Cover-Bild Ohne Gnade
11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 02.11.2016
  • ISBN: 9783492310031
Bryan Stevenson

Ohne Gnade

Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA
Jürgen Neubauer (Übersetzer)

13-jährige Kinder, die Jahre in Isolationshaft verbringen müssen, willkürliche Verhaftungen und rassistische Vorurteile durch Polizei und Justiz sind Alltag in den USA. Der Anwalt Bryan Stevenson macht diese erschütternden Fälle aus Amerikas Gerichtssälen publik. Er vertritt Menschen, die keinen oder nur pro forma einen Rechtsbeistand erhalten. Wie ein Thriller lesen sich die Fälle, in denen er dafür kämpft, Unschuldige aus der Todeszelle herauszuholen. Ein notwendiges Buch, das den allgemeinen Rassismus und das Versagen des Strafsystems anprangert – und erschreckende Einblicke in die amerikanische Gesellschaft gibt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2016

Lesenswert!

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Bryan Stevenson, der Autor von diesem Buch, ist ein amerikanischer Jurist und Bürgerrechtler. Er ist auch Gründer der Equal Justice Initiative, kurz EJI, die unschuldige Häftlinge und zum Tode verurteilte ...

Bryan Stevenson, der Autor von diesem Buch, ist ein amerikanischer Jurist und Bürgerrechtler. Er ist auch Gründer der Equal Justice Initiative, kurz EJI, die unschuldige Häftlinge und zum Tode verurteilte unterstützt. In seinem Werk "Ohne Gnade" erzählt er hierbei einige Fälle mit denen er zu tun hatte, wie seine Arbeit ihn selbst verändert hat und zu was für grausamen Taten das amerikanische Rechtssystem fähig ist.

Bevor ich dieses Buch gelesen habe, habe ich mich nicht sehr mit der Justiz in den USA auseinandergesetzt. Natürlich hört man in den Nachrichten immer wieder von erschreckenden Vorfällen, aber genauso wie viele andere schlimme Nachrichten ziehen sie vorüber. Doch nachdem ich jetzt Bryan Stevensons Buch gelesen habe, werde ich dieses Thema mit ganz anderen Augen betrachten. Das erreichte der Autor vor allem dadurch das er uns nicht nur harte Fakten präsentierte, sondern besonders indem er die vielen Geschichten, die er durch seine Arbeit als Bürgerrechtler erlebt hat, erzählt.

Er schreibt dabei über Fälle die er behandelt hat, wie etwa denn von Walter, der unschuldig im Gefängnis landete, dessen Pflichtanwälte ihn nicht richtig vertraten und der zum Tode verurteilt wurde. Schmerzlich erzählt Bryan Stevenson dass Menschen mit dunkler Hautfarbe leichtfertig verurteilt wurde und manchmal nicht einmal einen richtigen Prozess bekommen. Vielen dieser unschuldigen Menschen kann er helfen - doch manchmal kommt selbst er gegen die Justizwillkür nicht an. Man merkt wirklich, dass ihm seine Arbeit am Herzen liegt. Er bringt auch seine eigenen Gefühle und Gedanken in das Buch mit ein und so musste ich das Buch einige Male beiseite legen und die Tränen zurückblinzeln. Ich hatte beim Lesen wirklich sehr intensive Gefühle.

Stevenson selbst ist meiner Meinung nach absolut bewunderswert! Er kämpft mit einer unvergleichlichen Hartnäckigkeit für Gerechtigkeit und tut alles Mögliche um den Menschen, die unschuldig hinter Gittern sitzen, zu helfen. Echt beeindruckend! Mir hat er mit seiner Geschichte einen ganz neuen Einblick gegeben, einen Einblick der mich zutiefst schockiert aber auch berührt hat. Auf der einen Seite zeigt er das unfaire Justizsystem der USA, auf der anderen Seite zeigt er aber auch, dass man Dinge nicht hinnehmen muss sondern gegen sie ankämpfen kann. So habe ich mir aus dem Buch wirklich sehr viel mitnehmen können und ich kann es deshalb nur weiterempfehlen.

FAZIT:
Bryan Stevenson hat eine starke Stimme und die Geschichten die er erzählt sind nicht einfach zu verarbeiten, besonders da man weiß dass sie keine Fiction sondern die harte Realität sind. Ein absolut lesenswertes Buch, das mir wirklich sehr zu Herzen gegangen ist.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Ein Thriller aus der Realität

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Ohne Gnade ist das erste Buch, das ich zur Seite legen musste, um die geschriebenen Ereignisse zu verdauen. Obwohl man in jeder Zeile das Mitgefühl und Engagement von Bryan Stevenson deutlich spürt, sind ...

Ohne Gnade ist das erste Buch, das ich zur Seite legen musste, um die geschriebenen Ereignisse zu verdauen. Obwohl man in jeder Zeile das Mitgefühl und Engagement von Bryan Stevenson deutlich spürt, sind die Szenen, die er schildert, leider brutale Realität. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass ich gerade keinen Thriller, sondern ein Sachbuch über die amerikanische Polizeigewalt und Justizwillkür, in den Händen hielt.

In den USA ist es keine Seltenheit, dass Teenager von gerade einmal dreizehn Jahren lebenslänglich ins Gefängnis müssen oder sogar zum Tode verurteilt werden. Vor allem, wenn sie eine dunklere Hautfarbe haben, stellen sie für die Beamten und Richter ein gefundenes Fressen dar. Aus diesem Grund setzte sich Bryan Stevenson kurz nach seinem Studium dafür ein, Kinder und die, die zu Unrecht hinter Gittern sitzen, vor der Todesstrafe zu retten.
Was ich besonders gut fand, ist, dass es einen „Hauptfall“ gibt, der sich durch das Buch zieht: Walter McMillian bekam wegen Mord die Todesstrafe, behauptet jedoch, unschuldig zu sein. Nun ist es Bryans Aufgabe, für Gerechtigkeit zu sorgen und Walter vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren. In den vielen Jahren, die er für seinen Klienten kämpft, lernt er immer mehr Insassen kennen, die trotz ihrer Unschuld verhaftet wurden und er sieht es als seine Pflicht, für Gnade und Erlösung zu sorgen.

In seinem Buch schildert er die unterschiedlichsten Fälle – sie reichen von afro-amerkanischen Jugendlichen, deren einziges Motiv war, dass sie das Opfer vor der Tatzeit als letztes sahen, bis hin zu geistigbehinderten Erwachsenen, die eher medizinische Hilfe benötigen und nicht in ein Gefängnis gehören. Es fällt mir schwer, etwas vom Inhalt preiszugeben, da die einzelnen Fälle selbst so komplex und spannend sind, dass ich ungern etwas vorweg nehmen möchte. Doch ich kann mit Gewissheit sagen, dass Stevenson bei seiner Erzählung kein Detail auslässt. Von Anfang bis Ende werden die Geschichten der Insassen beschrieben. Manche können dem endgültigen Schicksal entkommen, andere müssen unter ihrer Verurteilung leiden. Während man jede Geschichte genau erfährt, lernt man auch sehr viel über jeden einzelnen vermeintlichen Kriminellen: man weint, man ist schockiert, man muss an einigen Stellen schwer schlucken, aber Ohne Gnade wäre kein so außergewöhnliches Buch, wenn der Autor nur distanziert von den Fällen erzählt hätte.

An Bryan Stevensons Erzählung sollte sich jeder einmal herangetraut haben. Es ist zwar zwischendurch ziemlich starker Tobak, aber gleichzeitig auch eine umfangreiche Darstellung der amerikanischen Rechtslage. Mit seiner „Equal Justice Intitiative“ hat der Autor und Anwalt vielen Menschen das Leben gerettet.

Zum Verständnis: Equal Justice Initiative

- Abschaffung der Todesstrafe
- Verbesserung der Zustände in Gefängnissen
- Freilassung von Insassen, die unschuldig sind
- Rassismus im Strafrecht entgegenwirken
- Unterstützung von Armen, die sich keinen Anwalt leisten können
- Verbot der Inhaftierung von Kindern und Erwachsenen in gleichen Gefängnissen

Obwohl es einem bei Themen wie Exekution und Verurteilung schwer fällt, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, finde ich es wichtig zu wissen, dass es gewisse Superhelden in den Gerichtssälen gibt, die alles dafür tun, um sich für ihre Klienten einzusetzen. Bryan Stevenson konnte zwar nicht alle seine Schützlinge vor dem Tod bewahren, aber mit seiner Initiative wird er in Zukunft dafür sorgen, dass sich die Rechtslage in den USA bessert – und zwar in Hinsicht auf die Verurteilung und den Umgang von Häftlingen.