Mit „Der Eisenbahnmörder“, beendet David Morrell seine hervorragende Histo-Krimi Reihe um den, auf detektivischen Pfaden wandelnden Opiumesser Thomas de Quincey. Absolute Leseempfehlung!
London, 1855:
Kurz nachdem der Rechtsanwalt Daniel Harcourt wichtige Dokumente überreicht bekommen hatte, machte er sich schleunigst auf den Weg zum Bahnhof, um die Eisenbahn noch zu erwischen, was ihm ...
London, 1855:
Kurz nachdem der Rechtsanwalt Daniel Harcourt wichtige Dokumente überreicht bekommen hatte, machte er sich schleunigst auf den Weg zum Bahnhof, um die Eisenbahn noch zu erwischen, was ihm in letzter Minute gelang. Doch er sollte sein Ziel nicht lebend erreichen. Jemand lauerte ihm auf und brachte ihn um. Seinen verzweifelten Todeskampf bekamen ausgerechnet Thomas de Quincey und seine Tochter Emily mit, die sich im Nachbarabteil aufhielten. Doch nachdem der Schaffner das Abteil geöffnet hatte, mussten sie zu ihrem Erstaunen feststellen, dass das Abteil leer war. Zwar fanden sich durchaus Zeichen eines Todeskampfes und Blut, doch keine Leiche. Der geistesgegenwärtige und kluge Thomas de Quincey, konnte jedoch gleich erahnen, was mit der Leiche geschehen war und so suchte er mit seiner Tochter die Eisenbahngleise ab, bis diese in einen Tunnel führten, wo die beiden dann schließlich fündig wurden.
Doch warum nur hatte jemand ein Interesse daran, Daniel Harcourt zu ermorden? An einen Raubüberfall glaubt Thomas weniger, denn die herbeigerufene Polizei findet die kostbare goldene Taschenuhr des Toten, die ein Dieb sicherlich nicht zurückgelassen hätte.
Der Mord an dem Rechtsanwalt erschüttert ganz England und schürt die Unsicherheit unter den Bahnreisenden. Diejenigen, die von der neuen Erfindung sowieso nicht erbaut waren, fühlen sich plötzlich bestätigt in ihrer Meinung, besonders als auch noch Anschläge auf die Eisenbahn verübt werden und weitere Menschenopfer zu beklagen sind, bzw. weitere Menschen ermordet werden.
Lord Palmerston ist überaus bestürzt, als er von dem Tod des Anwalts erfährt, aber auch die Anschläge auf die Bahn machen ihm Sorgen. Sind sie gar politisch motiviert?
Die historische Romanreihe um den „Opiumesser“ Thomas de Quincey, geht mit „Der Eisenbahnmörder“, nicht nur in die dritte, sondern auch in die entscheidende letzte Runde. Der Autor der Trilogie, David Morrell, der u.a. auch die erfolgreichen „John Rambo“ Romane schrieb, die später mit Sylvester Stallone verfilmt wurden, setzt seinen opiumsüchtigen Romanhelden Thomas, dessen Tochter Emily und die befreundeten Polizisten von Scotland Yard, erneut auf einen äußerst spannenden und kniffligen Kriminalfall an, dazu schafft er für seine Leser wie immer die perfekte historische Kulisse, in die diese für ein paar Lesestunden abtauchen können.
Im Fokus steht diesmal die Eisenbahn und man erfährt nebenbei viel Wissenswertes über die Anfänge des damals noch so neuen Fortbewegungsmittels und welche Veränderungen es für die Menschen bereithielt. Aber natürlich auch, wie die Menschen jener Zeit darüber dachten, was ich spannend und informativ vermittelt empfand. Ich hätte beispielsweise nie geahnt, dass die Zugabteile damals noch vor der Abfahrt abgeschlossen wurden (die Fahrgäste also, praktisch gesehen, eingesperrt wurden) oder es gar einen Bremser gab, der einen anstrengenden und gesundheitlich sehr belastenden Beruf hatte.
Reichlich politisches Zeitgeschehen lässt David Morrell zudem einfließen in seine Romantrilogie; in diesem Fall aus der Sicht Lord Palmerstons geschildert, der Thomas und seine Tochter nicht nur beherbergt und recht ambivalente Gefühle für den Opiumsüchtigen und Emily hegt, sondern sie auch bei guter Laune zu halten hat, da die Queen und ihr Gatte die detektivischen Fähigkeiten de Quinceys über alle Maßen zu schätzen wissen.
Und auch diesmal soll Thomas Licht ins Dunkel bringen.
Besonders gefallen hat es mir jedoch, dass man nicht nur einen weiteren rätselhaften Kriminalfall geboten bekommt, sondern endlich auch mehr über Thomas Vergangenheit erfährt, denn in diesem Roman tritt eine für ihn wichtige Person aus vergangener Zeit in sein Leben. Und so kann man sich als Leser schließlich doch noch ein wenig besser hineindenken in den kompliziert gestrickten Opiumesser und nachvollziehen, wieso er überhaupt zu einem Drogenabhängigen wurde. Obwohl ich Thomas de Quinceys klugen, oftmals auch philosophisch angehauchten Bemerkungen, nebst seiner Beharrlichkeit was das Aufklären von Kriminalfällen angeht, sehr schätzen gelernt habe im Verlauf der Buchreihe, erhoffte sich mein romantisches Herz, dass auch Emily im letzten Band ihr Glück finden würde. Ob es so kommt, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, doch ich hätte mir gewünscht, dass Emily noch ein wenig mehr gemeinsame Dialoge mit gewissen Personen auf den Leib geschrieben bekommen hätte, als es letztendlich der Fall war.
Dieser kleine Wermutstropfen war jedoch leicht zu verschmerzen, denn mit „Der Eisenbahnmörder“, hat David Morrell hier erneut einen großartigen, süffigen, unterhaltsamen historischen Kriminalroman abgeliefert, der mühelos aus der breiten Masse an Romanen dieses Genres hervorsticht. Wer beispielsweise die wunderbare historische Krimireihe von Ariana Franklin (alias Diana Norman) um die Totenleserin Adelia zu schätzen wusste, sollte auch David Morrells „Thomas de Quincey“ Reihe unbedingt ausprobieren. Es lohnt sich!
Kurz gefasst: Mit „Der Eisenbahnmörder“, beendet David Morrell seine hervorragende Histo-Krimi Reihe um den, auf detektivischen Pfaden wandelnden Opiumesser Thomas de Quincey. Absolute Leseempfehlung!
Thomas de Quincey Reihe:
1. Teil: Der Opiummörder
2. Teil: Der Mörder der Queen
3. Teil: Der Eisenbahnmörder