Hat mir richtig gut gefallen!
Vor etwa zwei Jahren hatte ich Cat Clarkes Jugendroman „Falsche Schwestern“ gelesen, welcher mir richtig gut gefallen hat. Als ich nun in der Vorankündigung des Fischer Verlags entdeckte, dass diesen Herbst ...
Vor etwa zwei Jahren hatte ich Cat Clarkes Jugendroman „Falsche Schwestern“ gelesen, welcher mir richtig gut gefallen hat. Als ich nun in der Vorankündigung des Fischer Verlags entdeckte, dass diesen Herbst ein neues Buch von der Autorin erscheinen wird, war meine Neugier sofort geweckt. Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb, daher wanderte „Gefährliche Freundinnen“ schleunigst auf meine Wunschliste.
Um den Tod ihrer Zwillingsschwester besser verarbeiten zu können, beschließt die 17-jährige Harper auf das teure Mädcheninternat Duncraggan Castle zu gehen, welches fernab einer größeren Stadt mitten in Schottlands Wildnis liegt. Mit den drei Mädchen Rowan, Lily und Ama freundet sie sich sehr schnell an und die vier verbindet mit der Zeit eine sehr innige Freundschaft. Obwohl sie sich in der Vierer-Mädels-Clique sehr wohl fühlt, hat Harper erst bei Kirsty das Gefühl, so richtig verstanden zu werden. Kirsty ist neu im Internat und auch sie hat eine Schwester verloren. Harper freundet sich mit ihr an, doch sie spürt, dass Kirsty etwas vor ihr verbirgt. Das Verhalten ihrer neuen Freundin wird immer sonderbarer und mysteriöser. Als Harper schließlich merkt, dass ihre Freundschaft zu den anderen Mädchen zu brechen droht, versucht sie hinter das Geheimnis von Kirsty zu kommen.
Ich kann mich noch recht gut erinnern, dass sich Cat Clarkes Vorläufer „Falsche Schwestern“ für mich als weniger spannend herausgestellt hatte als erwartet und die Auflösung am Ende nicht wirklich überraschend für mich kam. Ich war erstaunlicherweise aber dennoch begeistert von dem Buch, für mich muss es gar nicht immer so Nervenkitzel-spannend sein, ruhigere Bücher sind mir sogar oft lieber.
Bei „Gefährliche Freundinnen“ ist es genauso wie bei dem anderen Jugendbuch der Autorin: Als wirklich spannend würde ich die Story nicht bezeichnen und für mich blieb auch hier am Ende der große Aha-Moment aus. Ich hatte schon sehr früh im Buch eine Vermutung, worauf alles hinauslaufen könnte, welche sich dann auch bestätigt hat. Finde ich eigentlich immer schade, wenn ich am Ende nicht überrascht werde, hier aber hat es mich seltsamerweise, wie schon bei „Falsche Schwestern“, gar nicht gestört. Obwohl ich aufgrund des Klappentextes eher mit einem packenden Jugendthriller gerechnet habe und diese Erwartung nicht so wirklich erfüllt wurde, bin ich dennoch begeistert von dem Buch.
Mich konnte die Handlung von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und durch den angenehmen Schreibstil und die schön kurzen Kapitel bin ich hier nur so durch die Seiten geflogen.
Das Einzige, was ich schade finde und was auch mein einziger Kritikpunkt ist, ist die Geschichte rund um die Schwester von unserer Protagonistin Harper. Harpers eineiige Zwillingsschwester Jenna ist vor etwa einem Jahr gestorben. Wie, werde ich hier allerdings nicht verraten, da ich nicht spoilern möchte. Mich persönlich hat dieses Thema sehr interessiert und hätte gerne mehr darüber erfahren. Jennas Geschichte hätte in meinen Augen besser und genauer ausgearbeitet werden können, hier wurde ein sehr wichtiges Thema leider nur sehr oberflächlich behandelt.
Wir erfahren in Rückblenden, wie es dazu kam, dass Jenna gestorben ist. Ein bisschen wird also darüber berichtet, aber wie gesagt, da hätte die Autorin gerne etwas mehr in die Tiefe gehen können.
