Paris surreal
„Stadt der Mörder“ von Britta Habekost
Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. So steht es in unseren Geschichtsbüchern, so haben wir es gelernt. Aber wenn die Waffen schweigen, was wird dann ...
„Stadt der Mörder“ von Britta Habekost
Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. So steht es in unseren Geschichtsbüchern, so haben wir es gelernt. Aber wenn die Waffen schweigen, was wird dann aus den Menschen? Lebt man weiter wie vor dem Krieg? Viele waren körperlich versehrt oder traumatisiert.Der Krieg hat alles verändert. In Paris herrschte Armut und Hoffnungslosigkeit. Aber auch ein Hauch von Trotz, verzweifeltem Lebenshunger und Aufbruchstimmung. In dieses Paris der 1920er Jahre entführt uns Britta Habekost. Ein grausamer, skrupelloser Mörder treibt hier sein Unwesen. Seine Taten sind scheußlich und verstörend. Und vor allem, für den Ermittler Julien Vioric unerklärlich. Bei seinen Nachforschungen trifft er die junge Lysanne. Auf der Suche nach ihrer Schwester hat sie sich in den Weiten Paris völlig verloren. Die Suche der beiden treibt sie in die wundersame Welt der Surrealisten. Zu entscheiden was Sein und Schein ist wird zunehmend schwerer. Realität und Gedanken verschwimmen.
Mich hat diese Geschichte schon ab der ersten Seite begeistert. Britta Habekosts Umgang mit Sprache ist kunstvoll und faszinierend. Sie hat das Talent Worte so aneinanderzureihen, dass Sätze und Bilder entstehen, die ich so bisher nicht kannte und die einem eine neue Welt offenbaren. Orte oder Szenen werden beschrieben und wirken so lebendig, teilweise aber auch bizarr ohne albern zu sein. Was mich von Anfang an total erstaunt hat war, dass beim Lesen der Film, der in meinem Kopf ablief, tatsächlich schwarz-weiß war. Wie in einem 20er Jahre Film. Was für eine Kunst, so etwas beim Leser zu erzeugen! Einzelne Stellen habe ich immer wieder gelesen, weil ich mich so an den entstehenden Bildern erfreut habe. Die Autorin hat mir die Tür zu den Surrealisten geöffnet und mir damit etwas Neues gegeben, dessen Wert ich davor nicht kannte. Und das ist für mich ein großes Geschenk.