Grand Hotel Usedom 1: Stürmische Brise
Ich kenne von Caren Benedikt bereits die „Grand Hotel“-Reihe, die auf Rügen spielt und den „Club Paradies“. Unter ihren anderen Namen Ellin Carsta und Petra Mattfeldt veröffentliche Bücher kenne ich noch ...
Ich kenne von Caren Benedikt bereits die „Grand Hotel“-Reihe, die auf Rügen spielt und den „Club Paradies“. Unter ihren anderen Namen Ellin Carsta und Petra Mattfeldt veröffentliche Bücher kenne ich noch keine.
Ich hatte die Ehre (um es in den Worten von Edward Miller zu sagen), die 1. Auflage vom „Grand Hotel Usedom: Stürmische Brise“ mit dem wunderschönen Farbschnitt und einer Widmung der Autorin zu bekommen. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank für diese gelungene Überraschung. Sternenhimmel, Sonnenlicht und Sandstrand ziehen sich einmal ums gesamte Buch, auf jedem einzelnen Blatt des Schnitts. Da muss ich wirklich überlegen, stelle ich das Buch mit dem Buchrücken und Titel sichtbar ins Regal oder mit dem Buchschnitt?
Es sind kleine Details, die im 448 Seiten starken Buch aus dem Maximum Verlag, auffallen: Jedes Kapitel trägt nicht nur Ort und Datum, sondern auch Gedanken bzw. Ausspruch der Person, um die es in diesem Kapitel hauptsächlich geht. Das gefällt mir gut, man kann sogleich weiterdenken, wie es weitergeht. Womit ich mich hingegen beim Lesen schwergetan habe, ist die kursive Schrift in Benediktes Briefen, die konnte ich kaum entziffern. Vielleicht wäre hier eine andere nicht kursive Schriftart die besser lesbarere Wahl gewesen.
Der Leser wird auf die Insel Usedom entführt, ich selbst kenne ich Insel noch nicht, man schreibt das Jahr 1904 und die Hoteliersfamilie von Höveln ist überaus erfolgreich mit ihren exklusiven Häusern. Zwar trübt immer noch der Tod von Mutter und Gattin Benedikte die Familie, doch der Erfolg lässt Planung und Bau eines neuen Hotels zu, um damit Benediktes Traum umzusetzen. Die jüngste Tochter Helene, Ebenbild ihrer Mutter, lebt diesen Traum weiter - Helene fand ich sehr sympathisch, modern, aufgeschlossen für Neues; die junge Frau weiß einfach, was sie will und was nicht, und ebenso, dass sie sich nichts sagen lässt. Die mittlere Schwester Sophie ist zurückhaltender, hat kein Interesse an der Hotelerie, sie lebt vor sich hin, beschäftigt sich stattdessen mit dem Tod der Mutter, der möglichen Ursache und hat, damals kaum möglich und unfassbar für eine junge Dame, Interesse an der Medizin. Diese Vorliebe gefällt mir auch, allerdings ist Sophie ziemlich aufbrausend, wechsellaunig, anklagend, das kann nicht immer gutgehen. Die Erstgeborene, Maria, ist für mich wie eine Winkekatze, hübsch anzuschauende Dekoration, die tut, was Gatte Friedrich sagt und sich sehr um die Meinung der Gesellschaft sorgt. Er ist ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, der sich nur für sich selbst und sein Wohlergehen interessiert, Marias Familie als lästiges Übel hinnimmt und auf bessere Zeiten hofft, das ist mir sofort aufgefallen. Herrlich, wenn man den Schlagabtausch zwischen Friedrich und Schwiegervater August-Wilhelm oder auch Concierge Edward Miller hört. Ist Maria wirklich die Einzige, die Friedrich mag (oder mochte)? Traurig, traurig - ich hoffe, es holt ihn alles irgendwann wieder ein…
Ich möchte gar nicht viel verraten, nur soviel: Es hat Spaß gemacht, sowohl in die Hotelgeschichte als auch die der Familie einzutauchen, sich in den Gepflogenheiten Anfang des 20. Jahrhunderts zurechtzufinden, die manchmal gestelzt wirkenden Kommentare zu lesen, die seinerzeit, und gerade in diesen Kreise, aber wohl gang und gäbe waren. Zu gerne wäre ich bei einer solchen Veranstaltung dabei gewesen, nicht nur wegen des guten Essens, sondern wegen des ganzen Ambientes, es klingt einfach zu herrlich pompös.
Was soll ich zum Abschluss eines Buches sagen, das sich so flüssig liest, dass es abends sehr spät wurde? Die Geschichte der von Hövelns macht süchtig - es war mir ein Vergnügen! Ein weiteres Lesehighlight in diesem Jahr, das von mir 5 Sterne mit Leseempfehlung bekommt und die Erscheinungstermine der Folgebände sind bereits notiert (weil: diesen Cliffhanger mit dem Atlantic kann ich so nicht stehen lassen).