Ein entschleunigender Ratgeber und ein ganz tolles Buch: Fernweh ist out, es lebe das Nahweh
"Im Freien – Abenteuer vor der Tür" von Björn Kern erscheint im Fischer Verlag.
Viele buchen eine Fernreise, um dem Alltag zu entfliehen, doch das ist nicht gerade umweltschutzfreundlich und auch für ...
"Im Freien – Abenteuer vor der Tür" von Björn Kern erscheint im Fischer Verlag.
Viele buchen eine Fernreise, um dem Alltag zu entfliehen, doch das ist nicht gerade umweltschutzfreundlich und auch für die Entschleunigung gar nicht nötig. Björn Kern hat sein Abenteuer direkt vor seiner Haustür im Oderbruch gestartet. Hier erlebt er die Jahreszeiten im Wechsel und entdeckt eine Wunderwelt, die im heimischen Wald für große Gefühle und Erlebnisse und gleichzeitig für Entspannung sorgt.
"Ein Windstop fegt gekräuselte Wellen über das Wasser. Ich sehe zum Himmel auf. Keine Wolkenwand, keine Trübung des Lichts. " Zitat S. 86 Entschleunigung und besinnen auf das Leben in der Natur.
Das Leben in der Natur ist dem Stadtmenschen heute nicht mehr bewusst, dabei kann man gerade da gut abschalten und erlebt Jahreszeiten, Tiere und Pflanzen hautnah. Björn Kern löste sich von seinem Schreibtisch und Laptop und machte die Erfahrung mit dem "Nahweh". In seinem Buch beschreibt er, wie er sich im Wald vor unbekannten Geräuschen erschreckt, wie er wilden Tieren z. B. einem Waldkauz begegnet, im Wasser eines vereisten Sees mit einem Ungeheuer in Form einer Plastiktüte kämpft und was ihm so im Freien alles durch den Kopf geht.
Die ersten Erlebnisse im Freien machen ihn mutiger und neugierig auf weitere Abenteuer, so zieht er los, quer durch den Oderbruch und findet in einem Schützengraben Knochen, vermutet dahinter die Überreste eines heldenhaften Soldaten. Wer findet so etwas schon beim Baden in der Südsee? Diese Erlebnisse bringen ihn seiner Heimat näher und sie erden ihn in seiner Kultur. Wie schön ist es, durch die Wälder zu streifen, vor keiner Touristen-Sensation Schlange stehen zu müssen, keine Verkaufsgespräche mit Straßenhändlern führen zu müssen und nicht die Zeit in Bussen oder Flugzeugen absitzen zu verplämpern.
So versucht der Autor bei seinen Streifzügen im Freien abzuschalten und seine innere Ruhe wiederzufinden, was ihm nicht immer gelingt. Seine Gedanken wenden sich gegen das Alltägliche, hin zu dem Erlebten in der Natur und er tauscht sich mit seinem märkischen Nachbarn darüber aus.
Diese Figur ist mein Highlight in diesem Buch, sein Dialekt gibt dem Buch noch etwas mehr Pepp und die Dialoge lesen sich herrlich komisch.
Bewegung im Freien, diese alte, hier neu entdeckte Freizeitidee ist zum Abschalten genau richtig, fördert die Gesundheit und ist aus ökologischen Gründen jeder Urlaubsreise vorzuziehen.
Eine anregende Lektüre, die entschleunigend wirkt, mich hat dieses Buch vollkommen überzeugt, häufig lachen lassen und auch die Idee dahinter ist so einfach wie grandios. Raus aus den vier Wänden, ab in den Wald und die Natur spüren. Im Freien lässt man die Natur wirken und entdeckt, was wirklich wichtig im Leben ist.