Das Buch Dreikönigsmord von Bea Rauenthal beschreibt die Aufklärungsarbeit zweier Polizisten aus dem 21. Jahrhundert, die nach einem Autounfall im Mittelalter aufwachen und von dort erst wieder „entkommen“ können, wenn sie den Mord, dessen Opfer sie gerade erst im 21. Jahrhundert entdeckt haben aufgeklärt haben. Jo Weber findet sich als Witwe eines Webers und ihr Kollege Lutz Jäger als Besitzer eines Gasthauses im Mittelalter wieder. Natürlich treten für beide gewisse Gewöhnungsprobleme, Sitten und Gebräuche und insbesondere auch das Rollenverständis der Frau betreffend, auf. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase lernen beide sich mehr oder weniger mit dem Leben im Mittelalter zu arrangieren.
Der Spannungsbogen, der meiner Meinung zwischendurch ab und an etwas abflaut, wird durch die neuen Opfer wieder ein bisschen angezogen. Was die Recherche und Darstellung angeht, erweckt es den Eindruck, einigermaßen gelungen zu sein - aber nicht rundum aufmerksam. Manche Details, wie zum Beispiel Tritte in der von der Autorin benannten Selbstverteidigung Aikido, sind mir völlig unbekannt (die gibt es meines Wissens im Aikido überhaupt nicht). Da entsteht die Ahnung, dass alles ein wenig der Story angepasst wurde. Was realistisch nicht in die Rahmenhandlung passt wird passend gemacht. Insgesamt macht es auf mich einen total unrealistischen Eindruck. Die mangelnde Lernfähigkeit dieser Polizistin ist schwer nachvollziehbar und die Dialoge tlw. auch nicht.
Was den Stil betrifft, finde ich es relativ einfach gestrickt. Und was den Protagonisten nur leidlich gelingt, funktioniert auch bei der Autorin nicht besser, nämlich der Umgang mit den beiden Zeiten. Was am Anfang für Belustigung sorgt (Sprachgebrauch aus dem 21. Jahrhundert im Mittelalter) verschleißt sich dann doch relativ schnell. Was in „seriösen“ Zeitreisebüchern oft eine Rolle spielt, nämlich das Thema, ob durch unbedachte Eingriffe die Zukunft ungewollt geändert werden kann, ist hier völlig außen vor. Lutz Jäger bringt den Kindern Fußballspielen bei, zuerst mit Kohlköpfen und dann mit einem richtigen Lederball, stellt Tannenbäume auf, singt Weihnachtslieder, die erst Jahrhunderte später komponiert werden, erfindet mal schnell den Heißluftballon etc.
Das regt durchaus zum Schmunzeln an, was mich zu der Frage führt, wie das Buch begriffen werden möchte. Als Krimi, Historienkrimi oder doch eher als Krimi-Komödie? Ich weiß nicht so recht, ob es ernst genommen werden will oder nicht. Die Morde sorgen auf der einen Seite für eine gewisse Spannung und Ernsthaftigkeit - keinesfalls jedoch wie ein richtiger Kriminalroman. Als „Schmunzelkrimi“ taugt es auch nicht wirklich - da gibt es bessere. Zudem sind die Auflösung und das Finale für meinen Geschmack etwas an den Haaren herbeigezogen.
Insgesamt ein Buch mit einer originellen Idee, aus der man durchaus mehr hätte machen können. Auf die weiteren Zeitreisen verzichte ich liebend gerne!