1748 Meißen. Die junge Geraldine floh mit 14 Jahren von Santo Domingo nach Europa, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, von dem sie aus dem Nachlass ihre Mutter, die bei ihrer Geburt starb, nur ein goldenes Medaillon mit seinem verblassten Bildnis besitzt. Geraldine hat künstlerisches Talent und ist nach einiger Zeit in Köln bei einem Porzellanmacher nach Meißen gekommen, um sich dort in der Porzellanmanufaktur als Malerin zu bewerben. Doch sie wird gar nicht erst erhört, sondern davongejagt. Als sie auf der Straße die Bekanntschaft des Kreisamtsmannes Teuchert macht und der ihr eine Unterkunft anbietet, geht sie in gutem Glauben mit. Allerdings hat dieser anderes im Sinn, Geraldine soll für ihn gestohlenes Porzellan aus der Manufaktur bemalen, das er mit seiner Gattin teuer verkaufen will, um seine Schulden zu tilgen. So findet sich Geraldine wie eine Sklavin gehalten eingesperrt in einer Kammer wieder und muss sich dem Ehepaar fügen. Doch Geraldine versucht alles, um ihrem Gefängnis zu entkommen, will sie doch unbedingt ihren Vater finden. Als sie den jungen Juristen Nehmitz kennenlernt, der aus Dresden entsandt wurde, die Diebstähle und Fälschungen des Meißner Porzellans aufzuklären, nehmen die Dinge einen dramatischen Verlauf. Wird es Geraldine gelingen, Teucherts zu entkommen und endlich ihren Vater zu finden?
Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins 18. Jahrhundert entführt und an der Seite von Geraldine die damalige Zeit kennenlernt sowie einiges über die Herstellung des berühmten Porzellans erfährt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und erlebt, wie die Autorin eine längst vergangene Zeit wiederauferstehen lässt. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut, schraubt sich aber innerhalb der Handlung immer mehr nach oben. Die Autorin gibt dem Leser durch verschiedene Handlungsstränge einen Einblick sowohl in die historisch belegten administrativen und handwerklichen Tätigkeiten des Kurfürstentums Sachsens und seiner Verwaltung der Manufaktur als auch in das Leben der einfachen Bevölkerung. Gleichzeitig zeigt sie auf, wie alles miteinander verknüpft ist. Neben einem kleinen Glossar gibt es im Anhang noch ein kurzes Nachwort zur Erklärung, wobei das Glossar allerdings etwas ausführlicher hätte sein können.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenheiten individuell gestaltet. Sie wirken authentisch und lebendig. Geraldine ist eine junge Frau, die auf ihre Umwelt wie eine Zigeunerin anmutet, da sie aus der Karibik stammt und eine dunklere Hautfarbe besitzt. Sie besitzt künstlerisches Talent, liebt die Malerei und hat den festen Willen, ihren leiblichen Vater zu finden, der als junger Mann aus Sachsen nach Santo Domingo kam. Geraldine hat ein offenes und freundliches Wesen sowie das Herz am rechten Fleck. Sie ist hilfsbereit, aber leider auch oftmals zu gutgläubig und etwas naiv, weshalb sie schnell und immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Teuchert und seine Frau wirken nach außen wie rechtschaffende Menschen und sehr auf ihren Ruf bedacht. Doch in ihren eigenen vier Wänden sind sie knallhart und berechnend, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ohne Rücksicht auf Verluste. Nehmitz ist ein junger Mann, der durch seine abtrünnig gewordene Verwandtschaft bereits eine große Bürde trägt und dies mit guter und ehrlicher Arbeit ausbügeln will. Er ist intelligent, gewissenhaft und ehrlich, gleichzeitig besitzt er Empathie und Mitgefühl und setzt sich für Schwächere ein. Auch die weiteren Protagonisten mit ihren kleinen Nebengeschichten tragen zur Bereicherung der Handlung bei.
„Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ ist ein wirklich gelungener historischer Roman über einen interessanten Berufszweig, der nebenbei auch noch einiges an Spannung und Romantik zu bieten hat. Auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Lektüre, die eine Leseempfehlung mehr als verdient.