Cover-Bild Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Orell Füssli Verlag
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 22.03.2019
  • ISBN: 9783280056967
Christian E. Weißgerber

Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war

Er stilisiert sich nicht als Opfer widriger Lebensumstände und wurde auch nicht von raffinierten Funktionären verführt: „Ich hatte unzählige andere Möglichkeiten, aber ich wollte Nazi werden.“
Was muss geschehen, damit aus einem gewöhnlichen jungen Mann ein Neonazi wird? Also ein Mensch, der extreme Anschauungen vertritt, Kompromisse verabscheut, sich auserwählt glaubt und meint eine Mission zu haben? Weißgerber zeigt, wie die Abscheu vor dem politischen Alltagsgeschehen, das Misstrauen gegenüber dem gesellschaftlichen Establishment sowie die „gewöhnlichen“ Alltagsrassismen eine Weltsicht hervorbringen, die am Ende nur noch eine Sichtweise erlaubt: Entweder die oder wir!
In einer Mischung aus autobiografischen Episoden und politisch-psychologischer Analyse liefert Weißgerber eine einzigartige Studie der Selbstradikalisierung, insbesondere in den ostdeutschen Ländern der Nachwendezeit bis hin zu den Wutbürgern in Ost und West.
Ein Buch von beklemmender Aktualität.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2019

Mutig & ehrlich

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„Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war“ ist ein selbstkritischer, autobiografischer Roman des Autors Christian E. Weißgerber.

Offen erzählt der Autor wie es dazu kam, dass er in die Naziszene rein ...

„Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war“ ist ein selbstkritischer, autobiografischer Roman des Autors Christian E. Weißgerber.

Offen erzählt der Autor wie es dazu kam, dass er in die Naziszene rein gerutscht ist – eine von Gewalt geprägte Kindheit und der spätere Wunsch nach Orientierung. Dabei versucht er keineswegs sich zu rechtfertigen oder etwas schön zu reden, sondern berichtet ganz sachlich und nüchtern welche Umstände dazu geführt haben und wie sich seine Einstellung verändert hat.

Neben dem persönlichen Teil erfährt man noch interessante Fakten und einiges an Hintergrundwissen über die Szene und dabei macht der Autor deutlich welche Strategien verwendet werden, um die Menschen gezielt zu beeinflussen. Es ist erschreckend, wie viel Gewalt vorherrscht und wie diese legitimiert wird.

Die Thematik des Buches ist brisant und erschreckend aktuell. Obwohl der Autor selbst mitten drin steckte, gelingt es ihm sehr sachlich eine objektive Sichtweise zu vermitteln.

Insgesamt ist es ein offenes und ehrliches Buch bei dem auch ab und zu der Humor des Autors durchblitzt. Trotzdem war der Schreibstil an einigen stellen ein wenig anstrengend und umständlich, weshalb ich bei meiner Bewertung einen Stern abziehe.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Niemand muss ein Neonazi sein

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Christian Weißgerber schildert in seinem Werk "Mein Vaterland!" analytisch und äußerst selbstkritisch, welche Umstände und Entscheidungen zu seinem menschenverachtenden Leben als Neonazi beigetragen haben. ...

Christian Weißgerber schildert in seinem Werk "Mein Vaterland!" analytisch und äußerst selbstkritisch, welche Umstände und Entscheidungen zu seinem menschenverachtenden Leben als Neonazi beigetragen haben. Er erwartet mit seinen Schilderungen weder eine Freisprechung von seinen damaligen Verfehlungen, noch will er Mitleid. Wichtig ist im vorwiegend, für seine Taten und Gedanken Verantwortung zu übernehmen, was ihm mit seiner biografischen Geschichte bestens gelungen ist. Offen und dabei auch ehrlich zu sich selbst, legt er dar, was ihn zu seinen Entscheindungen bewogen hat, ein Leben im rechten Rand zu führen. Bewundernswert ist, dass sich Christian Weißgerber zu keinem Zeitpunkt in eine Opferrolle zwängt. Er steht zu allen Fehlern, die er aus blinden Hass und menschenverachtender Gesinnung begangen hat, was wahrlich selten und zudem keine Selbstverständlichkeit ist. Auch liefert Weißgerber in seinem Buch detaillierte und aufschlussreich Einblicke in die verschiedenen Bereiche und Schichten der rechten Szene, welche für Außenstehende nicht nur informativ sondern zugleich auch aufklärend sein können. Zudem könnte sein Werk auch motivierend und enorm ermutigend für jene sein, die einen sogenannten Exit oder auch Ausstieg genannt, in Erwägung ziehen. Christian Weißgerber ist mit "Mein Vaterland!" ein Buch von beklemmender Aktualität gelungen, welches in jedem Fall verdient hat, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt. Zwar hatte ich stellenweise Probleme, der Handlung zu folgen, da mir der Schreibstil zeitweilig sehr zäh erschien, dennoch empfand ich den sprachlichen Ausdruck sowie die Schreibweise überwiegend aufschlussreich und authentisch. Die äußere Gestaltung des 256 Seiten starken Werkes ist nicht nur sehr ansprechend, sondern zugleich äußerst treffend zur Thematik gewählt, sind Heimatliebe und Patriotismus wichtige Tugenden, welche sich viele Personen aus dem rechten Spektrum zu Eigen machen. Die gedeckten Farben, welche auf mich persönlich, stellenweise braunstichig wirken, unterstreichen zudem Inhalt und Botschaft des Buches, welche lautet: "Niemand muss ein Nazi sein. Es steht jedem frei, sich zu entscheiden."

Veröffentlicht am 05.04.2019

Sinneswandel fraglich

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Der Autor Christian E. Weißgerber hatte keine leichte Kindheit: Sein alleinerziehender Vater gestaltete die Erziehung von Christian & seiner Schwester mit Schlägen, von der Vermittlung moralischer Werte ...

Der Autor Christian E. Weißgerber hatte keine leichte Kindheit: Sein alleinerziehender Vater gestaltete die Erziehung von Christian & seiner Schwester mit Schlägen, von der Vermittlung moralischer Werte ganz zu schweigen. So gerät die weitere Entwicklung auch dementsprechend in falsche Bahnen und Christian sucht im Umfeld mit rechter Gesinnung sein Heil.

Was mich bei all den Schilderungen und Einblicken störend auffällt, ist die gegenwärtige Distanz zu dem rechten Umfeld. Es werden rechte Songtexte zitiert, es wird mehrfach hervorgehoben, dass man auf dem Gymnasium war und es während der Zeit in der rechten Szene von seiner Seite aus niemals zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sei, an anderer Stelle wird dahingegen aber die körperliche Kraft dargestellt und von Kampfsport berichtet.
Irgendwie fehlt mir bei den Schilderungen das Quäntchen Selbstreflektion und, ja, ein gewisses Maß an Reue. Ich will niemandem zu nahe treten, aber stellenweise wirkt es in dem Text so, als ob man sich damit brüsten würde, nach dem Motto "ich war dabei".

Das Buch lässt das gewisse Maß an aktueller kritischer Sichtweise vermissen, die man erwartet, wenn jemand behauptet, sich von seiner Vergangenheit distanziert zu haben. Ich hätte mir aus Sicht des Autors eine klar gezogene Grenze zu seiner Vergangenheit gewünscht, denn mit den hier enthaltenen Songtexten und Schilderungen sehe ich für so manch haltlosen Menschen die Gefahr, sich von dieser Gesinnung fasziniert zu fühlen.