Profilbild von Petra_Sch

Petra_Sch

Lesejury Star
online

Petra_Sch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Petra_Sch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2025

Wer überlebt auf der Yacht?

Die Yacht
6

Hannah wird von ihrer ehemaligen Studienkollegin Libby zur jährlichen Silvesterparty eingeladen; diesmal auf eine Yacht in Italien. Libbys Mann Olly ist nämlich schwerreich, und jedes Jahr gibt es eine ...

Hannah wird von ihrer ehemaligen Studienkollegin Libby zur jährlichen Silvesterparty eingeladen; diesmal auf eine Yacht in Italien. Libbys Mann Olly ist nämlich schwerreich, und jedes Jahr gibt es eine spektakuläre Feie ins neue Jahr.
Dieses Mal ist es jedoch klein und intim gehalten: nur Libby und ihre damaligen Studienkollegen Hannah, Maggie und Harry, sowie Libbys Mann Olly und Maggies Freund Leon.
Doch am nächsten Morgen sind alle geschockt: die Yacht treibt im Meer und entfernt sich immer weiter von der Küste weg. Der Treibstoff ist fast leer, und es gibt kaum etwas zu essen. Und dann verschwindet auch noch jemand spurlos. Schaffen sie es, rechtzeitig wieder an Land zu gelangen?

Der Schreibstil der Autorin ist wieder fesselnd und anschaulich; zu Beginn wird die Yacht ausführlich beschrieben und man lernt erst einmal die 6 Personen und ihr Verhältnis zueinander detailliert kennen. Leider sind nicht alle Figuren lebendig ausgearbeitet, ein paar bleiben flach und die beiden reichen "Anhängsel" sind in ihrer Art klischeehaft, sehr gleich und somit austauschbar.
Es dauert also ein wenig, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Doch spätestens, als die Sechs erkennen, dass die Yacht im Meer treibt und sich die Küste immer weiter entfernt, es zu noch mehr Spannungen und Streitigkeiten kommt, sich dabei viele Geheimnisse aufdecken, und schlussendlich auch noch eine der Personen spurlos verschwunden ist, ist man "mitten im Geschehen".

Mit Hannah hat Sarah Goodwin wieder eine (mehr oder weniger) taffe Protagonistin geschaffen, mit der die Leser mitfiebern und sich aufgrund der ich-Erzählung noch besser in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen können. Besonders Hannahs Überlebenskampf, ganz alleine im offenen Meer, war sehr bedrückend und spannend zu lesen.

Die Plotidee mit der Yacht, die führerlos im Meer dümpelt und alle ums Überleben kämpfen müssen und dabei auch noch schmutzige Geheimnisse ans Tageslicht kommen und immer wieder Streitigkeiten aufwallen (manchmal war es jedoch zu viel Geprügel), fand ich richtig gut. Leider habe ich einiges an der Umsetzung zu bemängeln. So gab es doch öfter mal Längen und Wiederholungen; aber leider auch etliche (logische) Ungereimtheiten (v.a. dass niemand das Schiff gesehen hat? Am Ende erfährt man die Route, die die Yacht genommen hat, und da ist es sehr unglaubwürdig, dass niemand das Boot gesehen hat bzw. nie Land in Sicht war.) Und es blieben zum Schluss noch ein paar Fragen offen. Ja, im richtigen Leben wird man auch nie alle Details erfahren; aber in einem Unterhaltungsroman lässt einen so etwas leider etwas unbefriedigt zurück, wenn nicht alle offenen Fragen geklärt wurden.


Fazit:
Ein Psychogramm reicher Schnösel, die sich in Lebensgefahr - wo ihnen ihr Geld nichts bringt - nicht zu helfen wissen und diese im Gegenteil noch weiter verbal ausholen. Eine (mehr oder weniger) taffe Protagonistin, die erst durch das Gelangen in Lebensgefahr dazu gebracht wird, über ihr bisheriges Leben und Verhalten nachzudenken und v.a. die unausgeglichene Beziehung zu ihren ehemaligen Studienkolleginnen zu hinterfragen. Fesselnd war ihr alleiniger Kampf ums nackte Überleben. Spannende Plotidee mit einigen Mängeln in der Umsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 30.03.2025

Jeder kann zum Mörder werden...