Was mir aber sehr gut gefallen hat, sind die Beschreibungen von Harpers Gefühlen. Sie gibt sich die Schuld an dem Tod ihrer Schwester. Sie trägt diese zwar nicht, allerdings konnte ich persönlich es schon nachvollziehen, warum sie so große Schuldgefühle plagen. Harper hat sehr an Jenna gehangen und ihr Tod trifft sie verständlicherweise sehr. Um diesen besser verarbeiten zu können, beschließt Harper, einen Neuanfang an einem Nobel-Internat in Schottland zu starten.
Internate als Setting liebe ich seit meiner „Hanni und Nanni“-Phase als Achtjährige über alles. Das Internatsfeeling in diesem Buch ist der Autorin zu meiner großen Freude auch erstklassig gelungen. Das Mädcheninternat Duncraggan Castle wird großartig beschrieben. Der Schulalltag, das Gebäude, die Landschaft – durch die bildhaften Beschreibungen wird eine tolle Atmosphäre erzeugt, die mich von Anfang an hellauf begeistern konnte.
Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir die Protagonistin Harper, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Mir war Harper vom ersten Moment an richtig sympathisch. Ihre Gefühle und Gedanken werden sehr realistisch und authentisch beschrieben, vor allem ihre Trauer um Jenna hat die Autorin in meinen Augen sehr gut dargestellt.
Das Hauptthema des Buches ist der Tod und wie man damit umgeht. Ich finde dieses Thema sehr wichtig und lese auch immer wieder gerne Bücher darüber. Klar, solche Bücher sind oft keine leichte Kost und recht bedrückend, ständig lesen könnte ich sie vermutlich auch nicht. Auf meiner Leseliste sind sie aber stets sehr gut vertreten und bei wem das auch so ist, dem kann ich „Gefährliche Freundinnen“ sehr empfehlen.
Neben den Themen Tod und Trauerbewältigung spielt auch das Thema Freundschaft eine große Rolle in dem Buch. Harper hat am Duncraggan Castle relativ schnell Anschluss gefunden und mittlerweile ist sie Mitglied einer Mädels-Clique bestehend aus ihr, ihrer Zimmergenossin Rowan sowie Lily und Ama. Wie Harper so mochte ich auch ihre drei Freundinnen richtig gerne. Die drei sind herrlich schräg drauf und haben jede so ihre Eigenarten. Die gemeinsamen Treffen der vier Mädchen haben mich ganz besonders gut unterhalten und mich immerzu breit schmunzeln lassen.
Weniger lustig ist allerdings die Story rund um Kirsty. Mit ihr bin ich erst ganz am Schluss warm geworden, nachdem wir ihre Geschichte erfahren haben. Davor habe ich mich öfters richtig über Kirsty aufgeregt und mich stellenweise fast schon vor ihr gegruselt. Mit Kirsty stimmt etwas ganz gewaltig nicht, aber was ihr großes Geheimnis ist, werde ich hier natürlich nicht verraten, da müsst ihr das Buch schon selber lesen. ;)
Das Ende kam für mich dann, wie oben bereits erwähnt, nicht so wirklich überraschend. Fand ich aber nicht schlimm, mir hat die Auflösung dennoch richtig gut gefallen. Sie ist emotional, berührend und für mich absolut zufriedenstellend. In meinen Augen ist der Autorin hier ein toller Jugendroman gelungen, der einem, wenn man nicht zu viel Wert auf sehr viel Spannung legt und auch einen fehlenden Aha-Moment am Ende verschmerzen kann, tolle Lesestunden bescheren wird. Wobei es natürlich auch sein kann, dass die Auflösung eigentlich gar nicht so offensichtlich ist und ich einfach einen verdammt guten Spürsinn habe. Vielleicht bin ich hier also die Ausnahme und andere werden kurz vorm Zuklappen des Buches ein lautes „Aha!“ ausrufen. :D
Fazit: Ein authentischer und sehr bewegender Jugendroman, der mich von den ersten Seiten an in seinen Bann ziehen konnte. Obwohl die Handlung recht ruhig ist und es für mich eher wenige überraschende Wendungen gab, habe ich das Buch dennoch richtig weggesuchtet. „Gefährliche Freundinnen“ erzählt eine emotionale und nachdenklich stimmende Geschichte über psychische Erkrankungen, Tod, Trauer, Vertrauen und Freundschaft. Ein Punkt hätte in meinen Augen etwas besser ausgearbeitet werden können, daher gibt es von mir sehr gute 4 von 5 Sternen!