Menschenhandel in Deutschland
Menschenhandel in Deutschland
„Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist einer der verheerendsten und kriminellsten Taten unserer Zeit. Opfer werden auf intimste und unvorstellbare Weise geschändet, ...
Menschenhandel in Deutschland
„Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist einer der verheerendsten und kriminellsten Taten unserer Zeit. Opfer werden auf intimste und unvorstellbare Weise geschändet, gedemütigt und verletzt, oft mit weitreichenden, lebenslänglichen physischen und psychischen Folgen für die Opfer.“ (Shannon von Scheele, Netzwerk gegen Menschenhandel e.V.)
Frank Heinrich und Uwe Heimowski befassen sich mit einem gravierenden, globalen, europäischen und deutschen Problem: dem Menschenhandel. Die beiden Autoren liefern dazu auch Zahlenmaterial und zeigen auf, dass Deutschland eine Drehscheibe für Menschenhandel ist, sie beziehen sich hierbei auf verschiedene statistische Erhebungen und Recherchen. Im vorliegenden Sachbuch findet man eine Menge Daten zu diesem schockierenden Tatbestand, dazu zahlreiche Schicksalsberichte von Betroffenen, aber auch Arbeitsberichte von Streetworkern und Seelsorgern.
Überall in Deutschland findet man Laufhäuser, FKK-Clubs, Bordelle und Sexfabriken. Die Frauen werden von Zuhältern, Bordellbetreibern, Sexkäufern und durch Wuchermieten oder Shuttledienste in ihre Herkunftsländer ausgebeutet. Erschreckend die Tatsache, dass es allein in Deutschland schätzungsweise 200.000 Prostituierte gibt, und 80 Prozent dieser Frauen zum Verkauf ihres Körpers gezwungen werden. Es wird von der raffinierten Art und Weise berichtet, mit der gutgläubige junge Mädchen und Frauen in die Falle tappen, von den anschließenden Misshandlungen, den Drogen, der Erniedrigung und Ablehnung, dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, zahllosen schweren körperlichen Übergriffen und letztendlich der Resignation und Ausweglosigkeit der Betroffenen. Die dramatischen Folgen misshandelter und missbrauchter Frauen treten in Gestalt von Panikattacken, schweren Traumata, massiver Angst vor verbaler und körperlicher Gewalt bis hin zu suizidalen Phasen und selbstverletzendem Verhalten auf.
Neben der erschreckenden Aufzählung von Fakten und den Berichten betroffener Mädchen und Frauen erzählen die Autoren jedoch auch von Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich im Kampf gegen die Zwangsprostitution engagieren, allen voran der Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel“. Unter anderem wird auch die Geschichte von William Wilberforce erzählt, der den Menschenhandel zu seiner Berufung machte und beinahe zwanzig Jahre seines Lebens dafür kämpfte, den Handel mit Sklaven abzuschaffen. Wilberforces Lebenstraum erfüllte sich ganz kurz vor seinem Tod, als im Jahre 1833 die Sklaverei abgeschafft wurde. Geoff Tunnicliffe, der ehemalige Direktor der World Evangelical Alliance, drückt angesichts der Vorstellung des Films „Amazing Grace“ vortrefflich aus, was ein einziger Mensch bewirken kann, als er sagt: „Eine kraftvolle Geschichte, die zeigt, wie ein gläubiger Mensch die kulturelle und soziale Umgebung eines ganzen Landes verändern kann.“ Und auch Frank Heinrich und Uwe Heimowski zeigen auf, was jeder Einzelne tun kann und präsentieren am Ende des Buches sogar eine Checkliste mit wichtigen Anlaufstellen, informativen WebSites, Notrufnummern und Informationen zu einem achtsamen Umgang mit Ressourcen und Konsumgütern, für deren Produktion Überlebende und gefährdete Frauen beschäftigt werden.
„Der verdrängte Skandal“ ist eine schockierende Konfrontation mit Fakten, die dazu beiträgt, seine Leser aufzurütteln und auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Für mein Empfinden stellt dieses Buch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Menschenhandel dar, den man unbedingt gelesen haben sollte.