Profilbild von Li-Lo

Li-Lo

Lesejury Profi
online

Li-Lo ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Li-Lo über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2024

Ein typischer Zwischenband mit wenig Handlung

Honesty. Was die Lüge uns kostet
0

“Was die Lüge uns kostet” ist der zweite Teil der Honesty Reihe von Franzi Kopka, die beim Fischer Verlag erscheint. Das Hörbuch, das von Argon produziert wurde, ist von Marylou Poolman eingelesen.

Nachdem ...

“Was die Lüge uns kostet” ist der zweite Teil der Honesty Reihe von Franzi Kopka, die beim Fischer Verlag erscheint. Das Hörbuch, das von Argon produziert wurde, ist von Marylou Poolman eingelesen.

Nachdem der erste Band mit einem fiesen Cliffhanger inmitten der endlich aufkommenden Action geendet hat, beginnt dieser zweite Band in Maes Gedankenwelt, während sie im Krankenhaus auf Nachrichten wartet. In diesem Stil bleibt sich die Geschichte dann auch im weiteren Verlauf mehrheitlich treu. Der Plot entwickelt sich zwar irgendwie weiter - das Partnerprogramm wird fortgesetzt, Mae dringt tiefer in den Widerstand vor, die Propagandamaschine tut ihren Dienst -, das Tempo bleibt aber doch eher träge. Die Handlung findet vor allem im Kopf der Protagonistin statt, was nicht uninteressant ist, in dem Übermass aber doch etwas eintönig. Auch, weil Mae kaum Sparringspartner hat, die die Sache etwas würzen würden. Die grosse Matching-Gala zum Ende hin liefert dann genau das Ergebnis, das ich schon seit Band 1 erwartet habe. Und am Ende? Ein Cliffhanger, natürlich.

Kopkas Schreibstil ist nach wie vor ansprechend und Poolman macht das Hörerlebnis sehr angenehm und kurzweilig. Durch die Kopflastigkeit und den Mangel an Interaktionen mit dem und fesselnde Handlung im Aussen, war die Sache leider doch zäher, als ich mir das gewünscht hätte.

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt - wie immer und offensichtlich - natürlich trotzdem meine eigene.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2024

Faszinierend und befremdlich

Die Mitford Schwestern
0

“Die Mitford Schwestern” ist das sechste Buch von Marie Benedicts Reihe “Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte”, die bei Kiepenheuer & Witsch erscheint. Ins Deutsche übersetzt wurde es von Karen ...

“Die Mitford Schwestern” ist das sechste Buch von Marie Benedicts Reihe “Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte”, die bei Kiepenheuer & Witsch erscheint. Ins Deutsche übersetzt wurde es von Karen Gerwig und Marieke Heimburger.

Benedict entführt die Leser:innen in die englische Highsociety der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Mitford Schwestern, Töchter einer Adelsfamilie in der finanziellen Abwärtsspirale, beschäftigen die gesellschaftliche, politische und literarische Szene Englands, während der Faschismus sich in Europa ausbreitet und schliesslich der Zweite Weltkrieg ausbricht. Die Autorin beleuchtet die Schriftstellerin Nancy aus der Ich-Perspektive, während sie den Weg der Schwestern Unity und Diana in die Arme des Faschismus in drittpersonal verfassten Kapiteln beschreibt. Mir persönlich hat diese stilistische Form sehr zugesagt, denn die kurzen Kapitel eröffnen einen intensiven, persönlichen und zugleich multiperspektivischen Blick auf ein Ereignis und/oder Thema im Verlauf einer mehrere Jahre umfassenden Geschichte. Besonders faszinierend fand ich Benedicts Geschick dabei, jeder der drei Schwestern eine eigene Erzählstimme zu verleihen. Und dadurch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten auch im Rhythmus und Ton der jeweiligen Kapitel abzubilden.
Auch inhaltlich hat sich dieser multiperspektivische Stil meiner Meinung nach ausgezahlt. Ich gebe gerne zu, dass die Glorifizierung der faschistischen Anführer, insbesondere Hitlers, durch die Augen der beiden jüngeren Mitford Schwestern mitunter befremdlich zu lesen war. Die schnellen Kapitelwechsel, die Distanz durch die dritte Person und die Relativierung durch die Nähe zur kritisch(er)en Nancy haben das unangenehme Gefühl von Scham abgemildert und das Lesen, wenn schon nicht genussvoll, dann doch zumindest sehr interessant gemacht. Für mich hat die Geschichte und der Stil jedenfalls einen enormen Sog entwickelt, der mich nur so durch das Buch hat fliegen lassen. Die immer wieder aufblitzende Tendenz zur Wiederholung hat mein Leseerlebnis nur am Rande und punktuell beeinträchtigt.
Etwas unschlüssig bin ich hinsichtlich der inhaltlichen Tiefe bezüglich der Beweggründe der beiden faschistischen Schwestern. Unity wird vor allem als eine Art Fangirl dargestellt, das dem Charisma Hitlers und dem Personenkult um ihn verfallen scheint. Und obwohl immer wieder erwähnt wird, dass sie seit langem eine glühende Faschistin sei, erhält diese Feststellung nie sehr viel mehr Substanz. Dianas Beweggründe erhalten zwar einerseits mehr Erklärung und ihre Motive für ihr Engagement werden klar, fussen aber schlussendlich immer in einer befremdlichen Ergebenheit männlichen Charismas. Ob dieses persönliche und etwas unbehagliche Gefühl von Unvollständigkeit am Buch selbst und der Autorin liegt oder ob es ein grundsätzliches Unvermögen ist, den damals herrschenden Zeitgeist mit meiner “modernen” Sozialisation vollends zu erfassen, vermag ich nicht abschliessend zu beurteilen. Ich tendiere aber zur Vermutung, dass mehr möglich gewesen wäre.