Yoko
0

Die 28jährige Yoko ist zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort; als sie nach der Auslieferung ihrer Glückskekse einem kleinen Hund beistehen will, der von zwei Chinesen getreten wird, wird sie von diesen ...

Die 28jährige Yoko ist zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort; als sie nach der Auslieferung ihrer Glückskekse einem kleinen Hund beistehen will, der von zwei Chinesen getreten wird, wird sie von diesen kurzerhand entführt und vergewaltigt.
Da sie schon in ihrer Kindheit dieses Trauma erlitten, aber verdrängt hatte, kommt es durch die aktuellen Geschehnisse wieder zu Tage und es lässt sie nicht los. Sie kann nur mehr an eines denken: Rache.
Doch als sie sich nach den Namen ihrer beiden Peiniger erkundigt, weiß sie noch nicht, mit wem sie es zu tun hat...

Die Geschichte ist nicht so einfach zu lesen, denn man ist distanziert gegenüber Yoko, da sie eher gefühlskalt rüberkommt (und ihre Gefühle auch absolut nicht zeigen kann). Dennoch fiebert man die ganze Zeit mit ihr mit, denn man möchte wie sie Gerechtigkeit - und weiß, dass dies auf die übliche Art nicht möglich ist. Auch wenn Richard, der Freund ihres verstorbenen Vaters, bei der Polizei ist. Richard verhält sich Yoko allerdings sehr fragwürdig gegenüber - und seine Wandlung gegen Ende ist eher unglaubwürdig und man wundert sich: warum war er die ganze Zeit so ablehnend ihr gegenüber?
Die ganze Atmosphäre ist düster, deprimierend und sehr gewalttätig. Und sie bedient auch einige Klischees: Chinesen-Mafia; androgynes, lesbisches Mädchen, das Killerinstinkte in sich hat und alle gefährlichen Typen ausrottet (praktisch ist hier natürlich, dass sie lange als Metzgerin gearbeitet hat und das Töten der Tiere als Notwendigkeit sieht); Missbrauch in der Kindheit. Und es gibt viele (harte) Actionszene, sodass ich mir das Ganze auch echt gut verfilmt vorstellen könnte.

Jedenfalls bringt es einen auch wirklich zum Nachdenken: kann jeder zum Mörder bzw. zur Mörderin werden? Unter welchen Umständen? Denn der erste Mord war für Yoko Rache. Es gab aber auch welche, um selbst zu überleben. Und da fragt man sich dann: wäre man selbst auch dazu fähig?
Schade fand ich, dass der österreichische Autor keine österreichischen, sondern deutsche Ausdrücke verwendet hat (bzw. es der Verlag so geändert hat?) - zB Metzger und Azubi.


Fazit:
Mir war die Atmosphäre zu düster, Yoko zu unnahbar, sehr viel Gewalt und Blut, und viele Klischees.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2025

Wenn sich eine Liebesgöttin selbst verliebt...

Valentina Amor. Love is in the air (oder woanders)
0

Valentina Amor, die Tochter des Liebesgottes Amor, und Star, Sohn des Götterboten Hermes, sind beide in der Ausbildung zur Liebesgottheit (ja, Star möchte nicht ins Familienbusiness einsteigen) und deshalb ...

