Sehr besonders
„Der Tod ist ein Traum, in den man kopflos rennt: Du hast keine Zeit, stehenzubleiben und nachzudenken, da das bedeuten würde, dass du aufwachst.“ (S. 11)
Schonmal darüber nachgedacht, dass es ein Paralleluniversum ...
„Der Tod ist ein Traum, in den man kopflos rennt: Du hast keine Zeit, stehenzubleiben und nachzudenken, da das bedeuten würde, dass du aufwachst.“ (S. 11)
Schonmal darüber nachgedacht, dass es ein Paralleluniversum geben könnte, in dem nichts unmöglich ist? Oder auf dem Mars zu leben, niemals wieder zurück zur Erde zu können, wo es eh nichts mehr gibt, was ein Gefühl von Heimat auslösen könnte?
In „Mars“, einer Sammlung von zehn kurzen Erzählungen, entwirft Asja Bakić neue Realitäten, Welten und Universen, die scheinbar keinen Bezug zur Realität haben, doch im Kern eine bodenständige Moral in sich zu tragen scheinen. Ihre Heldinnen stehen vor Aufgaben, die sie aus ihrer misslichen Lage befreien sollen, der Lüftung eines Geheimnisses näherbringen, oder ihrer wahren Identität auf die Spur verhelfen.
Jeder Geschichte ist eine geheimnisvolle Art inne, eine Mischung aus fantastischen, abscheulichen und Science-Fiction-Elementen. Was zunächst plausibel und natürlich erscheint, erfährt im Verlauf einen abstrusen Plot Twist, der überrascht und aufmerken lässt. Die Leichtigkeit, mit der Asja Bakić intensive Eindrücke in Worte fasst und ihnen das gewisse Etwas verleiht, hat mich gleichermaßen beeindruckt und teilweise auch verschreckt. So erhält jede Heldinnengeschichte eine ganz unterschiedliche Färbung, strahlt Hoffnung aus, Frust oder Verzückung, Aufbruchsstimmung und Handlungsbereitschaft. Besonders gut gefallen haben mir „Reise zum Durmitor“, in der eine junge Frau einen Ausweg aus der Vorhölle sucht, indem sie eine literarische Aufgabe erfüllen muss; „Abby“, die Geschichte einer Frau, die scheinbar ihr Gedächtnis verloren hat; und „Asja 5.0“.
Nicht alle Geschichten konnten mich überzeugen, aber gerade das ist ja das schöne an Kurzgeschichten-Sammlungen: Für jede*n ist etwas dabei! Unbedingt hervorgehoben werden muss aber die sprachliche Qualität der Texte, die sensible Wortwahl, die eindrucksvolle Konstruktion von inhaltlich anspruchsvollen Geschichten auf wenige Seiten beschränkt. Gerne mehr solcher Fantastereien und kurioser Wortreisen! Übersetzt aus dem Kroatischen von Alida Bremer.