Abschliessend und grundsätzlich kann ich festhalten, dass “Die Mitford Schwestern” für mich eine sehr spannende Lektüre war, die mich inhaltlich zu fesseln und stilistisch zu überzeugen vermochte. Marie Benedict hat mir Personen näher gebracht, die ich bisher noch nicht einmal dem Namen nach kannte, mir eine Welt gezeigt, mit der ich mich noch selten auseinander gesetzt habe und mich in einen Zeitgeist abtauchen lassen, der trotz oder gerade wegen seiner Befremdlichkeit neugierige Faszination und viel Reflexion bei mir ausgelöst hat.

Herzlichen Dank an den Verlag und das Team Vorablesen für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt - wie immer - trotzdem meine eigene.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2024

Unappetitlich und langweilig

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
0

“Das verratene Herz” ist der erste Teil von Beril Kehribars Trilogie “Empire of sins and souls”, die beim Droemer-Knaur Verlag erscheint. Vielen Dank an den Verlag und das Team bei Vorablesen für das Rezensionsexemplar ...

“Das verratene Herz” ist der erste Teil von Beril Kehribars Trilogie “Empire of sins and souls”, die beim Droemer-Knaur Verlag erscheint. Vielen Dank an den Verlag und das Team bei Vorablesen für das Rezensionsexemplar - meine Meinung bleibt natürlich meine eigene.

Angesprochen hat mich vor der Lektüre einerseits das angekündigte Setting - die Vorhölle -, andererseits die Aussicht auf einen spannungsgeladenen Plot, sowie eine clevere, zumindest aber gewiefte Protagonistin. Ums gleich vorweg zu nehmen: In allen Punkten wurde ich enttäuscht.

Die ersten Kapitel spielen noch in der irdischen Welt - was auch immer das heissen mag. Denn so richtig schlau wurde ich aus dem Worldbuilding nicht. Handelt es sich bei diesen französisch klingenden Orten um unsere Welt? Eine alternative Vergangenheit? Eine eigene Welt? Das bleibt alles so oberflächlich und vage, dass ich mir kaum ein Bild machen konnte. Auch das Glaubenssystem, das an die bekannten abrahamitischen Religionen erinnert, bleibt weitgehend unergründet. Was das griechisch angestrichene Intermezzo im Himmel genau sollte, blieb für mich bis zum Schluss unergründlich.
Die Vorhölle - Xhantia - erhält dagegen etwas mehr Substanz, die im Verlauf der Handlung allmählich aufgedeckt wird. Den Namen nach russisch/slawisch inspiriert, ist Xanthia, nett ausgedrückt, ein unappetitlicher Ort: Sklavenhaltung, Folter, Misshandlungen. Dazu dann eine gute Portion Lust und Sex. Zusammen mit den spitzzähnigen, blutsaugenden Xhatyr Folterknechten hatte ich den Eindruck, eine Art SM-Vampirhorror-Porno mit Weichspüler zu lesen. Trotz der übermässigen Gewalt und der grenzwertig abstossenden Spiciness (sagt man das so?) liess mich das Gelesene einigermassen unberührt. Vielleicht ist’s das Übermass oder der eher technisch bis nüchtern anmutende Schreibstil, die hölzernen Dialoge. Wieso Weichspüler? Weil die fiesen Folterknechte nebst ihrer blutdürstigen Natur und ihrem Hang zum Sadismus dann eben doch ganz nett sind. So auf rein persönlicher Ebene - morally grey eben? Meins ist’s jedenfalls nicht.

