Mit eins der besten Bücher aus der Feder von Zafón
Nie erzählte ich jemandem die Wahrheit. Damals wusste ich nicht, dass der Ozean der Zeit früher oder später die Erinnerungen anschwemmt, die wir in ihm versenkt haben. Fünfzehn Jahre später ist die Erinnerung ...
Nie erzählte ich jemandem die Wahrheit. Damals wusste ich nicht, dass der Ozean der Zeit früher oder später die Erinnerungen anschwemmt, die wir in ihm versenkt haben. Fünfzehn Jahre später ist die Erinnerung an diesen Tag zu mir zurückkehrt [...] und Marinas Name hat sich erneut wie eine frische Wunde entzündet.
Inhalt:
Óscar Drai lebt in einem Internat in Barcelona und fühlt sich einsam. Deshalb streift der kleine Junge, öfter als vielleicht gut für ihn wäre, durch die magischen Gassen Barcelonas. Er sehnt sich nach Gesellschaft und einer Veränderung, die ihn aus dem Alltagstrott reißt. Wie jedes Kind, ist er auf der Suche nach Abenteuern. Als er eines Tages, bei einem seiner Ausflüge das Mädchen Marina kennenlernt, weiß Óscar noch nicht, dass mit ihr, das erträumte Abenteuer beginnt.
Marina und ihr Vater leben zusammen in einer der alten Villen, in einem toten Viertel in Barcelona. Fast wie magisch, ragt das alte Anwesen zwischen Pflanzen und Verlassenheit empor. Zusammen verbringen Óscar und Marina eine unglaubliche Zeit, hinter den Wänden der Villa, in den Straßen von Barcelona und stoßen dabei auf ein großes, fast vergessenes Geheimnis. Dem Geheimnis, des einst reichsten Mannes Barcelonas: Michail Kolwenik. Doch nicht nur Michail Kolwenik umgibt ein Geheimnis. Auch Marina verbirgt etwas, was die Welt des kleinen Óscar auch noch Jahre nach ihrem Abenteuer nicht loslässt.
Idee/ Umsetzung:
"Marina" war mein zweites Buch von Carlos Ruiz Zafón und ich versprach mir unglaublich viel davon, denn die Leserstimmen hoben dieses Werk in die Höhe und beschwörten mich, es handle sich hierbei um eines seiner besten Bücher. Zafón selbst sagt, dass dieser Roman sein persönlichster ist und er die Geschichte liebt. Sprich: "Marina" ist sein Lieblingswerk. Dabei handelt es sich hierbei um eines, seiner ältesten Werke. Ich finde wenn ein Buch immer und immer wieder gelobt wird, dann ist es schwer, dass die eigenen Erwartungen nicht ins Unermessliche ansteigen. Vielleicht lag es daran, dass ich mich mit dem Anfang der Geschichte sehr schwer tat, aber ich weiß es nicht genau. Was ich aber weiß, dass diese Geschichte vom Wahn und Wahnsinn geprägt ist. Zafón erschafft eine unglaubliche, fast greifbare Kulisse und zieht seine Leser in ein rasantes Abenteuer. Dabei wird wohl nur jenem dieses Buch gefallen, der sich voll und ganz auf seine Fantasie einlassen kann. Denn dieses Werk sprüht nicht vor Realität, sondern vor einer unglaublichen und fesselnden Idee des Autors, die zwar von Irrwegen und Wahnsinn geprägt ist, aber genau dadurch Größe erlangt. Dabei muss ich jedoch an dieser Stelle, meinen wohl einzigen Kritikpunkt in den Raum werfen: Besonders die ganze erste Hälfte hat sich in meinen Augen, unglaublich in die Länge gezogen. Wenn man, wie ich, am Anfang aus gewissen Gründen nicht den Klappentext gelesen hat, dann findet man auf diesen Seiten kaum den roten Faden. Die Geschichte schlägt auf den ersten Seiten keine genaue Richtung ein und erlangt deswegen nur wenig Spannung. Dies ändert sich erst in der zweiten Buchhälfte. Ab dort beherrschen Grusel, Schrecken und Angst die Seiten. Oftmals hat mich die Angst am Kragen gepackt und am Liebsten wäre ich unter meine Decke geflüchtet. An diesem Werk des Autors ist mir das erste Mal wirklich bewusst geworden, dass Zafón eine unglaubliche Gabe hat, er hat eine unermessliche Fantasie, die er nicht nur gekonnt auf Papier bringen kann, sondern auch zu einem Sog werden lässt, der seine Leser mit Haut und Haaren verschlingt.
Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist, genau wie seine Werke, unglaublich verträumt, bildhaft, harmonisch und klangvoll. Gerade durch diesen außergwöhnlichen Schreibstil und seine märchenhaften Ideen, wird jedes Buch zu einem besonderen Werk. Dabei ist mir bisher kein Buch, eines anderen Autoren, zwischen die Finger gekommen, welches annähernd diese Magie zwischen seinen Seiten versteckt hätte. Carlos Ruiz Zafón hat diese Magie in jedem Wort, die jeden Leser in andere Welten trägt, aus ihrer Umgebung reißt und nach der letzten Seite grob ausspuckt. Auch wenn ich der Meinung bin, dass dieses Werk, sein Ältestes, sprachlich noch nicht so ausgereift ist, wie seine neueren Bücher, so öffnet es doch ein sehr hohes Niveau.
Charaktere:
Die Figuren in "Marina" sind alle liebevoll ummalt und durch starke Charakterzüge definiert. Dabei spielt die Hauptrolle, der kleine Junge Óscar. Er lernt das junge Mädchen Marina kennen und zusammen erleben sie ihr größtes Abenteuer. Dabei werden besonders diese beiden Protagonisten, heldenhaft umrissen. Sie besitzen, wie man es in solch einem Buch verlangen würde, Mut, Stärke und den Willen die Welt zu verändern. Nebenbei spielen der Vater von Marina, und eine große Scharr an Bösewichte, eine tragende Rolle. Viele der Figuren, leben besonders durch Erinnerungen und Geschichten. Deshalb spielen gerade diese in dem Buch eine tragende Rolle. Oft beherrschen die Rückblicke/ die Erinnerungen einzelner Figuren die Kapitel. Dabei setzt sich mit jeder Erzählung, das große Geheimnis, wie ein Puzzle zusammen und ergibt ein unglaubliches, spannendes Gesamtbild. Ich weiß, dass gerade diese Geschichten/ Erzälungen das Werk ausmachen und es sich hierbei um einen gewollten Weg des Autoren handelt, doch mich hat die Menge an diesen Kapiteln ein wenig gestört. Das Buch lebt mehr in der Vergangenheit der Charaktere, als in der Gegenwart. Ich hätte mir manchmal gewünscht, auch einmal etwas über Óscar zu erfahren, denn vor allem seine Geschichte bleibt den Lesern verborgen.
Cover/ Innengestaltung:
Die Innengestaltung des Buches ist schlicht. Einzig und Allein Kapitelzahlen, leiten neue Abschnitte ein. Was ich jedoch sehr Besonders fand, war das Vorwort des Autors. Hier erzählt er seinen Lesern, auch mit einem ungluablichen Schreibstil, welche Bedeutung dieses Werk für ihn hat.
Fazit:
Wer ist Marina? Welches Geheimnis birgt Barcelona? Welche Spuren hat der, ehemals reicheste Mann dieser Stadt, hinterlassen? Fragen über Fragen und dieses Buch bietet die Antworten. Mit einem Hauch von Wahn und Wahnsinn, entführt Carlos Ruiz Zafón seine Leser, in diesem Werk, in die dunklen und geheimen Gassen von Barcelona. Dabei besticht er nicht nur dadurch, dass sein Roman Krimi, Grusel und Unterhaltung, gekonnt miteinander verbindet. Ein, wieder einmal, außergewöhnlicher, magischer und spannender Schreibstil, lässt die Umgebung schwarz werden und zieht jeden, der nur ein Wort aus "Marina" verschlingt, in eine andere Welt. Eine Welt voller Fantasie und Magie. In den Büchern von Zafón ist alles möglich, hier werden Märchen erzählt, die das Herz nicht nur berühren, sondern packen und selbst nach der letzten Seite, noch nicht aus ihrem Bann befreien. Besonders die letzten Seiten dieser Geschichte sind so ergreifend, so bewegend und tief berührend, dass einen ein gewisses Hochgefühl noch einmal in die Höhe reißt und dann nach der letzten Seite, dem letzten Wort, grob in die Realität zurückwirft. Alle anfänglichen Probleme mit der Geschichte, der lange Weg zur Spannung, konnte ganz im Schatten des folgendes Inhaltes zurückgelassen werden und so mausert sich diese Geschichte, meines neuen Lieblingsautoren, doch noch zu einem meiner liebsten Werke.
Ihr tragt auch ein wenig Wahnsinn in euch? Ihr seit bereit für einen rasanten Roman, der Krimi, Grusel, Freundschaft, Liebe und Mut vereint? Dann werdet ihr "Marina" lieben. Deshalb empfehle ich dieses Werk allen, die beide Fragen mit einem großen "Ja" beantworten können. Denn wer hier keinen Mut zur großen Fantasie hat, der wird sich zwischen den Seiten nicht wohlfühlen.