In jeder Dunkelheit brennt ein Licht. Man muss es nur finden!
"Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen." ist wohl eins der privatesten Bücher der Autorin. Aus dem Nachwort geht hervor, dass auch sie Erfahrungen mit psychischen Krankheiten gemacht hat und anderen ...
"Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen." ist wohl eins der privatesten Bücher der Autorin. Aus dem Nachwort geht hervor, dass auch sie Erfahrungen mit psychischen Krankheiten gemacht hat und anderen nun Mut machen möchte.
In dem Buch geht es um Leni, die ein Jahr vor dem Abitur steht und sich seltsam unter Druck gesetzt fühlt. Kurz vor einem Test wird ihr schlecht und sie übergibt sich im Schulflur. Ab diesem Zeitpunkt beginnt ihre Unsicherheit. Sie hat große Angst, dass ihr so etwas nochmal passiert. Sie traut sich nicht mehr in die Schule, an manchen Tagen ist es sogar so schlimm, dass sie nicht einmal mehr aufstehen kann. Als Leni sich endlich ihren Eltern anvertrauen kann, begeben diese sich auf die Suche nach einer Lösung. Nach vielen vergeblichen Arztbesuchen bekommt sie schließlich die Diagnose: Depression und Angststörung.
Die Autorin beschreibt sehr authentisch, wie sich das Leben und der Alltag der Protagonistin Leni durch ihre Krankheit verändert. Verstärkt wird dies durch handgeschriebene Tagebucheinträge der Protagonistin. Sie lassen uns tief in Lenis Kopf blicken und geben uns zu verstehen, was Leni gerade durchmacht.
Mir hat die realitätsgetreue Darstellung des Krankheitsprozesses gefallen: Es hat seine Zeit gedauert, bis Leni bereit war, sich Hilfe zu suchen und die Ärzte haben sie zunächst abgewimmelt mit den Worten "Du hast sicherlich viel Stress zur Zeit, versuch es doch mal mit Lavendel!"
Auch in der Klinik, in die sie schließlich eingewiesen wird, erfolgt keine Spontanheilung. Im Gegenteil. Rückschläge sind hier genauso an der Tagesordnung wie kleine Fortschritte.
Ich hatte ein wenig Bedenken, dass die Beziehung, die sich zwischen Leni und einem anderen Jungen in der Klinik entwickelt, zu romantisiert wird und als Heilmittel für ihre Erkrankung genommen wird. Das war glücklicherweise nicht so.
Die Autorin betont sogar, dass keine andere Person Leni heilen kann, denn das kann nur sie selbst, mit der Hilfe anderer.
Ich kann verstehen, dass einige Probleme mit dem Buch haben. Wirklich nachvollziehen kann man Lenis Gefühle vermutlich nur, wenn man selber betroffen ist. Es gibt Menschen aber einen Denkanstoß. sich mehr in psychisch erkrankte Menschen hineinzuversetzen, damit dieses Thema hoffentlich immer normaler und anerkannter in unserer Gesellschaft wird.
Zum Ende hin wurde es etwas zäh, trotzdem hat sich das Buch zu einem wirklichen Herzensbuch entwickelt, was vielen von uns aufzeigt: Wir sind nicht alleine.
Ich vergebe 4,5 Sterne.