Valentina Amor, die Tochter des Liebesgottes Amor, und Star, Sohn des Götterboten Hermes, sind beide in der Ausbildung zur Liebesgottheit (ja, Star möchte nicht ins Familienbusiness einsteigen) und deshalb müssen sie gemeinsam als Team Teenagern die erste Liebe bringen und sind deshalb (als Menschen getarnt) an einer Schule.
Ihre Zielperson ist Mimi, bei der das Verlieben nicht so einfach ist, denn Mimi ist eine aufstrebende und schon ziemlich bekannte Sängerin. Die anderen Menschen gegenüber skeptisch ist: mögen die mich um meinetwillen oder weil ich berühmt bin?
Klar, dass Valentina mal wieder öfter ins Fettnäpfchen tritt, Chaos verursacht und sich dann auch noch versehentlich selbst mit einem Liebespfeil abschießt und nun in Star verliebt ist - dabei findet sie ihn doch eigentlich obernervig!!

Der Schreibstil ist locker mit jungen, modernen Ausdrücken, der an die Zielgruppe angepasst ist. Kurze Kapitel und viel Humor zeichnen auch den zweiten Teil der Valentina-Amor-Reihe aus.
Leider war es im Mittelteil etwas langatmig, da Valentina stääändig wiederholt, dass sie nicht verliebt sein will und sich unbedingt wieder entlieben muss.
Die Kapitelüberschriften sind Titel (mehr oder weniger) bekannter Lovesongs (ich kannte nicht alle und habe mich dann natürlich durchgehört), die kleine romantische Illustrationen zieren.
Ich liebe diesen Mix aus griechischer Götter-Mythologie und Teenager-Liebesromanze. Humorvoll, fantasievoll, magisch. Wenn man sich ein bisschen in der Götterwelt auskennt (es kommen auch noch andere Gottheiten vor), ist es noch amüsanter.
Und Taube Bussi peppt alles wieder auf.

Doch diese Geschichte beinhaltet ebenso wie der erste Teile wieder die tiefgründige Botschaft: jede Art der Liebe ist richtig; jeder ist gut so, genau wie er ist; wenn du mal etwas verbockt hast, richte es wieder gerade. Und gib nie auf!
Familie, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, werden großgeschrieben und die erste Liebe und Mobbing (in der Schule und den Sozialen Medien) sind große Themen; ebenso das Verhalten der Menschen auf Social Media und wie man damit umgehen soll.


Fazit:
Teenie-Liebeskomödie meets griechische Mythologie, Teil 2: witzig, fantasievoll, unterhaltsam; mit kleinen Längen im Mittelteil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2025

Die junge Queen ermittelt im Jahr 1957

Die Tote trug Diamanten
0


Im 4. Teil der Reihe um die Kriminalfall-lösende Queen begleiten wir die junge Monarchin diesmal zurück ins Jahr 1957, wo es einen mysteriösen Doppelmord gibt: eine Prostituierte trägt eine wertvolle ...


Im 4. Teil der Reihe um die Kriminalfall-lösende Queen begleiten wir die junge Monarchin diesmal zurück ins Jahr 1957, wo es einen mysteriösen Doppelmord gibt: eine Prostituierte trägt eine wertvolle Edelstein-Tiara, und sie und ihr Freier wurden ermordet aufgefunden - in einem Haus, in dem sich vermögende Adelige zum Kartenspiel trafen.
Und dann stellt sich noch heraus, dass eine Verschwörung gegen die Queen geplant ist.
Die von allen unterschätzte Joan McGraw hilft ihr mit klugem Köpfchen und rascher Auffassungsgabe, die von der Queen als Assistentin ihres persönlichen Sekretärs eingestellt wird und ihr (natürlich inoffiziell) hilft, Puzzlesteinchen aufzudecken und an den richtigen Platz zu rücken, so dass die Namen der Verschwörer ans Licht kommen und natürlich auch der Mordfall aufgeklärt wird.

