Cover-Bild Glück am Morgen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 383
  • Ersterscheinung: 08.04.2019
  • ISBN: 9783458177852
Betty Smith

Glück am Morgen

Roman
Eike Schönfeld (Übersetzer)

Annie liebt Carl. Und Carl liebt Annie. Und so verlässt die Achtzehnjährige heimlich die Wohnung ihrer Mutter in Brooklyn und zieht in die kleine Universitätsstadt im Mittleren Westen, wo Carl Jura studiert. Sie lassen sich gegen den Willen ihrer Eltern trauen und genießen das Glück, endlich beisammen zu sein, auch wenn der Alltag Schatten wirft: Sie müssen mit wenig zurechtkommen, Carl hat kaum Zeit, Annie dafür umso mehr. Doch das Leben meint es gut mit ihnen, Annie findet neue Freunde, Carl bessere Nebenjobs, Annie besucht klammheimlich Literaturseminare und hat erste kleine Erfolge als Schriftstellerin. Und obwohl sie wenig besitzen, fühlen sie sich reich, denn sie wissen, worauf es wirklich ankommt: Sie haben einander.

Nachdem Betty Smith uns in Ein Baum wächst in Brooklyn mit der Geschichte der kleinen Francie verzaubert hat, beglückt sie uns nun mit einem wunderbar leichten Roman über das große Glück, zu lieben und geliebt zu werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2019

Sehr enttäuschend

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Die im Klappentext erwähnte Thematik des Buches ist ausgesprochen interessant: "Das erste Jahr der jungen Ehe von Annie und Carl ist nicht leicht - ständig fehlt es an Geld, obwohl Carl neben seinem Jurastudium ...

Die im Klappentext erwähnte Thematik des Buches ist ausgesprochen interessant: "Das erste Jahr der jungen Ehe von Annie und Carl ist nicht leicht - ständig fehlt es an Geld, obwohl Carl neben seinem Jurastudium noch mehrere Jobs hat." Ich war gespannt darauf, wie die jungen Leute mit dieser Situation zurechtkommen und freute mich dann auch, als ich beim Lesen festsstellte, daß das Buch Ende der 1920er spielt und hoffentlich Einblicke in das Leben der Zeit gegeben würden.

Leider aber ist die Umsetzung gleich aus mehreren Gründen meines Erachtens völlig mißlungen. Der Hauptgrund ist der ausgesprochen schlechte Schreibstil. Ich konnte es kaum glauben, daß diese Autorin renommierte Preise gewonnen hat, denn das Buch liest sich, als ob es ein Schulmädchen verfaßt hätte. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal ein so schlecht geschriebenes Buch gelesen habe.

Auch bei der Schilderung der Beziehung zwischen Carl und Annie wurde meistens zielsicher am Interessanten vorbei geschrieben. Das Buch beginnt mit ihrer Hochzeit und ich war von der Banalität der Dialoge bereits überrascht, habe es aber über gemächlicher Einführung verbucht. Allerdings ändert sich das Ganze nicht. Annie und Carl führen zum Großteil absolut uninteressante Dialoge, die nicht dadurch besser werden, daß die beiden sich in fast jedem Satz zwanghaft mit Vornamen ansprechen.
Ein Auszug:
"Hast du schon mal so viele Pee-wees gesehen, Carl?"
"Das sind Beanies."
"In Brooklyn heißen die Pee-wees."
"Ich bin aber nicht in Brooklyn."
"Aber trotzdem bist du noch Brooklyner."
"Das müssen ja nicht alle wissen, Annie."
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, Carl."
"Ach, wir können sie doch einfach Beanies nennen, Annie."
Das ist keine unrühmliche Ausnahme, sondern Carl und Annie sprechen fast ständig so miteinander. Irgendwann merkt man auch, daß ihre begrenzte Themenauswahl sich immer wiederholt und wir lesen Varianten des Banalen immer und immer wieder.

Die Charaktere sind nicht gut gezeichnet. Annie ist manchmal erschreckend einfältig, an manchen Stellen ist es kaum glaubhaft. Dazu ist sie noch völlig distanzlos und launisch. Das macht die Szenen mit ihr unangenehm zu lesen. Carl ist farblos. Er lernt viel, er arbeitet viel und er wird ab und an etwas grob. Mehr erfahren wir nicht. Was diese beiden aneinander finden, erfahren wir auch nicht, meistens scheinen sie genervt voneinander. Manche Szenen sollen uns vermitteln, wie sehr sie einander lieben, aber man kann es nicht nachempfinden und versteht es auch nicht. Überhaupt ergeben die Beziehungen zwischen den Charakteren nur selten Sinn.

Interessante Aspekte, wie eben Carls finanzielle Nöte oder das gespannte Verhältnis zu den jeweiligen Eltern, werden leider kaum behandelt, stattdessen versinkt die Geschichte größtenteils in Banalitäten. Zudem kommt Carl ein glücklicher Zufall nach dem anderen zu Hilfe und sobald ein wenig Geld im Haus ist, wird es (vor allem von Annie) mit vollen Händen hastig ausgegeben, was der finanziellen Thematik Dringlichkeit und Glaubwürdigkeit nimmt.

