"Familie ist dort, wo es genug Liebe gibt" (S. 282)
Bobby Nusku ist zwölf Jahre alt und befindet sich definitiv nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Er wartet auf die Rückkehr seiner plötzlich verschwundenen Mutter und ist derweil seinem lieblosen, mitunter ...
Bobby Nusku ist zwölf Jahre alt und befindet sich definitiv nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Er wartet auf die Rückkehr seiner plötzlich verschwundenen Mutter und ist derweil seinem lieblosen, mitunter auch brutalen Vater und dessen neuer Freundin ausgeliefert, die sich einen Dreck um ihn scheren. Zudem wird er in der Schule gemobbt. Er gewinnt einen treuen Freund, Sunny, der sich zum Cyborg ummodeln lassen will, um ihn zu beschützen, aber auch das klappt nicht so recht.
Durch Zufall trifft er Rosa, in seinem Alter, aber anders als alle, die er bisher kennengelernt hat - und mit ihr Val, ihre bezaubernde, liebliche und überaus freundliche Mutter, die auch noch köstlich kochen kann. Eines führt zum anderen, ihre Beziehung wird von der Außenwelt gründlich missverstanden und ehe man sich versieht, befinden sich die drei auch schon auf der Flucht - und zwar ausgerechnet in einem Bücherbus - das ist eine mobile Bücherei, die Val eigentlich nur putzen soll. Jetzt ist es ihr Zuhause und auch wenn die drei wenig haben, gibt es eines im Überfluss: und zwar Bücher.
Und diese nutzen sie auf verschiedene Art und Weise, als Lebenshilfe und Ratgeber, zum Überleben, zum Verschenken, zum Fortbilden und, und, und...
Ein ganz besonderer Roman im Stil eines Road-Movies, in dem die drei durch ganz England tingeln, dabei den zunächst ziemlich gruseligen Joe aufgabeln, der sie bis nach Schottland bringt. Ich hätte auch "Wahlverwandtschaften" als Titel nehmen können, denn nichts anderes ist, das diese - mittlerweile vier -Menschen verbindet - sie werden zur selbstgewählten Familie: ihr Schicksal und die Liebe schweißen sie zusammen: Den Jungen, die Königin, die Prinzessin und den Höhlenmenschen (S. 282)
Doch es ist keine friedvolle Reise, auf der sie sind, denn die Polizei ist ihnen auf der Spur. Werden sie aus der Nummer rauskommen? Wird Bobby -wie erhofft - seine Mutter finden? Wird er Sunny wiedersehen und ist dieser mittlerweile zum Cyborg geworden? Und vor allem - gibt es ein glückliches Ende für den Bücherbus und seine Insassen, die zu seinen Bewohnern geworden sind?
Eines ist sicher - das glückliche und runde Ende für den Leser, denn dies ist ein Gute-Laune Buch par excellence. David Whitehouse schreibt anrührend, ohne rührselig zu werden, es ist ein Buch zum Lachen, doch auch zum Weinen: es ist fröhlich, traurig, sanft und hart zugleich und bietet einen Showdown, der seinesgleichen sucht.
Ein Buch über Einsamkeit, aber mehr noch über Freundschaft - und vor allem über Liebe. Ich werde es mit Sicherheit allen mir Nahestehenden schenken, die aus meiner Sicht ein bisschen seelische Unterstützung der besonderen Art nötig haben!