„Es gibt immer Licht, wenn du es brauchst“
Mit „Die Liebe findet dich“ hat Francine Rivers eine aufwühlende, zutiefst bewegende Geschichte von Freundschaft, Familie, Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und Glauben erzählt, die dem Leser den Boden unter den Füßen wegzuziehen vermag, ihn atemlos zurück lässt, seine Gedanken noch weit über die letzte Seite dieses Buches hinweg gefangen hält. Bereits der Klappentext schockiert mit der Verzweiflungstat einer jungen Mutter, die im Kalifornien des Jahres 1940 unter einer Brücke ihr Baby zur Welt bringt, und es dort zurück lässt. Dem neugeborenen Mädchen hätte unweigerlich der Erfrierungstod gedroht, wäre Pastor Ezekiel Freeman nicht während seiner frühmorgendlichen Gebetszeit an dieser Stelle vorbei gekommen. Der tief betroffene Mann wärmt das Baby mit seinem Körper und bringt es unverzüglich ins Krankenhaus. Ezekiels Ehefrau Marianne, deren sehnlichster Wunsch nach einem zweiten Kind sich aufgrund einer Herzschwäche niemals erfüllen sollte, fleht ihren Mann an, die kleine Abra zu adoptieren. Und der Pastor, der sein Herz bereits bei der ersten Begegnung an das kleine Mädchen verloren hatte, willigt ein. Abra wächst in der liebevollen Geborgenheit der Familie auf, der fünf Jahre ältere Sohn Joshua Freeman wird zu Abras bestem Freund und Gefährten. Doch das Schicksal scheint es nicht gut mit Abra zu meinen, nach einem schrecklichen Verlust fühlt sie sich ausgeschlossen und nirgendwo zugehörig, sie betrachtet Haven als „ödeste Stadt auf Erden“. In ihren rebellischen Teenagerjahren lernt sie den zwanzigjährigen Dylan Stark aus Los Angeles kennen, einem atemberaubend gut aussehenden, charismatischen Sohn aus gutem Hause. Dylan verdreht ihr völlig den Kopf und bringt sie schließlich sogar dazu, mit ihm durchzubrennen. Doch die Glitzerwelt Hollywoods, in der Abra sich danach wiederfindet, ist ein anders, als sie es sich ausgemalt hatte. Der Schein trügt. Hinter den Kulissen lauern Enttäuschungen, es offenbart sich eine ernüchternde Welt, die hinter ihren Fassaden Resignation und Verzweiflung für Abra bereithält. Francine Rivers erzählt von dem langen, schweren Weg, der die junge Frau schließlich an eine Gabelung führt, an der sie sich für eine bestimmte Richtung entscheiden muss.
Ich muss gestehen, dass ich nicht unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen bin. Francine Rivers war für mich bereits vor dieser Lektüre ein Garant für faszinierende, tiefgründige Romane, eine Autorin, die sich nicht scheut, sich auch schwierigen Themen zu widmen. Im vorliegenden Roman, dessen einnehmender Schreibstil das Lesen zu einem Vergnügen macht, spielt der Glaube an Gott eine zentrale Rolle. Nach Abras Aufbruch in die Glitzerwelt Hollywoods lässt sie ihre Familie, ihre Freunde und Bekannten zurück, eine Gemeinde, die sich um das Mädchen sorgt und für Abras Wohlergehen und Rückkehr betet. Die ins Buch eingebrachten Gebete der Protagonisten sowie die Bibelzitate wurden durch die kursive Schrift deutlich gekennzeichnet, und stellen für meinen Geschmack eine erhebliche inhaltliche Bereicherung dar. Mit den handelnden Personen hat sich die Autorin große Mühe gegeben – die Charakterzeichnungen sind intensiv, nachvollziehbar und sehr lebendig gehalten. Dem Leser wird das Gefühl vermittelt, sich an der Seite der Freemans, der Matthews oder gar an Abras Seite durch das Kalifornien der Vierziger, Fünfziger und Sechziger Jahre zu bewegen. Doch obgleich Francine Rivers sich ihren Protagonisten in auffallend intensiver Weise gewidmet hat, vernachlässigt sie keinesfalls die Nebenfiguren. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir Mitzi Martin – „Miss Mitzi“ – die als Klavierlehrerin und ältere Freundin stets ein liebevolles Auge auf Abra hat.
Ein großes Kompliment an dieser Stelle an den Verlag für das gelungene Buchcover, das dem Leser die Fünfziger Jahre auch visuell erlebbar macht. Die Haartracht, die Mode und auch das Auto passen perfekt in die Zeit, in der die Autorin die Handlung dieses Buches platzierte, ein Cover, das unweigerlich dazu verführt, es zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.
Ich würde „Die Liebe findet dich“ als eines der schönsten Roman-Highlights meines heurigen Lesejahres bezeichnen und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen. Ein wundervolles Buch mit tiefen Emotionen und starkem Bezug zum christlichen Glauben.