Einen Plot gibt es. Allerdings scheint der mehr als Alibi nebenher zu existieren. Denn das Hauptaugenmerk des Buches liegt eindeutig auf dem Gedanken- und Emotionskarussell der Protagonistin. Es geht hier weniger um die Geschichte, als um die Person. Karussell ist dabei übrigens wörtlich gemeint: Zoés Gedanken drehen sich im Kreis und kehren beständig wieder - und beinhalten leider kaum mal einen analytischen, geistreichen oder progressiven Aspekt. Das devot-abhängige Gefühlschaos mit zwischenzeitlich hitzig-trotzigen Ausbrüchen, das der Protagonistin im Angesicht des attraktiven Grafen (ein hübsches Gesicht, ein paar nette Worte und ein hübsches Kleid sollten ja auch genügen, sich nach dem eigenen Tod Hals über Kopf zu verlieben) die Sinne vernebelt, fand ich persönlich nur schwer auszuhalten. Bezogen auf den Plot bleibt Zoé ausserdem passiv, ergreift kaum die Initiative und ist allgemein eher Opfer und Spielball der Umstände und ihrer Achterbahn fahrenden Gefühle.

Hier ist der Funke definitiv nicht übergesprungen - er war noch nicht mal am Horizont zu erblicken. Das Worldbuilding war für mich einigermassen abstossend, die Protagonistin ermüdend, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu melodramatisch, der Plot und der Schreibstil langweilig. Auf die Fortsetzung werde ich dann verzichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2024

Gute Unterhaltung

Jezebel Files - Wenn der Golem zweimal klingelt
0

“Wenn der Golem zweimal klingelt” ist der erste Teil der vierbändigen “Jezebel Files” von Debora Wilde, übersetzt von Julia Schwenk und erschienen beim Second Chances Verlag. Vielen Dank an den Verlag ...

“Wenn der Golem zweimal klingelt” ist der erste Teil der vierbändigen “Jezebel Files” von Debora Wilde, übersetzt von Julia Schwenk und erschienen beim Second Chances Verlag. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar - meine Meinung gehört natürlich trotzdem mir.

Ashira Cohen ist eine weltliche Privatdetektivin. Jedenfalls glaubte sie das. Ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf setzt aber in mehrfacher Hinsicht unmögliche Fähigkeiten frei. Und dann sind da diese Schatten, die Nefesh - magisch begabte Menschen - befallen und töten. Wenn Ash die verschwundene Meryem finden will, bleibt ihr unter diesen Umständen gar nichts anderes übrig, als mit ihrer Nemesis aus Jugendtagen, Levi Montefiore, zusammenzuarbeiten.

Dieser Urban Fantasy Krimi war nicht nur aufgrund der überschaubaren Seitenzahl schnell weggelesen. Die Handlung schreitet zügig voran, das Worldbuilding erschliesst sich mit Fortschreiten der Geschichte und befeuert damit die Neugier der Leser*innen. Sprachlich ist die Erzählstimme dem Charakter der erzählenden Protagonistin angepasst - ironisch, sarkastisch. Das sorgt für einen flotten Fluss und Humor - obwohl für mich dabei auch mal die Grenze zur unlustigen Übertreibung angekratzt bis überschritten wird. Ash ist eine interessante, initiative Protagonistin, die mit charakterlichen Facetten, einer stringenten Backstory und Cleverness überzeugt. Der Plot bleibt durchgehend spannend, wobei ich als Leserin aber auch mal von den Ereignissen - und den nicht immer ganz ausformulierten Schlussfolgerungen der Protagonistin - abgehängt wurde und gedanklich erst später aufholen konnte. Der romantische Subplot war annehmbar, zumal die beiden Betroffenen wohl eine gemeinsame Geschichte verbindet - die spice Szenen waren hingegen eher awkward (ja, dazu fällt mir kein passendes deutsches Wort ein).