Annie, wie gesagt von ausgesprochener Einfältigkeit und dazu mit gerade mal grundlegender Schulbildung, schreibt gerne, insbesondere Theaterstücke. Ihre ersten Versuche sind schmerzhaft schlecht, was verständlich ist - sie konnte es bislang nicht lernen. Nun reicht aber ihr Interesse an der Thematik aus, kostenlose Gasthörerin bei entsprechenden Vorlesungen zu werden und dort braucht sie nur ein paar Monate, um zu den drei Besten der Klasse zu zählen. Das ist völlig unglaubwürdig (auch wenn das Buch wohl autobiographische Züge hat) und wird noch unglaubwürdiger, als wir Annies spätere Schreibversuche zu lesen bekommen und sie immer noch schmerzhaft schlecht sind.

So las ich hier also ein schlecht geschriebenes Buch mit unsympathischen, teils überzeichneten Charakteren, dessen teils interessante Themen entweder unzureichend oder unglaubwürdig behandelt wurden. "Glück am Morgen" ist leider die Enttäuschung des Jahres für mich. Die zwei Sterne gibt es für einige informative Schilderungen von Stadt- und Universitätsleben und für durchblitzende Momente, in denen man von Carls Situation gerührt ist und merkt, daß hier eine gute Geschichte hätte drinstecken können.

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Veröffentlicht am 04.10.2019

Vom Glück, jemanden an seiner Seite zu haben

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Die Geschichte spielt Ende der 1920er Jahre und umfasst das erste Ehejahr von Annie und Carl. Sie sind beide sehr jung. Annie gerade volljährig und von zu Hause durchgebrannt, Carl studiert schon Rechtswissenschaften ...

Die Geschichte spielt Ende der 1920er Jahre und umfasst das erste Ehejahr von Annie und Carl. Sie sind beide sehr jung. Annie gerade volljährig und von zu Hause durchgebrannt, Carl studiert schon Rechtswissenschaften und ist unsterblich in Annie verliebt. Sie haben keinen leichten Start in die Unabhängigkeit von den Eltern, jedoch haben sie einander und das ist den beiden das Wichtigste.

Vieles war damals anders und ich musste mir das beim Lesen immer wieder bewusst machen. Die Stellung und Rolle der Frau in der Gesellschaft, die große Wirtschaftskrise stand an, Bildung war ein Privileg...

So ein Leben konnte sehr einfach sein und auch die Armut, die Annie und Carl phasenweise durchmachen, erleichtert vieles nicht. Die Geschichte ist sehr einfach gehalten, aber es ist diese Einfachheit, die die Gedanken der Autorin so toll zur Geltung bringt. Trotzdem konnte ich mich nicht wirklich mit dem Gesamtwerk anfreunden.

Die beiden Charaktere waren für mich unglaublich anstrengend. Annie ist naiv, launenhaft, widersprüchlich und in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigt. Carl ist besserwisserisch, hat einen Hang zur Gewalt, arbeitet jedoch unermüdlich, um sie beide über Wasser zu halten. Ihn habe ich ein bisschen zu schätzen gelernt im Laufe der Geschichte. Annie mochte ich, weil sie so vernarrt in Bücher und das Schreiben ist und ihre unbändige Freude an kleinen Dingen sehr herzerwärmend sein kann. Trotzdem konnte ich nur sehr wenig Interesse für ihr Leben aufbringen.

Der Schreibstil war wirklich auch sehr einfach gehalten und wahrscheinlich der Zeit verschuldet, in der das Buch geschrieben wurde, auch ein bisschen altmodisch. Toll war jedoch, dass hin und wieder Passagen aus Annies Texten eingebaut wurden. Manche zwischenmenschlichen Beziehungen fand ich auch gut beschrieben und Smith konnte wirklich das Wesentliche hervorholen. Das Ganze Buch dreht sich eigentlich nur um das Wesentliche, um das, was das Leben ausmacht. Das Setting, in dem das Ganze untergebracht wurde, hat mir halt nicht so gefallen. Die Ansätze waren aber wirklich da und ich kann erahnen, was die Autorin mir mit diesem Buch sagen wollte.



Fazit

Die Liebe, die Liebe. Was wären wir nur ohne die Liebe? Betty Smith zeigt mit ihrer Geschichte, dass zu lieben und geliebt zu werden das Leben um einiges einfacher macht; dass man Menschen an seiner Seite braucht, die an einen glauben und unterstützen; dass es eine Frage des Charakters ist, wie man auf bestimmte Situationen reagiert und dass Armut wirklich niemandem zu wünschen ist. Es ist eine einfache Geschichte, mit mehr oder weniger nervigen Charakteren, auf das Wesentliche reduziert. Für mich war das Buch sehr anstrengend zu lesen.