Unglaublich wichtiges Buch
Vor einigen Wochen erreicht mich überraschend dieses süße Buch aus dem Loewe Verlag. Ich war als großer Fan von Good Night Storys for Rebel Girls zu Beginn jedoch sehr skeptisch. Ich finde es unglaublich ...
Vor einigen Wochen erreicht mich überraschend dieses süße Buch aus dem Loewe Verlag. Ich war als großer Fan von Good Night Storys for Rebel Girls zu Beginn jedoch sehr skeptisch. Ich finde es unglaublich wichtigm, Frauen jedes Zeitalters, jedes Alters, jeder Nationalität, Hautfarbe und Beruf(ung) eine Stimme zu geben, Präsenz zu geben, sie stark zu machen. Aber brauchen Männer das auch? Meine Meinung dazu lautete ganz klar: nein. Und erst recht nicht Männer, die sowieso schon berühmt sind.
Ganz schnell wurde ich beim Lesen jedoch eines besseren belehrt: Nicht alle Männer in diesem Buch sind berühmt. Es wurden unglaublich tolle Einzelschicksale gefunden, die einen Blick definitiv wert sind. Und noch etwas ist ganz elementar: Die Männer, die hier vorgestellt werden, haben allesamt der Welt geholfen, ein besserer Ort zu werden. Sie haben anderen Mut gemacht, geholfen... In einer Welt, in der sicher nicht jeder von sich behaupten kann, sich genau so zu verhalten und viele das sicher auch nicht wollen, ist es umso wichtiger, unseren Kindern die richtigen Vorbilder zu geben. Und genau diesen wichtigen Schritt unternimmt dieses Buch.
Ähnlich wie auch in Good Night Storys For Rebel Girls, wird in diesem Buch jeder vorgestellten Person eine Doppelseite zur Verfügung gestellt. Auf der einen Doppelseite befindet sich ein gezeichnetes Portrait des Mannes, der vorgestellt wird. Hier waren jedoch nicht unterschiedliche Künstlerinnen beteiligt sondern nur Quinton Winter. Für mich eine kleine Enttäuschung, so schön die Zeichnungen auch sind: Ich mochte die Vielfalt in Good Night Storys und hätte hier auch gerne unterschiedliche Stile und vielleicht auch mitwirkende Frauen gerne gesehen. Auf der anderen Seite folgte dann die Vorstellung und in den meisten Fällen schloss diese mit einem Leitsatz ab, den man sich sehr leicht zu Herzen nehmen kann. Toll durchdacht und ich hätte mir genau das nicht nur bei 90% der Portraits gewünscht, sondern bei allen.
Die Auswahl der Männer fand ich in weiten Teilen klasse, wie ich bereits oben schon erwähnt hatte. Es werden Männer in den unterschiedlichsten Nationalitäten, Epochen etc. vorgestellt, die mal mehr und mal weniger berühmt sind. Ich hätte mir hier noch mehr Diversität gewünscht und weniger diese eurozentristische Sichtweise, dennoch kann man von allen etwas lernen und nicht mehr, als sie für ihre Taten bewundern. Ich glaube, jeder Leser*in findet hier sein oder ihr persönliches Vorbild. Allerdings war ich mit einigen ausgewählten Personen weniger glücklich: Steuerhinterziehung, Drogenmissbrauch und Suizid gehören nicht unbedingt zu Eigenschaften, die einen Vorbildcharakter haben. Auch wenn das nicht explizit gesagt wird und auch nicht jeder eine weiße Weste haben kann, denke ich dennoch, dass es so viele bewundernswerte Menschen auf der Welt gibt, die auch einen Platz in diesem Buch verdient hätten.
Nichtsdestotrotz habe ich das Lesen des Buches sehr genossen, wurde wundervoll inspiriert und bin mit der Gestaltung des Buches mehr als zufrieden. Für mich ist Stories For Boys Who Dare To Be Different also nicht nur ein toller Geschenktipp oder ein kurzweiliges Vorlesebuch, es eignet sich auch perfekt zur Lektüre, wenn man selbst nicht mehr so jung ist.