Das 2079 der Zukunft?
Die Welt aus „Mars Ultor“ ist düster, verseucht, voll mit Reklame, Manipulation und Ausbeutung. Kein 2079, das ich mir wünsche. Der Autor entwirft ein beängstigendes Szenario, das leider viel zu wahr ...
Die Welt aus „Mars Ultor“ ist düster, verseucht, voll mit Reklame, Manipulation und Ausbeutung. Kein 2079, das ich mir wünsche. Der Autor entwirft ein beängstigendes Szenario, das leider viel zu wahr klingt und von dem ich hoffe, dass es nur Fiktion bleiben wird.
Es ist eine Erinnerung daran, dass wir vielleicht irgendwann den Mars besiedeln können, aber wir trotzdem nur einen Planeten Erde haben. Eine Warnung, was geschehen könnte, wenn wir nicht aufpassen.
Der Schreibstil wirkte auf mich sehr nüchtern und sachlich. Aber ich denke, für einen Science Fiktion Roman dieser Art ist das passend. Es gelingt dem Autor trotzdem, eine eindringliche Atmosphäre zu erschaffen. Einige Formulierungen fand ich noch holprig, Wortwiederholungen und kleinere Fehler haben mich im Lesefluss gestört. Hier muss definitiv noch ein professionelles Lektorat gemacht werden, aber das ist wohl schon in Planung.
Alle wichtigen (technischen) Informationen werden aber verständlich in die Handlung eingebunden, ohne dass ich sie als störend empfunden habe. Es wurde sehr viel Wert auf die Details gelegt, um diese Welt möglichst realitätsnah und authentisch zu gestalten. Die Gedanken dahinter, die Einzelheiten und Schlussfolgerungen wirkten sehr durchdacht. Bereits in den ersten Seiten konnte ich so viel Faszinierendes über Gesellschaft, Technologie und Klima erfahren, ohne dass es an Handlung gemangelt hätte.
Ein Konzern mit fragwürdiger Reputation, gefährliche Missionen, undurchsichtige Forschungen ‑ es passiert einiges, um für Spannung zu sorgen. Ich hatte jedoch den Eindruck, das vieles mir bereits woanders in ähnlicher Art und Weise begegnet ist. Es wird vorrangig auf typische Erzählstrukturen gesetzt. Das hat mich jedoch nicht gestört. Wer klassische Sci‑Fi mag, wird sich hier zwischen bekannten Mustern und Ideen aus „Alien“, „Blade Runner“ oder „Altered Carbon“ sehr wohlfühlen.
Während die Welt und das Setting mir gefielen, hatte ich allerdings mit den Dialogen und einigen Charakteren so meine Probleme. Die weiblichen Crewmitglieder mussten sich ständig beweisen, werden unterschätzt und auf ihre Äußerlichkeiten reduziert. Flache, sexistische Sprüche waren an der Tagesordnung. Das unreife Verhalten insgesamt hat mich auf Dauer sehr genervt. Und auch wenn es den Soldatinnen durchaus gelingt, sich ihre Positionen zu erarbeiten, hätte ich viele Charaktere gerne einmal durch die Luftschleuse gestoßen und durch andere ersetzt. Bei Aussagen wie „Ich mag es, wenn sie sich etwas sträuben.“ habe ich mich einfach nur unwohl gefühlt.
Ich denke, im Allgemeinen besteht in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung noch Potential nach oben. Einige wie z.B. McAdams wirkten auf mich eindimensional und auch zum Teil klischeehaft. Manchmal fiel es mir schwer, Handlungen nachzuvollziehen oder weshalb sich Personen plötzlich anders verhalten haben. Ich brauche eine gewisse emotionale Verbindung zu den Charakteren, um mit ihnen mitfiebern zu können. Das hat mir jedoch bei fast allen gefehlt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Charaktere noch mehr Raum erhalten hätten, um sich zu entfalten. Das hätte der Geschichte wahrscheinlich auch mehr erzählerische Tiefe gegeben.
Leider hat mich das Buch nicht ganz von sich überzeugen können. Ich bin zwar sehr zügig vorangekommen und auch die Welt selbst hat mich sehr fasziniert, doch der große Wow‑Effekt blieb aus.