Geschwisterliebe
Bettina hat gerade Besuch von einer guten Freundin, als ein Anruf von ihrem Vater ihr ganzes Leben aus der Bahn wirft.
Mit diesem Anruf, der Nachricht vom Selbstmord ihrer älteren Schwester beginnt das ...
Bettina hat gerade Besuch von einer guten Freundin, als ein Anruf von ihrem Vater ihr ganzes Leben aus der Bahn wirft.
Mit diesem Anruf, der Nachricht vom Selbstmord ihrer älteren Schwester beginnt das Buch und eine wahnsinnig, wunderbar berührende Reise in die Vergangenheit beginnt. Die Autorin gibt uns Lesern intime Einblicke in ihre Kindheit, Jugend, das Erwachsenenalter. Immer eng verbunden mit ihrer Schwester, ihren Eltern und Großeltern. Sie beschreibt Allragssituationen so plakativ, dass ich quasi hinter den Beiden hergeschlichen bin, um heimlich in den Schrank zu schauen. Ich hatte fast ein Deja vu, auch ich kenne diese Situation. Bei mir war es der kleinere Bruder mit dem ich die Treppe herunter geschlichen bin und auch wir wussten genau, welche Stufe man meiden muss, um nicht durch das Knarren das ganze Haus aufzuwecken. solche Szenen sind so humorvoll beschrieben, dass man automatisch schmunzeln muss.
Das ganze Buch ist durchzogen von solchen Erinnerungen, leider aber nicht nur von glücklichen. Die Autorin beschreibt offen auch das schwierige Familienleben, wie beispielsweise die Depression der Mutter, oder die Anforderungen, die die Eltern an ihre Töchter stellen.
Die Autorin nutzt ihre Erinnerungen als Trauerbewältigung, immer im Hintergrund die Frage nach dem Warum, danach, ob man mehr hätte tun können, sollen, danach, ob man Anzeichen übersehen hat. Es ist ein wenig die Aufarbeitung von Schuldgefühlen, wie sie sicher jeder nachvollziehen kann, der Angehörige mit einer psychischen Erkrankung hat.
Ein sehr berührendes Buch, mit viel Herz geschrieben, ohne dabei rührselig zu werden, oder die Erinnerungen zu verklären. Sensibler Umgang mit dem Thema Depression und Suizid.