Autor mit seinen ausführlichen Schilderungen wirklich noch Anreize geben, wie Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in die Tat umsetzbar wird ?

Ich distanziere mich von jeglichen Ausführungen in diesem Buch und bin erschrocken, dass diese Szenen, Worte und Handlungen einer breiten Masse zugänglich gemacht werden.

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