Cover-Bild Bluebird, Bluebird
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Polar Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 280
  • Ersterscheinung: 02.2019
  • ISBN: 9783945133712
Attica Locke

Bluebird, Bluebird

Susanna Mende (Übersetzer)

Mit einem Abschluss in Princeton und zwei Jahren Jurastudium hätte Darren Mathews leicht einen Platz in der Elite der afroamerikanischen Anwälte einnehmen können. Stattdessen folgte er dem Beispiel seines Onkels, um Texas Ranger zu werden. Auf Drängen eines Freundes im FBI fährt er nach Lark. Was zunächst wie ein doppeltes Hassverbrechen in einer winzigen Stadt in Texas aussieht, entpuppt sich als ein komplizierter Fall. Eines der Opfer ist Michael Wright, ein schwarzer Anwalt aus Chicago. Das andere Opfer Missy Dale, eine un­glücklich verheiratete weiße Kellnerin, die zusammen mit Wright eine Redneck-Bar in Lark spät in der Nacht verlassen hat. Beide misshandelten Leichen werden im nahegelegenen Attoyac Bayou gefunden.
Mathews, der wegen eines ähnlich gelagerten Falls suspendiert wurde, vermu­tet eine Verbindung zur Aryan Brotherhood of Texas, einer gewalttätigen rassistischen Bande, die sich durch Drogenschmuggel bereichert. Er trifft auf einen ihm feindlich eingestellten Sheriff, den rassistischen Ehemann der Toten und die äußerst launische Witwe des toten Anwalts, die extra einfliegt, um herauszufinden, was ihrem Ehemann zugestoßen ist.
Der Roman verdankt seinen Originaltitel einem Song von John Lee Hooker. Attica Locke wendet sich in ihrem dritten Roman mit einem Blick für die Feinheiten der ländlichen weißen Südstaatler einmal mehr gegen die rassistische Scheinheiligkeit in Texas. Sie bekam für Bluebird, Bluebird, den renommierten Edgar Award Winner 2018 und den Ian Fleming Steel Dagger 2018 verliehen.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei walli007 in einem Regal.
  • walli007 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2019

Bluebird, please, take this letter down south for me...

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Wenn man mit dem Werken Joe R. Lansdales vertraut ist, weiß man in etwa schon, was einem erwartet, wenn die Reise wie in Attica Lockes „Bluebird, Bluebird“ nach Osttexas, Shelby County geht. Rechtskonservativ, ...

Wenn man mit dem Werken Joe R. Lansdales vertraut ist, weiß man in etwa schon, was einem erwartet, wenn die Reise wie in Attica Lockes „Bluebird, Bluebird“ nach Osttexas, Shelby County geht. Rechtskonservativ, Hochburg der Republikaner (bei der Wahl holte Trump 79 % der Stimmen), jede Menge Unterstützer der Aryan Brotherhood of Texas und des Ku Klux Klan, unverhohlen zur Schau gestellter Rassismus, der seine Wurzeln in der texanischen Geschichte als Dixie-Staat hat.

Zwei Todesfälle führen Darren Mathews, den afroamerikanischen Texas Ranger mit Jura-Studium, nach Lark, Shelby County. Zurück in die Ecke des Lone Star State, in der er verwurzelt ist. Ein schwarzer Anwalt aus Chicago sowie eine dort ansässige weiße Kellnerin, beide misshandelt, beide in einem Bayou nahe des Ortes aufgefunden. Seine Anwesenheit ist dort nicht willkommen, weder in Geneva Sweets Café und Truckstop auf der „schwarzen“ Seite des Highway 59, noch in Jeff’s Juice House, einer verratzten Kneipe auf der „weißen“ Seite. Besitzer dieses Treffpunkts der Rednecks und Mitglieder der Aryan Brotherhood ist Wally Jefferson, Sohn des ehemaligen Plantagenbesitzers. Wurde der Anwalt Opfer eines Aufnahmeritus‘? Aber warum wurde dann auch die Frau getötet? Um diese Fragen zu beantworten, muss Mathews weit zurückliegende Ereignisse aus den Familiengeschichten der Bewohner von Lark ausgraben und diese mit Geschehnissen der Gegenwart verbinden.

