Psychologisch, politisch und unterhaltsam!
Wir begeben uns mit Beginn der Lektüre in irgendein unbenanntes Land, in dem bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte und wir befinden uns in der Gegenwart.
Auch die Protagonisten, zwei Straßenbauer, sind ...
Wir begeben uns mit Beginn der Lektüre in irgendein unbenanntes Land, in dem bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte und wir befinden uns in der Gegenwart.
Auch die Protagonisten, zwei Straßenbauer, sind namenlos.
Sie heißen „vier“ und „neun“.
Sie müssen eine 230 km lange Straße, die von einer lebendigen Hauptstadt im Norden zum ländlich geprägten und ärmlichen Süden führt, asphaltieren und linieren.
Diese Aufgabe muss in zwölf Tagen erledigt sein, denn anschließend soll gerade auf dieser Straße mit einer Militärparade der noch junge Frieden gefeiert werden.
Die beiden Männer grundverschieden.
Vier ist ein erfahrener Tiefbauarbeiter. Verantwortungsbewusst, zuverlässig, diszipliniert, schnell und korrekt erledigt er, was man ihm aufträgt. Er hält sich strikt an die Regeln, will einfach nur seinen Job erledigen und bald wieder nach Hause.
Neun ist unerfahren, aber abenteuerlustig und neugierig.
Er ist interessiert an Land und Leuten und offen für alles, was sich am Straßenrand abspielt.
Er sucht Kontakt zu den Einheimischen und interessiert sich für deren Kultur.
All das ist gegen die Regeln.
Er sorgt mit seiner Lebensfreude und Menschenfreundlichkeit für Ärger.
Die genannten Unterschiede führen zu Konflikten und als einer der beiden ernsthaft erkrankt, wird es dramatisch.
Beide kommen an ihre Grenzen, beidehinterfragen ihre Aufgabe
„Die Parade“ ist eine fesselnde, spannende und intelligente Parabel, die nachdenklich stimmt.
Es ist ein außergewöhnliches und besonderes, psychologisches und politisches Werk, das inhaltlich und sprachlich interessant ist und einen unerwarteten Ausgang hat.
Außerdem ist es hochaktuell und gleichermaßen realistisch wie verstörend.
Der Autor wählt seine Worte ganz gezielt. Er erzählt scharfsinnig, knapp und verdichtet.
Durch sein ruhiges und unaufgeregtes Erzählen kann die spannungs- und wendungsreiche Handlung umso deutlicher in den Vordergrund rücken.
Eggers beobachtet und erzählt recht nüchtern und schnörkellos und minimalistisch. Er moralisiert nicht.
Sehr zu empfehlen!