Worum geht's?
In Emmett Farmer Welt sind Bücher nicht nur verpönt - sie jagen vielen Menschen regelrecht Angst ein. Umso unfassbarer ist es für ihn, als seine Eltern ihn ausgerechnet zu einer Buchbinderin in die Lehre schicken. Die alte Dame Seredith nimmt ihn freundlich auf, doch das Geheimnis um die Bücher in ihrem Gewölbe behält sie für sich. Was hat es mit dem Buchbinden wirklich auf sich? Ist diese Arbeit ehrenhaft oder steckt etwas Böses dahinter? Und welche Verbindung hat all das zu Emmetts Leben?
Was mich neugierig gemacht hat:
Ganz klar war es hier die Thematik mit dem Buchbinden, die sofort mein Interesse geweckt hat. Ein schöner Buchtitel, ein Geheimnis um Bücher ... Welcher bibliophile Mensch würde da nicht mehr wissen wollen?
Wie es mir gefallen hat:
Es ist immer schade, wenn man ein vielversprechendes Buch am Ende negativ bewerten muss, doch „Die verborgenen Stimmen der Bücher" hat mich trotz eines wirklich interessanten Ansatzes und einem raffinierten erzählerischen Aufbau auf inhaltlicher Ebene nicht wirklich überzeugen können.
Im ersten Drittel der Geschichte werden viele geheimnisvolle Stränge aufgenommen, z.B. Emmetts mysteriöse Krankheit, was seine Familie vor ihm verbirgt, die Abneigung der Menschen gegenüber Büchern, Serediths Arbeit und was sie weiß, das Auftauchen von Lucian Darnay, ...
Besonders spannend ist natürlich das Geheimnis hinter dem Buchbinden und die moralischen Fragen, die dadurch aufgeworfen werden.
Obwohl das Erzähltempo eher langsam (für meinen Geschmack manchmal zu langsam) ist, war ich neugierig auf den weiteren Verlauf.
Der zweite Teil des Buches rollt Emmetts Vergangenheit vor seiner Zeit bei Seredith auf. Da sich hier schnell eine ganz andere Richtung für die Handlung abzeichnet, als das Buch zunächst erwarten ließ, wurde ich zunehmend desinteressierter.
Im dritten Teil erfolgt dann ein (für mich) überraschender Perspektivwechsel, den ich zum einen begrüßt habe, da der für mich spannendste Charakter des Buches hier zu Wort kommt, der zum anderen aber auch endgültig von dem größeren Zusammenhang der Grundthematik wegführt.
Enttäuscht hat mich, dass letztendlich alles auf eine Auflösung hinausläuft, die man relativ früh absehen kann. Seredith und auch andere Charaktere wie Emmetts Eltern und seine Schwester verschwinden sang- und klanglos aus der Geschichte und werden nie wieder erwähnt.
Eine Liebesgeschichte überlagert alles andere
Anmerkung zum Hörbuch: Der Sprecher Frank Stieren hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Die Stimmen einiger weiblichen Nebencharaktere habe ich als ein wenig anstrengend empfunden, aber sonst war es ein angenehmes Hörerlebnis.
(Für wen) Lohnt es sich?
Wer Lust auf eine relativ einfach gestrickte (Liebes-)Geschichte mit einem mal etwas anderen Rahmen hat, könnte mit diesem Buch gut beraten sein.
Erhofft man sich dagegen Tiefsinn und eine Handlung, die die Bücher-Thematik unmittelbar in den Vordergrund stellt, wird man am Ende ein wenig enttäuscht sein.
In einem Satz:
„Die verborgenen Stimmen der Bücher" macht wenig aus einer wirklich spannenden Grundidee; sämtliche Nebencharaktere, moralische Fragen und Handlungsfäden um das Buchbinden werden von einer Liebesgeschichte verdrängt.