Oberlothringen 1187: Nach dem Tod seines Vaters, der sich vom hörigen Bauern zum Kaufmann hochgearbeitet hatte, übernimmt Michel dessen Unternehmen und Stellung als Familien- und Haushaltsvorstand. Doch ...
Oberlothringen 1187: Nach dem Tod seines Vaters, der sich vom hörigen Bauern zum Kaufmann hochgearbeitet hatte, übernimmt Michel dessen Unternehmen und Stellung als Familien- und Haushaltsvorstand. Doch seine Heimatstadt Varennes erweist sich als kein ideales Pflaster für einen Geschäftsmann. Überhöhte Zölle und häufige Geldentwertungen sind nur einige der Probleme, denen sich die Händler gegenübersehen. Michel träumt von einer freien Stadt, die von ihren Bürgern selbst verwaltet wird, wie er es im italienischen Mailand erlebt hatte. Er findet dafür einige Mitstreiter, macht sich aber auch gleich mehrere mächtige Männer zu Feinden.
Daneben ist auch sein Privatleben von einigen Turbulenzen geprägt.
Der Roman greift die Freiheitsbestrebungen vieler deutscher Städte auf, die sich im 12. und 13. Jahrhundert daran machten, ihren kirchlichen oder weltlichen Herren Privilegien abzutrotzen sowie Selbstbestimmung und Mitsprache bei politischen und wirtschaftlichen Prozessen einzufordern. Wie am Beispiel des fiktiven Varennes gezeigt, gingen derartige Initiativen vor allem von den Kaufleuten aus.
Diese historischen Hintergründe dürften gut recherchiert sein und werden lebendig dargestellt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, weshalb man sich gut in die jeweiligen Figuren hineinversetzen und nachempfinden kann, dass dieselbe Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet unterschiedlich bewertet wird.
Die diversen Protagonisten, auch die meisten Nebendarsteller, sind nachvollziehbar gezeichnet und weisen ihre eigenen Stärken und Schwächen sowie persönliche Eigenheiten auf. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass manche Personen eine etwas zu „moderne“ Denkweise an den Tag legen.
Außerdem ist die Handlung über weite Strecken ziemlich vorhersehbar. Vor allem zu Beginn dauert es daher lange, bis die Sache richtig in Schwung kommt und wenngleich danach doch eine gewisse Spannung aufgebaut wird, finden sich dazwischen immer wieder eher langatmige Szenen.
Trotz des interessanten Themas wäre es wohl besser gewesen, den Inhalt auf der Hälfte oder vielleicht Zwei Drittel der hier verwendeten Seitenzahl wiederzugeben.