Baustellenromantik
Westdeutschland in den 70ern. Wer nicht gerade auf dem Bau klotzt, bejubelt an freien Nachmittagen den FC Kaiserslautern. Am Abend versackt man gemeinsam in der Stammspelunke, wo sich mehr oder minder ...
Westdeutschland in den 70ern. Wer nicht gerade auf dem Bau klotzt, bejubelt an freien Nachmittagen den FC Kaiserslautern. Am Abend versackt man gemeinsam in der Stammspelunke, wo sich mehr oder minder gescheiterte Existenzen tummeln. Die Verhältnisse sind prekär, hier scheint man das Unheil fast auf magische Art anzuziehen.
Die beiden Protagonisten sind zwei Männer. Beste Kumpel, wie sie unterschiedlicher eigentlich nicht sein könnten. Willy ist ehrgeizig und stets bemüht, durch ehrliche Arbeit einen guten Lebensstandard für sich und seine kleine Familie zu erwirtschaften. Derweil bemüht er sich als gelernter Zimmermann auf den Baustellen der Stadt, einen guten Ruf zu bewahren und mit jedem irgendwie halbwegs zurecht zu kommen. Sein bester Kumpel Horst hingegen dreht ständig krumme Dinge, kommt mit nur wenigen Menschen persönlich klar und hat schon längst aufgegeben, mit ehrlichen Mitteln die soziale Leiter nach oben erklimmen zu wollen. Er schwingt sich von einer Missetat in die Nächste, wobei er - bewusst sowie unbewusst - auch Willy immer wieder mit reinzieht. Horst ist der kleinkriminelle Antiheld in Christian Barons zweiten Roman: sein Dasein ist gezeichnet von Alkoholmissbrauch, Schmerz und Aggression, vom ständigen Scheitern und Verlieren.
„Schön ist die Nacht“ ist jedoch mehr als ein Roman über die Freundschaft und Abhängigkeit zweier Männer zueinander. Baron schreibt vom Randleben in einer westdeutschen Stadt, von prekären Existenzen, Krisen und sozialer Ungleichheit. Auf beachtenswerte Art schreibt er von zwei grundverschiedenen Männern, die in ungleichen Blickwinkeln auf die Erfüllung ihrer Lebenswege schauen. Der Eine will sein Leben ehrlich meistern und anständig sein, der andere will mit möglichst wenig Aufwand seinen Teil vom Glück abhaben. Doch gemeinsam rutschen Beide immer wieder in die tiefe Spirale des Unglücks. Armut, Elend, soziale Klassen - Themen, die in diesem auch autofiktionalem Buch auf faszinierende Weise verarbeitet werden - anhand von zwei Freunden, denen man beiden ihre Erfüllung wünscht.