Böse, böse Fortsetzung von “You - du wirst mich lieben”
Nachdem ich die Serie auf Netflix gesehen hatte, war ich fasziniert davon, dass die Autorin einen gefährlichen Psychopathen wie einen fürsorglichen Traumprinzen wirken ließ.
In der Fortsetzung hat Joe ...
Nachdem ich die Serie auf Netflix gesehen hatte, war ich fasziniert davon, dass die Autorin einen gefährlichen Psychopathen wie einen fürsorglichen Traumprinzen wirken ließ.
In der Fortsetzung hat Joe Goldberg eine neue Freundin. Mit Amy scheint er nun endlich seine große Liebe gefunden zu haben.
»Beck war ein derartiges Wrack, dass ich mich, um mich angemessen um sie kümmern zu können, gezwungen sah, ihr in ihre Wohnung zu folgen und mich in ihr E-Mail-Postfach einzuhacken (...).«
Er folgt Amy nach Los Angeles und bekommt dort Zugang zum Filmbusiness.
Doch wer Joe kennt, weiß, dass er aus Unsicherheit schnell überreagiert. Es ist spannend und amüsant zu lesen, wie seine Meinung von Tag zu Tag vom einen ins andere Extrem schwingt, wie er seine moralisch verwerflichen Taten vor sich selbst rechtfertigt.
Schnell gibt es den ersten Toten. Und dann ist da ja noch der Becher mit Urin, den Joe damals bei einem Mord am Tatort hat stehen lassen.
Während die erste Staffel viele Zitate aus Büchern brachte, geht es im neuen Roman um Filmklassiker und Schauspieler. Caroline Kepnes lässt Joe ungefiltert über die Stars und Möchtegerns herziehen, um ihn nur wenige Seiten später über die gleichen Menschen schwärmen zu lassen. Die Autorin beschreibt den Charakter des Narzissten Joe sehr realistisch.
Im Gegensatz zur ersten Staffel konnte ich zu der Partnerin von Joe keine keine große Sympathie aufbauen. Daher stand ich emotional nicht mehr zwischen zwei Protagonisten, sondern habe mich mehr mit Joe identifiziert. Die beißende Kritik Joes am californian way of life ist oft passend und schreiend komisch, schlägt aber auch schnell in Frauenverachtung und Egozentrik um. Nichts für die Nerven Zartbesaiteter.
Die erste Hälfte des Buches war spannend und mitreißend geschrieben, die zweite Hälfte zog sich jedoch trotz der vielen Wendungen etwas, weil mir auch die Identifikation mit Joes Partnerin fehlte.
Dennoch eine unterhaltsame Fortsetzung von Joes Geschichte, die sicher nicht die letzte sein wird.