Wenn Dir keiner glaubt ...
Es ist immer schwer, einen guten Thriller zu besprechen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Oft genug wird in den Rezensionen ausgeplaudert, was man sich als Leser gerne selbst mehrere hundert Seiten ...
Es ist immer schwer, einen guten Thriller zu besprechen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Oft genug wird in den Rezensionen ausgeplaudert, was man sich als Leser gerne selbst mehrere hundert Seiten lang erarbeitet, um dann einen tollen Aha-Moment zu erleben - oder eben nicht, wenn es schon in der Rezension oder auf dem Buchumschlag steht. Das ist ärgerlich.
Erfreulicherweise ist der Klappentext von „Wolfsbeute“ extrem knapp gehalten. Deswegen sei hier auch kaum mehr verraten: Kommissar Servaz, der sich nach seinem letzten Fall in einer Reha-Einrichtung befindet, versucht seelisch wieder auf die Beine zu kommen. Gleichzeitig lernen wir die erfolgreiche Radiomoderatorin Christine Steinmeyer kennen. Servaz und Christine erhalten beide anonyme Post und damit beginnen über 600 spannende Thrillerseiten. Christine wird Opfer eines Stalkers und zu dessen Spielball ...
Eigentlich mag ich Plots nicht so sehr, in denen mit der wehrlosen Hauptperson perfide Spielchen gespielt werden ... Da fühlt man sich selbst so hilflos. Dieses Buch hat mich aber wirklich gefesselt. Es braucht ein bisschen, bis die ersten Fäden sich finden, aber dann konnte ich es kaum noch aus der Hand legen. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Martin Servaz und Christine geschildert, so baut sich langsam aber sicher Spannung auf.
Miniers Schreibstil ist eher ruhig und beherrscht, nicht hektisch. Er läßt sich Zeit, seine Figuren in ihrem Umfeld vorzustellen und sie agieren zu lassen. Bei Christine wird dadurch der Einfluss des Stalkers auf ihr Leben (Vorher/Nachher-Vergleich) besonders deutlich und nachvollziehbar.
Obwohl dies bereits der dritte Band der Servaz-Reihe ist, kann man diesen Thriller auch ohne Vorkenntnisse lesen. Es gibt genug Hinweise auf Servaz‘ Vergangenheit, um seine Handlungsweisen zu verstehen.
Einziges Manko: Mir war die Protagonistin nicht sympathisch.
Insgesamt kann ich diesen Thriller auch versierten Spannungs-Leser*innen absolut empfehlen; es gibt reichlich Aha-Momente. Man muss der Handlung etwas Zeit lassen, um die Spannung aufzubauen und dann ist man gefangen.
Viereinhalb Sterne.