Je oller, je doller
Im Pool der Luxus-Senioren-WG treibt Alleinunterhalter Norbert mit Kiel oben auf dem Wasser. Sissi Sommer und Klaus Vollmer müssen ermitteln, denn der tote war nicht nur hochachtungsvoll mit Hochprozentigem, ...
Im Pool der Luxus-Senioren-WG treibt Alleinunterhalter Norbert mit Kiel oben auf dem Wasser. Sissi Sommer und Klaus Vollmer müssen ermitteln, denn der tote war nicht nur hochachtungsvoll mit Hochprozentigem, sondern auch mit Beruhigungsmitteln und Potenzmitteln gut angefüllt.
Die Ermittler merken schnell, dass die Seniorenresidenz nicht ganz so beschaulich und ruhig ist, wie man das von andren Einrichtungen dieser Güte kennt. Da wird gezockt und nicht mit anderen Reizen gegeizt, da wird getrunken, bis der Arzt kommt und irgendwie hat jeder eine sprichwörtliche Leiche im Keller. Doch wer hat Norbert wirklich in die ewigen Jagdgründe befördert?
„Mordskerl“ ist ein schräger Regio-Krimi aus dem Allgäu, der mit genialer Szenekomik, originellen Figuren und durch und durch boshaften Gedanken der WG-Bewohner überzeugt. Die Schönheit der Allgäuer Bergwelt wird durch eifersüchtige Frauen, die mit ordentlich Holz vor der Hütte der Männerwelt den Kopf verdrehen, regelrecht rot vor Scham und bekommt ein Schauspiel zu sehen, dass sich gewaschen hat. Da wir betrogen und gelogen, dass sich die Balken biegen, da wird gezockt und gemauschelt, dass die Karten glühen und der Selbstgebrannte rinnt die trockenen Kehlen hinunter, um diese zu ölen und die lästerhaften Zungen zu lockern.
Der Fall ist spannungsgeladen und abwechslungsreich und Barbara Edelmann lässt den Leser aktiv mitraten, wer denn jetzt dem Alleinunterhalter den Stecker gezogen und ins Jenseits befördert hat. Es gibt viele Verdächte, denn irgendwie hat jeder – egal ob Bewohner oder Betreiber der luxuriösen WG– einen Grund. Geldgier beim Betreiber wäre ja schon mal ein triftiger Grund, Eifersucht der weiblichen Angestellten der nächste, Stutenbissigkeit und übertriebene Geltungssuchtunter den älteren Damen, die ja auch etwas vom leckeren Kuchen Norbert abhaben wollen, wieder eine andere Möglichkeit.
Mittendrin der Dorfpfarrer und der Landarzt, die es beide wirklich nicht leicht haben mir ihren Schäfchen und die beiden Kommissare, die mit kuriosen Ausreden und windigen Ausflüchten konfrontiert werden.
Zwischen Alpenromantik und Kommerz darf der Leser sich immer wieder über kleine Hinweise zur Tätersuche freuen, tappt geduldig auf dem Holzweg entlang und ist für jeden noch so kleinen Schnipsel bei der Ermittlung dankbar.
Die Suche nach dem Täter ist aufschlussreich und mit frechen Dialogen gestaltet, lässt Einblicke in das wilde WG-Leben der Senioren ebenso zu wie in die Machenschaften der Dorfbewohner. Da wird getratscht und gemutmaßt, vorverurteilt und übereinander herzgezogen – es wird nie langweilig auf der Suche nach dem Mörder.
Ein mordsmäßig guter Krimi mit viel Lokalkolorit und Allgäuer Charme 😊