Herzdenker von David Arnold
erschienen bei Arena
Zum Inhalt
Früher dachte Victor, die Liebe wäre ein System aus Zahlen: der erste Kuss, der zweite Tanz, unendlich viele gebrochene Herzen. Er dachte, die Liebe wäre schwer und schmerzhaft. Das war früher. Als Victor auf Madeline trifft, ist er gerade dabei, die Asche seines Dads in den Hudson River zu streuen. Doch die Botschaft, die er in der Urne findet, ergibt keinen Sinn. Und nur Madeline und ihre seltsame kleine Straßengang können ihm helfen, die Orte zu finden, zu denen sein Dad ihn führen will. Die Suche bringt so manches Geheimnis ans Licht – über Victor, über Mad und darüber, was es eigentlich bedeutet, mit dem Herzen zu denken.
(Quelle: Verlag)
Zum Buch
Das Buch startet mit einem originellen Figurenverzeichnis, welches mir sehr gut gefiel. Ich musste auch einige Male dorthin zurückblättern, um einen besseren Überblick über die Charaktere zu erhalten. Die Namen, bzw. Spitznamen sind hier doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Story wird abwechselnd aus der Perspektive von Vic und Mad in der ersten Person erzählt. Zu jedem Kapitelanfang finden wir uns in einem Verhörraum der Polizei wieder. Hier lässt der Autor nach und nach die letzten 8 Tage Revue passieren. Fand ich sehr interessant und überraschend.
Den Anfang des Buches empfand ich als etwas schwierig, da einige Passagen merkwürdig inszeniert wurden. Protagonist Vic ist kein „normaler“ Teenager, er leidet am Möbius Syndrom. Diese Krankheit drückt sich durch eine Gesichtslähmung aus, was Vic sogar mit offenen Augen schlafen lässt. Für seine Mitmenschen auch nicht immer einfach. Ansonsten war mir der Sechzehnjährige sympathisch. Er hat seinen verstorbenen Vater sehr geliebt und begibt sich nun auf eine besondere Reise. Dies hat mit dem mysteriösen Abschiedsbrief zu tun, worauf ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen möchte.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich gezeichnet worden, was mir gut gefiel. Man merkt hier ganz deutlich, dass dies ein doch etwas anspruchsvolleres Jugendbuch ist. Es besitzt eine große Tragik, was nicht immer gut zu verkraften ist.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich stellenweise mit dem Buch sehr schwergetan habe. Es gab Passagen, die nichts in mir auslösten und durch die ich mich schon fast gequält habe. Dann gab es wieder welche, die das genaue Gegenteil waren. Dies ist eindeutig keine 08/15-Lektüre, in der man mal eben zehn Minuten am Tag schmökern kann. Nein, man muss sich voll und ganz auf diese Geschichte einlassen. Entweder liebt man sie dann oder man kann gar nichts damit anfangen.
Sehr überraschend empfand ich den Mordfall und dessen Auflösung. Die Tat steht ganz und gar nicht im Fokus der Geschichte, passt sich aber gut in die Story ein. Mit diesem Element hatte ich anhand des Klappentextes nicht gerechnet.
David Arnold hat mir mit diesem Buch eine anspruchsvolle Lektüre vor die Nase gesetzt. Er hat die unterschiedlichsten Charaktere kreiert, die auf ihre ganz eigene Art und Weise perfekt zueinander passten und diese Story am Leben hielten. Der Autor hat eine Verbindung zum Titel geschaffen, die mir gut gefiel. Er hat neben dem Mordfall und der Reise, die Protagonist Vic unternimmt, auch noch den Bürgerkrieg im Kongo und seine Folgen in die Geschichte integriert. Die wenigen Passagen hierüber wurden eindringlich geschildert, so dass ein eigentliches Nebenprodukt doch noch genügend Aufmerksamkeit erhält und die entsprechenden Figuren sich ihrer Wichtigkeit bewusstwerden. Vom Verständnis her finde ich die Altersempfehlung viel zu niedrig angesetzt, ich würde es erst ab 16 Jahren empfehlen. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der Geschichte und bin bis zum Ende hin nicht richtig warm mit allem geworden. Der komplette Zugang hat mir da leider etwas gefehlt. Trotzdem bin ich sicher, dass Herzdenker seine Liebhaber finden wird.
Zum Autor
David Arnold lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Lexington, Kentucky. Er arbeitete als Musiker, Grundschullehrer und hauptberuflicher Vater, bevor er sich mit vollem Herzen dem Schreiben widmete. Sein Debütroman „Mosquitoland" feierte in den USA bereits große Erfolge. Mit „Herzdenker" landete er prompt auf der New-York-Times-Bestsellerliste.
ab 12 Jahren
376 Seiten
übersetzt von Ulrich Thiele
ISBN 978-3-401-60371-1
Preis: 17 Euro
© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag
An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!