Unterhaltung mit einer KI
Das Buch war sehr interessant zu lesen. Ein Experiment! Und als solches sollte man es auch angehen. Es sollte kein Anspruch an ein perfektes unterhaltsames Buch an den Autor herangetragen werden. Denn ...
Das Buch war sehr interessant zu lesen. Ein Experiment! Und als solches sollte man es auch angehen. Es sollte kein Anspruch an ein perfektes unterhaltsames Buch an den Autor herangetragen werden. Denn der Autor bestimmt das Buch eben nur zur Hälfte. Der andere Teil wird von einer KI, eben ChatGPT, beigetragen. Wer selber schon mit ChatGPT gearbeitet oder sich mit ihm/ihr unterhalten hat, wird den Stil wiedererkennen. Wird nichts anderes vorgegeben begegnet einem ein beflissener, zustimmender Gegenüber der bereitwillig auf alles eingeht was man möchte, und ebenso bereitwillig und um Verzeihung bittend Fehler eingesteht, wenn man darauf hinweist.
Das machte das Buch in zweiten Drittel dann auch etwas ermüdent und sorgte für Längen. Zum Ende nimmt die Unterhaltung wieder Fahrt auf als Tom und Bela Ami (ChatGPT) zusammen die ein Beziehungsgewirr und dessen Verlauf entstehen lassen. Hier wird aus meiner Sicht auch deutlich warum gute Bücher zur Zeit von menschlichen Autoren geschrieben werden sollten. Bel Amis Beiträge lesen sich wie ein Groschenroman. Gespickt von Floskeln, Kerzenschein und Gefühlsdrama. Witzig in diesem Kontext, aber für ein komplettes Buch vielleicht eher nicht. Ich könnte mir vorstellen, das es für andere Genres genauso aussieht. Aber wie man vorher erfahren hat arbeitet der Algorithmus der KI eben auch so. Es werden möglichst viele Texte aus einem Genre bereitgestellt und das Modell mit diesen trainiert. Dabei werden die typischen Stilmittel und Inhalte ermittelt und extrahiert. Wird daraus ein neuer Roman erstellt, handelt es sich erst einmal um ein Gebilde voller Klischees und allgemeiner Floskeln.