Diesmal hab ich leider etwas länger gebraucht, um in die Geschichte zu kommen und wurde auch nicht ganz soo warm damit, denn es waren mir ehrlich gesagt zu viele (adelige) Persönlichkeiten, historische Hintergrundinformationen und deren Verflechtungen. Auch die Dialoge konnten mich diesmal nicht so mitreißen und fühlten sich manchmal steif und gesetzt an. Gut, in einer Monarchie und zur damaligen Zeit ging es wahrscheinlich tatsächlich so zu, aber dadurch war es eben nicht so flüssig zu lesen. Auch wenn man natürlich die Recherchearbeit der Autorin herausliest, denn viele Geschehnisse waren tatsächliche geschichtliche Ereignisse, die ich mit großem Interesse verfolgt habe (zb die Nordamerika-Reise des jungen Königspaars - ich habe mir danach Bilder rausgesucht, um die "neue Mode" der Queen zu betrachten).

Doch man konnte sehr gut die Gefühle von Queen Elizabeth II nachvollziehen; ihre Ängste über die Bedrohung ihrer Familie, der Monarchie bzw. des neuen Commonwealth; das Zurücklassen der damals noch kleinen Kinder bei der großen Reise nach Kanada und in die USA.
Und auch über das Fernsehen, das damals DAS neue Medium war. Sie sollte zum ersten Mal eine große Ansprache im Fernsehen halten und war natürlich sehr nervös. Auch weil sie zuerst nicht wusste, wie sie richtig damit umgehen sollte. Das war wirklich berührend.

Die Aufdeckung des Komplotts fand ich richtig spannend; bei der Auflösung des Mordfalls konnte ich mal wieder nicht nachvollziehen, wie die Queen plötzlich auf die Lösung gekommen ist (die ich aber gut und nachvollziehbar fand) - so ging es mir aber bei den vorigen Bänden auch schon ;)


Fazit:
Die junge Queen ermittelt im Jahr 1957 im Falle eines Doppelmords und einer Verschwörung gegen sie. Konnte mich nicht ganz so abholen wie die ersten 3 Bände.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2025

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Ich hol mir dein Leben
0

In "Ich hol mir dein Leben" dreht sich alles um die Zwillingsbrüder Tim und Tom, Mitte 20.
Der eine ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versucht nun, in einem Programm um sein Überleben zu ...

In "Ich hol mir dein Leben" dreht sich alles um die Zwillingsbrüder Tim und Tom, Mitte 20.
Der eine ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versucht nun, in einem Programm um sein Überleben zu kämpfen, indem er sich möglichst aus Problemen raushält und seinen Job behält.
Der andere ist unfassbar reich, führt ein Unternehmen, lebt in einer Villa, hat jede Menge teurer Autos und div. anderer Immobilien.
Und der arme Bruder möchte nun das Leben seines wohlhabenden Bruders übernehmen, zu dem er seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

Was sich so "simpel" anhört, ist ein Geflecht aus unfassbaren Ereignissen in der Vergangenheit, die zu dem geführt haben, wie die Brüder jetzt leben; vielen dunklen Geheimnissen und überraschenden Wendungen.
Denn auch wenn man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und wohin sich die Geschichte entwickeln wird, ist doch alles anders, als man denkt. Und am Schluss konnte mich die Autorin nochmal überraschen.
Obwohl ich lieber komplett abgeschlossene Geschichten habe, ist das halb-offene Ende hier genau richtig: man kann selbst überlegen, wie sich die Zukunft entwickelt könnte.

Abwechselnd liest man aus Sicht der beiden Zwillingsbrüder, sodass man tief in deren Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann. Sprachlich könnte es für meinen Geschmack etwas raffinierter sein, vor allem bei den Dialogen.
Die Figurenzeichnung ist der Autorin sehr gut gelungen, findet man doch den einen Bruder sofort sympathisch, und den anderen absolut abstoßend - doch gibt es psychogisch zu denken: wie viel Einfluss hat die Umwelt auf die Charakterbildung? Oder sind gewisse Verhaltensweisen angeboren? Warum wird man zum Mörder? Das gibt hier, am Beispiel Zwillinge, ganz besonders zu denken.


Fazit:
Ein perfides Psycho-Drama mit polarisierenden Charakteren, das zum Nachdenken anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere