Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. Mehr als diese Genugtuung und ein bisschen Amüsement hat mir diese Reihe aber leider nicht beschert und so werde ich sie bestimmt nicht mehr zur Hand nehmen und ihr keine Träne nachweinen. Zeit also, ein letztes Mal mit dieser Reihe abzurechnen!
Erster Satz: "Kylie Galen sah von dem Peperoni-Salami-Pizzastück auf dem feinen Porzellanteller vor sich auf."
Dabei fing es am Anfang gar nicht übel an. Auch wenn wir nicht wie versprochen mit Kylie bei den Chamäleons leben dürfen, sondern gleich mit ihrer Rückkehr ins Camp einsteigen, gelingt diese Rückkehr durch eine Flucht und einen Kampf mit Mario als rasanter Einstieg. Schade ist, dass wir nach dem hohen Spannungslevel zu Beginn keine genaueren Informationen über die Gemeinschaft der Chamäleons erhalten sondern schnell wieder in den langweiligen Camp-Alltag einsteigen. Statt diesen Teil wie ein wahrer Finalband ein wenig flotter aufzuziehen, erwartet uns hier mal wieder die alte Leier und wir ziehen in einem ätzenden Mittelteil unsere gewohnten Kreise um Kylies´ Andersartigkeit (gesteigert durch ein heiliges Schwert, das sie neuerdings verfolgt), einen neuen, gruseligen Geist mit zulösendem Problem und natürlich die Frage aller Fragen: wen nimmt sie nun - Lucas oder Derek (kotz). So warten also bloß die ersten 100 und die letzten 20 Seiten mit wirklicher Handlung und Neuigkeiten auf und dazwischen erwartet uns Teenie-Gefühlschaos 5.0 - viel zu lang, mit etlichen Wiederholungen und zum Einschlafen erzählt. Spannung und Action treten hier wieder zugunsten von liebeskranken Teenies zurück. C.C. Hunter hat hier also wieder ihre Prioritäten anderes gesteckt, als ich es für passend empfunden hätte.
"Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihre Mom rettete. In dem Moment wusste sie, was Mario gemeint hatte, als er von ihrer Schwäche gesprochen hatte. Liebe. Schwäche hin oder her, Liebe war das Einzige, wofür es sich lohnte zu sterben."
Einige Punkte, die mir gut gefallen haben, wurden dabei immer wieder von nervtötenden Wiederholungen und schierer Ideenlosigkeit überschattet, sodass ich bis zum Ende leider eine ziemliche Anti-Haltung gegen das Buch entwickelt habe. Gut gefallen hat mir zum Beispiel, dass hier die Bedeutung der Familie, die Wichtigkeit von Vertrauen und das Thema Vergebung in den Mittelpunkt rücken. Kylies tiefe Freundschaft zu Miranda, Della, Holiday und Burnett war zusammen mit der Beziehung zu ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und zu Daniel ein Lichtblick und konnten mich über die 592 Seiten retten. Kylies Hin-und-Her zwischen Lucas und Derek konnte ich aber wirklich nicht mehr ertragen. Es war doch wirklich von Anfang an klar, wen sie am Ende nimmt und als dann die Entscheidung auf Lucas fiel hielt sich die Überraschung bei mir in Grenzen. Das war aber noch nicht das Schlimmste an dem Ganzen. Ganz übel waren seine dick aufgetragenen Liebesbekundungen, seine permanente Leidensmiene und liebeskranke Reue sowie Kylies Hinhaltetaktik, mit der sie ihm - ja was eigentlich? - helfen wollte(?). Dass ich ihre Versöhnung und den Grund dafür irgendwie überlesen habe, spricht ja Bände dafür, dass ihr Liebesdrama am Ende nur noch unnötig und konstruiert war.
Kylie nervt also mit ständigen Heulattacken, müsste eigentlich schon verhungert sein, so oft wie erwähnt wird, dass sie keinen Appetit hat und ihr Essen stehen lässt und führt etliche Gespräche über Verhütung und Schwangerschaftstests. Lucas hechelt ihr wie ein liebeskranker Hund hinterher. Derek findet die neue Liebe seines Lebens (schwupp, ganz plötzlich aufgetaucht - ist das nicht praktisch?) und der Rest lebt so vor sich hin. UND WO BLEIBT HIER DIE HANDLUNG? Mir wird seit Band 1 ein spannender Endkampf mit Mario und seinen Schergen versprochen, die … ja was wollen die eigentlich? Während ich auf den spannenden Showdown wartete (der übrigens nicht kam), wurde mir bewusst, wie lächerlich und oberflächlich unsere Antagonisten eigentlich sind und in mir keimte der Verdacht, dass die "Bedrohung" durch Mario einfach nur benutzt wurde, um ab und zu ein paar Actionszenen in den Liebesmorast einpflanzen zu können, richtig mit diesem Handlungsstrang beschäftigt, haben wir uns leider nie.
"Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!"
Und dann, nachdem mir auf hundert Seiten erzählt wurde, dass Kylie Mario auf keinen Fall besiegen kann weil er so viel stärker ist als sie, dass sie leiden und sterben wird, dass es aussichtslos ist blablabla, dann war ich irgendwann auf Seite 530 angelangt und ein spannender Endkampf war noch lange nicht in Sicht. Dafür, dass das Finale ja "soo aussichtslos und gefährlich" werden sollte, wurde ich angesichts der schrumpfenden Restseitenzahl immer skeptischer - zu recht. Denn als es dann endlich losgeht (total unspektakulär, aus dem Nichts), bekommen wir eine Wendung vorgesetzt, die es eigentlich nicht verdient, so genannt zu werden (ich habe es schon seit Band 2 gewusst) und starten in einen Kampf, der in zwei Seiten abgeschlossen wird. Da fehlten einfach der Knalleffekt, der eindeutige Bezug zum größeren Handlungsrahmen und die zündende Idee dahinter. Auf der Buchrückseite wird die Geschichte als "packendes Finale", "actionreich" und "romantisch" angepriesen. Ich kann alles in allem leider keiner dieser drei Attribute zustimmen.
Damit endet die Reihe genau so wie sie begonnen hat: absolut mittelmäßig, wenn nicht sogar etwas unterdurchschnittlich. In der Idee mit dem Camp, den Geistern, den Konflikten mit der FRU, gewaltbereiten Gangs und den verschiedenen, spannenden Protagonisten wäre so viel Potential gewesen, doch leider verrennt sich die Autorin in einer grottigen Dreiecksbeziehung und einem übersteigerten Identitätskonflikt und behandelt durch das unregelmäßige Miteinbinden elementarer Ereignisse oder richtungsweisender Elemente, die Spannung stiefmütterlich. Mir fehlten hier die Tiefgründigkeit der dargestellten Welt, interessante Intrigen zum Mitdenken und eine prickelnde, mystische Atmosphäre. Stattdessen werden wir mit vorhersehbaren Wendungen abgespeist und von Wiederholungen überhäuft. Mein Endfazit für die Reihe lautet also: wirklich nur für anspruchslose Leser weiterzuempfehlen!
Fazit:
Ein rasanter Einstieg, ein lächerlich kurzer und unspektakulärer Endkampf und dazwischen: 400 Seiten Teenie-Gefühlschaos 5.0 mit etlichen Wiederholungen, vorhersehbaren Wendungen und gegen null tendierender Spannung. Für das "große Finale" einer fünfbändigen Reihe echt mies!