„Bluebird, Bluebird“, 2018 ausgezeichnet mit dem Edgar Award und dem Ian Fleming Steel Dagger, ist aber mehr als nur eine Geschichte über den allgegenwärtigen Rassismus dieses osttexanischen Fleckens. Es geht um Identität, um Heimat und Familie, um Liebe und Hass. Und um deren Schnittstellen, für die Locke, ebenfalls Texanerin, einen scharfen Blick hat. Speziell dann, wenn es darum geht, die „Feinheiten“ der zwischenmenschlichen Beziehungen im amerikanischen Alltagsrassismus zu beschreiben.

„Seine (d.i. Darren) Onkel hielten sich an diese alten Regeln des Lebens im Süden, weil sie begriffen hatten, wie schnell sich das alltägliche Verhalten eines schwarzen Mannes in eine Sache auf Leben und Tod verwandeln konnte. Darren hatte stets glauben wollen, dass sie die letzte Generation waren, die so leben musste, dass der Wandel im Weißen Haus seine Wirkung entfalten würde. Doch in Wirklichkeit war genau das Gegenteil passiert. Als Folge von Obama hatte Amerika sein wahres Gesicht gezeigt“ (Seite 27).

Eine ungeschönte Bestandsaufnahme des afroamerikanischen Alltags, nicht nur im Süden sondern in der gesamten amerikanischen Gesellschaft. Ein wichtiges Buch, gerade jetzt in Trumps Amerika. Nachdrückliche Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.06.2020

Texas Ranger

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Einer der wenigen schwarzen Texas Ranger ist Darren Matthews. Sein Beruf ist ihm eine Berufung, dennoch arbeitet er eigentlich nicht direkt in seiner Heimat. Eigentlich ist er gerade wegen einer anderen ...

Einer der wenigen schwarzen Texas Ranger ist Darren Matthews. Sein Beruf ist ihm eine Berufung, dennoch arbeitet er eigentlich nicht direkt in seiner Heimat. Eigentlich ist er gerade wegen einer anderen Sache vom Dienst suspendiert, macht er sich auf Geheiß eines weiteren Beamten auf den Weg nach Lark. Ein kleiner Ort in der Nähe, in dem kurz nacheinander zunächst ein toter Schwarzer und dann eine tote Weiße aufgefunden worden sind. Wäre es andersherum gewesen, wäre es beinahe normal. Aber so? Matthews will den Fall unbedingt lösen und sei es nur, um seinen eigenen Job zu retten.

Auch heutzutage ist es wohl nicht alltäglich, in Texas einen farbigen Ranger zu finden. Eigentlich wollte Darren Matthews den Bundesstaat verlassen. Er begann Jura zu studieren. Doch dann zog es ihn doch ins Feld, wo er die Ungerechtigkeit direkt bekämpfen wollte. Seine Mutter hat er erst spät kennengelernt und seine Mentoren haben seine Entscheidung nicht so ganz verstanden, aber doch gebilligt. Doch nun geht es um alles, sein Job steht auf dem Spiel und der neue Fall ist wirklich verzwickt. Nicht ungewöhnlich im amerikanischen Süden stehen sich Schwarz und Weiß unversöhnlich gegenüber und sind doch irgendwie durch ihre Vergangenheit verbunden.

In dieses Buch taucht man nach und nach immer tiefer ein. Fragt man sich zunächst, was sind das denn für welche, erfährt man bald, sie sind ganz anders. Auch wenn der Süden der USA von Rassismus geprägt ist und dieses Buch in diesem Rahmen seinen Anfang nimmt, hat bald schon einen vielschichtigeren Kriminalroman, in dem durchaus nicht alles so ist, wie man zunächst denkt. Und Darren Matthews ist ein akribischer und hartnäckiger Ermittler, der manchmal trotz seiner Polizeimarke von den Bewohnern des Ortes nicht sehr respektvoll behandelt wird. Hautnah bekommt er mitunter mit, wie es ist, wenn man wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird. Doch obwohl er so manchen Stein in den Weg gelegt bekommt, er lässt nicht locker. Und damit fesselt er die, die ihm beim Ermitteln über die Schulter schauen. Es ist eine Geschichte des Rassismus, aber auch der Familienbande. Ein Überraschungserfolg, der eine Leseempfehlung verdient.