Als ich beim Stöbern entdeckte, dass diesen Sommer der zweite Band von „Winterhaus“ auf Deutsch erscheinen wird, war meine Freude groß. Der erste Teil hat mir wahnsinnig gut gefallen; er zählte sogar zu meinen Jahreshighlights 2018. Auf die Fortsetzung habe ich mich daher nun riesig gefreut. Ich war schon so gespannt, ob mir mein zweiter Aufenthalt im stattlichen Hotel Winterhaus wohl genauso gut gefallen wird wie mein erster.
Nach einem sehr tristen und unerfreulichen Jahr bei ihrer Tante und ihrem Onkel darf Elizabeth Somers endlich für die Weihnachtstage nach Winterhaus zurückkehren. Ihre anfängliche Freude wird allerdings etwas getrübt werden, als sie das Mädchen Elana kennenlernt, die zusammen mit ihrer Großmutter im Hotel zu Gast ist. Elana verhält sich sehr merkwürdig und scheint ganz erpicht darauf zu sein, mit Elizabeth und Freddy Zeit zu verbringen. Und auch Elanas Großmutter ist sehr komisch drauf. Die beiden werden auch nicht die einzigen seltsamen Hotelgäste sein, auf die Elizabeth treffen wird...Eine ruhige und ganz normale Zeit im Hotel Winterhaus, ohne mysteriöse Vorkommnisse? Ein Ding der Möglichkeit. Ehe es sich Elizabeth und Freddy versehen, stecken sie wieder mittendrin im Abenteuer und versuchen die großen Rätsel um die Vergangenheit des Hotels zu entschlüsseln. Ob es ihnen gelingen wird? Und was ist eigentlich mit Gracella? Ist sie wirklich verschwunden?
Sieht das Cover nicht traumhaft schön aus? Schon beim Cover von Band 1 war es bei mir große Liebe auf den ersten Blick und auch hier habe ich mich sofort in diese fantastische Gestaltung verliebt. Unter dem Schutzumschlag sieht das Buch übrigens auch großartig aus! Das Äußere von „Die Geheimnisse von Winterhaus“ konnte mich also schon mal komplett überzeugen. Wie aber sieht es mit dem aus, was mich zwischen den wunderhübschen Buchdeckeln erwartet hat? Konnte es mich ebenfalls begeistern?
Oh ja, das konnte es! Ben Guterson ist hier in meinen Augen eine wunderschöne Fortsetzung gelungen. Im Vergleich zum Auftakt empfinde ich den zweiten Band zwar schon als ein bisschen schwächer, aber begeistert bin ich dennoch von dem Buch.
Ein wenig enttäuscht bin ich von den Rätseln und Codes. Die waren leider sehr vergleichbar mit denen aus Teil 1 und zudem hatte ich irgendwie den Eindruck, dass man hier nicht so viel am Herumknobbeln und Entschlüsseln ist, wie es im ersten Winterhaus-Abenteuer der Fall war. Es gibt zwar viele Wortspiele – Elizabeth und Freddy hegen schließlich beide eine große Leidenschaft für Wortspielereien – aber insgesamt ist es einfach schon etwas weniger als im ersten Teil.
Bis auf diesen Punkt aber finde ich das Buch wirklich klasse. Diese schaurig schöne Atmosphäre, die mich in Band 1 so fasziniert hat, konnte mich auch hier wieder vollkommen verzaubern. Das Hotel Winterhaus wird erneut so herrlich düster und geheimnisvoll beschrieben. Mit diesem außergewöhnlichen Ort ist Ben Guterson ein einzigartiger Schauplatz gelungen, von welchem ich erneut die tollsten Bilder im Kopf hatte. Ich wäre beim Lesen am liebsten in das Buch hinein gekrabbelt, um mir dieses beeindruckende Hotel selbst mal anzuschauen.
Die Handlung konnte mich ebenfalls wieder von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und bis zum Schluss fesseln. Ich habe die Geschichte als richtig spannend und mitreißend empfunden.
Zusammen mit unserer Protagonistin Elizabeth verschlägt es uns gleich zu Beginn der Geschichte zurück nach Winterhaus. Wie ich, so liebt auch Elizabeth diesen magischen Ort. Ihre Freude es daher verständlicherweise riesengroß, als sie erfährt, dass sie fortan in Winterhaus wohnen wird. Ihrem alten Zuhause trauert sie überhaupt nicht hinterher. In Band 1 haben wir erfahren, dass Elizabeth ihre Eltern bei einem schlimmen Unfall verloren hat und bei ihrem Onkel und ihrer Tante aufgewachsen ist, einem sehr unsympathischen und boshaften Ehepaar.
