Spannende, aber etwas zu ausufernde Darstellung
Charles C Mann möchte hier die öffentliche Meinung darüber korrigieren, wie die Bevölkerung Amerikas vor dessen „Entdeckung“ durch Christoph Kolumbus beschaffen war. Denn die Vorstellung, dass es sich ...
Charles C Mann möchte hier die öffentliche Meinung darüber korrigieren, wie die Bevölkerung Amerikas vor dessen „Entdeckung“ durch Christoph Kolumbus beschaffen war. Denn die Vorstellung, dass es sich dabei um einen dünn besiedelten Kontinent gehandelt habe, der - von ein paar wenigen Hochkulturen abgesehen - nur primitive Stämme beherbergte, erweist sich im Lichte neuer Forschungsergebnisse als unzutreffend.
Vielmehr seien die Amerikas von zahlreichen hoch entwickelten Völkern besiedelt gewesen, welche ihre Umwelt tiefgreifenden Umgestaltungen unterzogen – selbst Gegenden wie das Amazonas-Becken, die heute als unberührte Natur angesehen werden. Erst das Auftauchen der Europäer habe dem ein Ende gemacht. Dabei sei nicht so sehr die technische Überlegenheit ausschlaggebend gewesen, sondern eingeschleppte Krankheiten wie Pocken oder Masern hätten zu massenhaften Todesfällen und infolgedessen zum Niedergang der Überlebenden geführt.
So ist das Thema dieses Buches sehr interessant. Die Ausführungen sind großteils lebendig und an manchen Stellen richtiggehend fesselnd.
Der Autor beschreibt nicht nur verschiedene Kulturen, er stellt auch die Personen vor, die an bedeutenden Entdeckungen beteiligt waren und lässt die Leser an wissenschaftlichen Kontroversen teilhaben.
Bisweilen gehen seine Schilderungen allerdings etwas zu sehr in die Tiefe, sind mit zu vielen Details überfrachtet, sodass der Blick auf das große Ganze verstellt wird.
Außerdem hatte ich öfters den Eindruck, dass er in seinem Bestreben, den Ureinwohnern Amerikas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, zu Übertreibungen neigt bzw. Erkenntisse aus anderen Bereichen ignoriert. So werden beispielsweise immer wieder die Sumerer als das erste bedeutende Volk der alten Welt genannt, das weitaus ältere Catal Hüyük wird dagegen nur kurz in einer Fußnote erwähnt.
Davon abgesehen ist der Inhalt aber gründlich recherchiert, wie zahlreiche Anmerkungen sowie das ausführliche Literaturverzeichnis beweisen.