Mit „Winters Knochen“ von Daniel Woodrell hatte ich mal wieder ein altes Schätzchen aus den Tiefen meines Stapels ungelesener Bücher gezogen auf das ich richtig Lust hatte. Ich selbst hatte einige Jahre in Missouri gelebt und war mit dem im Klappentext genannten eisigen uns schneereichen Winter bestens vertraut. Wenn kalt, dann richtig kalt! Während ich mich damals selbst eher in konservativen Kreisen ohne nennenswerten Drogenkonsum bewegte, war ich doch neugierig auf die wohl bevorstehenden Erlebnisse der jungen Ree Dolly, die ganz offensichtlich in einem weit weniger kuscheligen Elternhaus aufgewachsen war als ich selbst. Sehr bildhaft beschreibt der Autor gleich zu Anfang die Umgebung mit den halbverfallenen Häusern, Mobile Homes, ausgedienten Autowracks und verwilderten Gärten „out in the middle of nowhere“. Doch diese Umgebung scheint für Dee im Moment das kleinste Problem zu sein, denn sie muss ihren Vater finden, der einen wichtigen Gerichtstermin nicht versäumen darf um der verbliebenen Familie nicht das Dach über dem Kopf nehmen zu lassen. Die gefährliche Suche beginnt und bringt Dee mehr als einmal an ihre Grenzen und in Lebensgefahr …
Während ich zu Anfang des Romans noch an den Beschreibungen der riesigen Familie Dolly, von denen alle ihre Finger in zwielichtigen Geschäften zu haben schienen, klebte, merkte ich doch recht schnell, dass der Roman in eine Atmosphäre abdriftete, mit der ich so gar nicht klar kam. Drogen und brutale Gewalt gegenüber allem und jedem dominierte die Zeilen und ich ertappte mich dabei, wie ich schlussendlich nur noch quer las. Würden die Männer der allmächtigen Dolly Familie in Missouri lesen, hätte sie vielleicht Freude an der Story gefunden. Ich hingegen war enttäuscht und vergebe leider auch nur zwei von fünf Sternen.