Zum Glück ist es Elizabeths Großvater, der der Besitzer des Hotels Winterhaus ist, gelungen, seine Enkelin zu sich holen. Bei ihm hat es das Mädchen auf jeden Fall viel besser. Norbridge ist ein prima Kerl und wundervoller Großvater.
Wie bereits im ersten Band, so haben mir auch hier die Charaktere allesamt richtig gut gefallen. Ob nett oder unsympathisch, gut oder böse – alle wurden sie hervorragend ausgearbeitet. Wir treffen auf so einige bekannte Gesichter wie die Bibliothekarin Leona oder die beiden Herren Mr. Wellington und Mr. Rajput, die weiterhin unermüdlich dabei sind, das gigantisch große Puzzle in der Lobby des Hotels zu puzzeln.
Wer selbstverständlich auch wieder mit von der Partie sein wird, ist Freddy, Eilzabeths bester Freund. Dass Freddy auch beim zweiten Winterhaus-Abenteuer dabei ist, hat mich ganz besonders gefreut. Freddy ist ein total lieber Junge, ihn habe ich, wie Elizabeth, seit Band 1 ganz fest in mein Herz geschlossen.
Natürlich stoßen hier aber auch viele neue Figuren dazu. Wen wir zum Beispiel kennenlernen dürfen, ist das Mädchen Elana und ihre Großmutter. Die beiden sind ziemlich merkwürdig drauf, sag ich euch. Mehr dazu werde ich hier aber nicht erzählen. Spannung muss schließlich sein. ;)
Was genau Elizabeth und Freddy alles Aufregendes (und Gefährliches) im Hotel Winterhaus erleben werden, werde ich hier natürlich nicht verraten. Ich kann euch jedenfalls versichern: Langeweile kommt hier an keiner Stelle auf. Seltsame Gäste, die sich sehr dubios verhalten, die vielen Geheimnisse, die das Hotel Winterhaus zu verbergen hat, Geheimgänge, das rätselhafte Winterhaus-Siegel, Gracella und ihre böse Magie – hach, ich bin wirklich begeistert! Wer die Winterhaus-Reihe noch nicht kennt, sollte das unbedingt noch ändern. Allerdings rate ich dringend, die chronologische Reihenfolge der Bände einzuhalten. Da die Bücher sehr aufeinander aufbauen, halte ich es für deutlich sinnvoller, wenn man zuerst zu Band 1 greift und danach erst in den zweiten Teil abtaucht.
Für die dunkle Jahreszeit kann ich übrigens auch „Die Geheimnisse von Winterhaus“ ganz besonders empfehlen. Auch dieser Band spielt wieder um Weihnachten/Silvester herum und die winterliche Atmosphäre ist Ben Guterson erneut erstklassig gelungen.
Was den Lesespaß dann erst so richtig perfekt macht, sind die wunderschönen schwarz-weiß Illustrationen von Chloe Bristol. Ich liebe ihre Bilder! Sie sind in einem ganz besonderen Stil gezeichnet, welcher einfach nur vortrefflich zur Geschichte passt. Die Zeichnungen verstärken nur noch diese geheimnisvolle, unheimliche Stimmung, die hier durchweg herrscht. Ob die kleinen Kapitelbildchen, die ganzseitigen oder die doppelseitigen Illustrationen – mir haben sie alle unglaublich gut gefallen. An den Bildern konnte ich mich gar nicht sattsehen.
Ich hoffe nun sehr, dass auch der nächste Band von Winterhaus ins Deutsche übersetzt werden wird. Auf Englisch wird er noch dieses Jahr im Dezember erscheinen. Auf den dritten Band freue ich mich jetzt schon sehr! Ich bin schon so gespannt, was mir wohl mein nächster Aufenthalt im Hotel Winterhaus Großartiges bescheren wird.
Fazit: Ein winterlich magischer Lesegenuss für Jung und Alt! Mit „Die Geheimnisse von Winterhaus“ ist Ben Guterson eine wundervolle Fortsetzung gelungen, welche mich fast genauso begeistern konnte wie der Reihenauftakt. Mir persönlich kamen die Codes und Rätsel hier leider etwas zu kurz. Ansonsten aber bin ich total verliebt in das Buch. Die Geschichte ist spannend, schaurig und so herrlich geheimnisvoll, das Setting ist grandios, die Atmosphäre wunderschön und die Illustrationen sind einfach nur ein Traum. Wer sich beim Lesen gerne verzaubern lässt, es liebt sich zu gruseln und ohne Ende mitzufiebern, der wird hier ganz auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!