Daniela Ohms - Winterhonig
Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ stellte eine Teilnehmerin damals „Winterhonig“ vor. Da ich historische Romane mag und neugierig war, wie Daniela Ohms die Geschichte ihrer Großmutter verarbeitet, ...
Bei meiner Aktion „vergessene Schätze“ stellte eine Teilnehmerin damals „Winterhonig“ vor. Da ich historische Romane mag und neugierig war, wie Daniela Ohms die Geschichte ihrer Großmutter verarbeitet, griff ich nun endlich zu.
Die Autorin erklärt im Nachwort, welche Teile der Geschichte sie erfunden hat und welche wahr sind.
Karl, einen der Protagonisten, dichtet sie komplett neu hinzu. Somit haben die ursprünglichen Erlebnisse der Großmutter mit denen aus dem Buch nahezu fast nichts mehr zu tun - zumindest was die Liebesgeschichte betrifft.
Wenn sie bereits diesen großen Part verändert hat, stellt sich mir die Frage, warum nicht mehr Anpassungen vorgenommen wurden. Das Alter von Mathilda beispielsweise hätte ein wenig angehoben werden können, um der Liebesgeschichte anfangs den schalen Beigeschmack zu nehmen. Immerhin reden wir hier von einer 14-Jährigen und einem 19-Jährigen.
Ob das bäuerliche Leben während des Krieges für Ohms Familie wirklich so glimpflich ablief, möchte ich nicht in Frage stellen. Für mich war es indes ein bisschen zu weich gezeichnet, zu sehr an der Oberfläche geblieben. Man merkt, dass der Fokus eindeutig woanders lag.
Ebenso die Tatsache, dass sich eine Gräfin über Befehle der Nationalsozialisten hinsichtlich Fremdarbeiter ungestraft hinwegsetzt, hält in meinen Augen nicht Stand. Wir wissen alle, dass es Menschen mit Herz gab, aber in diesen Zeilen war es manchmal zu viel des Guten.
Generell hatte ich manchmal das Bedürfnis, nach vorne zu springen. Einkürzungen an der ein oder anderen Stelle hätten der Erzählung nicht geschadet.
Der Schluss war mir dann zu weit hergeholt und zu kitschig. Stellenweise empfand ich ihn als unglaubwürdig und konnte mit Mathilda daher nicht mehr mitfühlen.
Ich persönlich kann leider niemanden mehr nach Erlebnissen dazu befragen, denn alle, die den zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sind mittlerweile tot. Darum hoffe ich, hin und wieder einen authentischen Roman in die Hände zu bekommen, der die Zeit beschreibt. „Winterhonig“ reiht sich dort leider nicht völlig ein.
Lesende, die historische Liebesromane mögen und bei denen die Liebesgeschichte im Vordergrund stehen darf / soll, werden hier jedoch voll auf ihre Kosten kommen.
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