Anspruchsvolle Lektüre
Warum treffen wir, je nach Umständen, völlig unterschiedliche Entscheidungen auf ein und derselben Faktengrundlage?
Wieso kommen zwei Experten, die über identische Informationen verfügen, zu komplett anderen ...
Warum treffen wir, je nach Umständen, völlig unterschiedliche Entscheidungen auf ein und derselben Faktengrundlage?
Wieso kommen zwei Experten, die über identische Informationen verfügen, zu komplett anderen Schlussfolgerungen?
Weshalb entscheiden wir uns immer wieder falsch, ob im Beruf oder im Privatleben?
Ich hatte gewisse Erwartungen: Ergebnisse aus Experimenten, Vergleiche und kleine Binsenweisheiten, die man sich für den Alltag merken kann (natürlich psychologisch fundiert), aber diesbezüglich wurde ich enttäuscht. Kurz zum Inhalt: die drei Autoren untersuchten, wie unsere Entscheidungen verrauscht (Noise) sind und wie wir sie verbessern können. An sich eine gute Idee, aber die Umsetzung ist eher so mittel. Es wurde erheblich viel Zeit auf die Mathematik und Statistik verwendet, was an sich gut ist, damit man das Fundament der Argumentation nachvollziehen kann (viele Urteile weisen keine Korrelation auf, weil sie mit Noise behaftet sind). Zum anderen waren wenige interessante Fakten dabei, die das Thema lockerer illustriert hätten (z. B. wenn Richter hungrig sind, urteilen die strenger). Diese Befunde aus allen Lebensbereichen hätten deutlich besser unterstreichen können, warum Noise so wichtig ist bzw. warum Noise reduziert werden sollte. Auch zum Ende hin hat es sich kaum gebessert. Es wurden gefühlt drei Lösungsansätze vorgestellt: Entscheidungshygiene, strukturiertes Entscheidungsprotokoll und Regeln/Standards als Ansatz zur Reduzierung von Noise. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Ausführungen zu Regeln und Standards und wo die Unterschiede liegen. Das hätte deutlich besser ausgearbeitet werden können, insbesondere in Zusammenhang mit den Fallbeispielen aus der Forschung. Insgesamt ist es kein schlechtes Buch, aber „Schnelles Denken, Langsames Denken“ hat mir deutlich besser gefallen, weil es für das eigene Denken/ Denkverhalten interessante Erkenntnisse geliefert hat.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Buch eine anspruchsvolle Lektüre ist und dem interessierten Leser sicher die eine oder andere Erkenntnis offenbart. Jedoch gibt es Autoren und Werke, die diese Thematik nachvollziehbarer beschreiben und illustrieren können.