Insgesamt war “Jezebel Files - Wenn der Golem zweimal klingelt” gute Unterhaltung für zwischendurch. Und bei Gelegenheit werde ich mir auch gerne die anderen Bände zu Gemüte führen - auch wenn das keine Eile hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2024

Langweilig und überladen

A Tempest of Tea
0

“A Tempest of Tea" ist der erste Band einer Dilogie von Hafsah Faizal. Das Hörbuch wurde von Der Audio Verlag produziert und von Robert Frank gesprochen.

In White Roaring, der Hauptstadt der Kolonialmacht, ...

“A Tempest of Tea" ist der erste Band einer Dilogie von Hafsah Faizal. Das Hörbuch wurde von Der Audio Verlag produziert und von Robert Frank gesprochen.

In White Roaring, der Hauptstadt der Kolonialmacht, betreibt die junge Immigrantin Arthie mit ihrem Wahlbruder Jin das Spindrift - Teehaus bei Tag, Bluthaus bei Nacht - und tanzt damit dem geheimnisvollen Widder auf der Nase herum. Als es diesem geliebten Stück selbst erschaffener Heimat an den Kragen gehen soll, sieht Arthie sich genötigt, einen waghalsigen Coup zu wagen, der ihr angeboten wird. Aber ihre Crewmitglieder haben alle eine eigene Agenda. Und im Schatten warten noch mehr dunkle Geheimnisse.

Mich hatte ja das düstere Setting und die Aussicht auf einen ausgeklügelten Heist dazu verlockt, dieses (Hör)buch anzugehen. Und gerade das Worldbuilding war auch das, was mich schlussendlich am meisten abgeholt hat. Ja, es gibt einige ziemlich offensichtliche Anlehnungen an unsere echte Welt - und einige schon fast dreiste Wortentlehnungen. Trotzdem hat mir die Atmosphäre grundsätzlich gefallen. Vor allem die soziale Ordnung, besonders bezogen auf die Integration von Vampiren ins Gefüge, fand ich interessant. Ausserdem entstand der Eindruck, dass diese Welt Tiefe und Hintergrund hat, auch wenn die Geschichte nicht alles erkundet.
In der Leseprobe haben mich ausserdem die vorgestellten Charaktere Arthie und Jin angesprochen, die gleich in Action gezeigt haben, wer sie sind. Leider ist es dann dabei geblieben. Es wird zwar viel über die verschiedenen Charakterzüge und Fähigkeiten der Crewmitglieder erzählt - leider bleiben sie alle den Beweis durch Handlung schuldig. Und so ist diese vielversprechende Welt von leblosen Stereotypen bevölkert. Dazu kommt, dass die Handlung so gar nicht in die Gänge kommt. Geistloses Geplänkel, gewürzt mit überschäumenden Teeniehormonen und unterbrochen von ausschweifenden Rückblenden dominieren die erste Hälfte des Buches. Und als dann nach über einem Drittel doch mal etwas geht, bleiben die Figuren in ihren Handlungen meilenweit hinter den postulierten Fähigkeiten zurück. Auch der Heist war eine grosse Enttäuschung - weder besonders ausgeklügelt, noch irgendwie überraschend, basiert er vor allem auf der Annahme puren Glücks - ja, bereits in der Planung. Im letzten Drittel gibt es zwar einige Überraschungen und Wendungen, sie wirken auf mich aber künstlich und überladen die Geschichte schlussendlich.

Etwas zwiegespalten stehe ich dem Sprecher gegenüber. Grundsätzlich bewundere ich das Talent und Können des Sprechers: Seine Interpretation ist abwechslungsreich - jede Figur hat einen eigenen Ton - und mitreissend. Allerdings haben mir nicht alle Figurenstimmen gut gefallen und haben in einigen Fällen meine Antipathie noch verstärkt. Die hohe Varietät hat ausserdem mein Gefühl von “überladen” noch verstärkt.

Die Struktur, der Plot, der Weltenbau, die Figuren - die ganze Geschichte - sind für mich zu eklektisch und zufällig, die Logik vor allem nicht zwingend genug und wirkt daher erzwungen. Ich fand “A Tempest of Tea” sehr anstrengend, über lange Strecken langweilig und nicht überzeugend schlüssig. Da konnten dann auch die mitunter wirkungsvollen und ansprechenden Sprachbilder nichts mehr reissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere