Alles begann mit dem Mord an Mr. Darsley. Oder vielleicht auch nicht. Wenn ich es mir recht überlege, begann es eigentlich ein paar Wochen zuvor. An dem Nachmittag, als wir durch die Sümpfe des Bayou paddelten, um ein paar Fische zu fangen. Was wir stattdessen fingen, war eine verbeulte Blechdose, in der drei Dollar lagen. Drei Dollar! Dafür würden wir uns etwas im Katalog bestellen. Noch ahnten wir nicht, dass wir mit dieser Bestellung das größte Abenteuer unseres Lebens auslösen würden ...
Vier Jugendliche, Te Trois, Eddie, Joju und Tit, finden in den Sümpfen eine Dose mit 3 Dollar. Damit beginnt ein Abenteuer, das ihre komplette Welt auf den Kopf stellen wird.
Die vier, drei Jungen, ein ...
Vier Jugendliche, Te Trois, Eddie, Joju und Tit, finden in den Sümpfen eine Dose mit 3 Dollar. Damit beginnt ein Abenteuer, das ihre komplette Welt auf den Kopf stellen wird.
Die vier, drei Jungen, ein Mädchen, kommen aus einem kleinen Dorf im Bayou. Harte Arbeit und wenig Freizeit gehören zu ihrem Alltag. In jedem Haushalt gibt es allerdings einen Versandhauskatalog. Dieser bietet quasi alles an, was man irgendwie gebrauchen kann. Unter anderem Laternen, Herde, Waffen, Mäntel …
Bald erfährt man in der Geschichte, dessen erster Teil von Te Trois erzählt wird, dass der Versandhauskatalog von Dawn & Walker ganz neu ist. Im Laufe der Zeit wird die komplette Geschichte der Gründung und Umsetzung deutlich. Die vier Kinder bestellen sich eine Pistole und Munition. Doch sie erhalten die Munition und eine kaputte Uhr. Kurz darauf taucht ein Mann auf, der ihnen für die beschädigte Uhr 50 Dollar bietet – unglaublich viel Geld. Doch es kommt anders, und plötzlich sind die vier unterwegs nach Chicago.
Jedes Kind bekommt einen Teil des Buches, das aus seiner Sicht erzählt wird. Zuerst Te Trois, dann Eddie, gefolgt von Julie und schließlich Tit.
Das Buch entführt einen beim Lesen in eine weite entfernte Welt. Doch die Figuren sind so grandios beschrieben, dass man sofort mit ihnen mitleidet, mitfiebert, mithofft. Das Ganze ist unglaublich spannend. Die Kinder erleben ein rasantes Abenteuer nach dem anderen. Mit Humor, Tatkraft und Cleverness lösen sie alle Probleme, vor allem aber, weil sie zusammenhalten, einander zuhören und jeder etwas zur Lösung der anstehenden Schwierigkeiten beitragen kann, selbst Tit, ein kleiner schwarzer Junge, der nur selten spricht.
Das Amerika jener Tage wird nicht nur durch die Erzählung lebendig, sondern auch durch die Seiten, auf denen Karten und vor allem Auszüge aus dem Versandhauskatalog abgebildet sind.
Die Sprache ist flüssig, Dialoge und Monologe herrschen vor. Durch die zahlreichen Informationen, die Kinder sehen zum Beispiel zum ersten Mal ein Automobil oder hören Jazz-Musik auf der Straße, entsteht ein Kaleidoskop an Informationen und atmosphärischen Details, welche die Geschichte zu einer machen, die noch lange in Erinnerung bleibt und die eigene Fantasie beschäftigt.
Eine Leseempfehlung für alle, die sich noch an Tom Sawyer erinnern, aber auch für Menschen, die gern über Reisen und Abenteuer lesen, die in vergangene Zeiten eintauchen wollen.
„Welchen Namen ich mir selbst geben
würde? Ich weiß nicht. Vielleicht würde ich mich „das Mädchen, das nicht weinen
kann“ nennen, denn ich habe in meinem ganzen Leben noch nie geweint. Dass ich ...
„Welchen Namen ich mir selbst geben
würde? Ich weiß nicht. Vielleicht würde ich mich „das Mädchen, das nicht weinen
kann“ nennen, denn ich habe in meinem ganzen Leben noch nie geweint. Dass ich
nie weine, heißt nicht, dass ich glücklich bin. Im Gegenteil.“
S. 219
„Ich war losgezogen, um frei zu sein.
Und jetzt war mir das genommen worden, was mir im Leben am allerwichtigesten
war. Aber ich würde es mir zurückholen.“
S. 235
Es begann an einem Nachtmittag wie jedem
anderen, als wir im Bayou angelten. Doch kein Fisch landete in unserem
selbstgebauten Boot, sondern eine Blechdose mit drei Dollar darin, das größte
Vermögen, dass wir je besessen hatten. Mit diesem Geld wollten wir uns etwas im
Katalog bestellen. Doch damit lösten wir etwas aus, das uns in das größte Abenteuer
unseres Lebens stürzte.
Die Mississippi-Bande ist ein
Kinderbuch, das im Januar im Thienemann Verlag erschienen ist. Es geht (wie der
Titel schon sagt) um die Mississippi-Bande, bestehend aus Eddi, Te Trois, Joju
und Tit. Die Geschichte spielt im frühen 20. Jahrhundert, also nichts mit
Facebook oder Low Carb und mitten im Banjou, das Sumpfgebiet in den Südstaaten.
Es ist heiß, drückend, Mücken fliegen umher und vier Abenteurer versuchen der
Ärmlichkeit oder dem Druck ihrer Elternhäuser zu entfliehen.
Vier Kinder, wie sie unterschiedlicher
nicht sein könnten. Eddi scheint es von ihnen am besten getroffen zu haben. Er
hat Mutter und Vater, ein ordentliches Zuhause und eine Zukunft. Er selber
sieht sich als Schamane, der die Stimmen der Tiere und der Geister hören kann. Er
ist sowas wie der kleine Nerd der Truppe.
Te Trois hat nur noch seine Mutter und
seine Geschwister, von denen er oft Prügel bezieht. Er ist muskulöser, ein
Kämpfer und Abenteurer und derjenige, der an diesem schicksalhaften Tag die
Angel auswirft, deren Fang alles verändern wird.
Joju ist ein wunderschönes Mädchen und
nennt Tit ihren kleinen Bruder, doch er ist schwarz und sie weiß. Tit redet
kaum, gibt nur hin und wieder Laute von sich und ist trotzdem einer von ihnen.
Einen Vater haben sie nicht, im Dorf werden sie nicht geduldet. Es wird nicht
direkt gesagt, aber die Hinweise sind recht eindeutig, dass ihre Mutter eine
Prostituierte ist. Sie wohnen am Rande des Dorfes in einer kleinen Hütte und
haben das härteste Schicksal der vier. Trotzdem ist keiner von ihnen verbittert.
Im ersten Kapitel fällen sie einen Baum
und schnitzen sich eine Art Kanu daraus, das als Einbaum bezeichnet wird. Sie
lassen ihn zu Wasser, machen ihre erste Fahrt und werfen die Angel aus, doch
statt des Mittagsessen, finden sie eine alte Blechdose und darin drei Dollar.
Das war damals ein riesiger Haufen Geld und es musste gut überlegt werden, was
sie damit anfangen wollten. Schließlich kamen die vier zu dem Entschluss aus
„dem Katalog“ vom größten Versandhaus ihrer Welt, etwas zu bestellen und zwar
einen Revolver. Te Trois will den unbedingt bestellen und auch Joju stimmt ihm
zu. Aber Kinder können schließlich nicht einfach einen Revolver bestellen und
was, wenn der Postbote sie übers Ohr haut und ihr Geld nimmt? Ein gewitzter
Plan wird ausgetüftelt und nach langem Warten, erreicht sie endlich ein Paket.
Aber nicht der ersehnte Revolver ist darin, sondern eine Taschenuhr, die zu
allem Unglück auch noch kaputt ist! Die Kinder sind schwer enttäuscht, nur Tit
kann sich gar nicht mehr von der Uhr trennen und drehte mit Freuden daran
herum.
Doch dann taucht ein Zeitungsbericht
auf, dicht gefolgt von einem seltsamen Mann, der behauptet der Uhr auf der Spur
zu sein, um sie zurückzubringen. Doch das an dem Typen was faul ist, merkt
unsere Mississippi-Bande recht schnell und geht zum Gegenangriff über, bis sich
die Ereignisse schließlich überschlagen und die vier auf die größte Reise ihres
Lebens führt.
Ich mochte das Buch richtig gern! Hinten
drauf stand irgendwas von wegen „für alle Huckelberry Finn Fans“ und das hat
mich direkt überzeugt, es mitzunehmen. Das Cover fand ich jetzt nicht so
wunderschön, war aber okay. Die Kapitel haben eine angenehme Länge
(bahnfahrerfreundlich) und beginnen immer mit entweder einer Zeitungsanzeige
oder einem Bild aus dem berühmten Katalog. Die Zeitungsanzeigen erzählen die
Geschichte von
Mr. Darsley, der schon auf dem Original
Klappentext erwähnt wird. Wie genau das aber alles zusammen hängt, das müsst
ihr selber rausfinden. Es gibt auf jeden Fall alles, was ein Kinderbuch
braucht. Geheimnisse, einen Schurken, Helfer, verrückte Kinder, einen
verborgenen Schatz und viel Abenteuer.
Ich mochte den Erzählstil gerne, wenn er
auch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Das Buch ist in vier Teile unterteilt,
die immer von einem anderen Kind erzählt werden, sodass also jeder aus der
Bande einen Teil der Geschichte aus seiner Sicht erzählt. Der von Joju hat mir
am besten gefallen. Sie ist ein starkes Mädchen, mit ganz normalen Sorgen und
einer schlimmen Vergangenheit und einem kleinen Bruder, den sie über alles
liebt, auch wenn er in dieser Welt nicht viel Platz hat. Ich hatte nicht damit
gerechnet, dass in einem Kinderbuch die Thematik weiß/schwarz aufgegriffen
wird, aber genauso war es und es war absolut passend und gut, wobei mir bei der
Szene wirklich ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.
Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren
empfohlen und dem kann ich auch gut zustimmen, allerdings kennt ihr eure Kinder
am besten und wisst, was ihr mit ihnen lesen könnt. Es ist ein schönes Buch,
aber es werden wie gesagt der Konflikt zwischen schwarz und weiß aufgegriffen,
das Thema der Prostitution gestreift, Joju hat Mädchenprobleme und es gibt
einen Schurken, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Die Themen sind
wunderbar in die Geschichte eingearbeitet und ich möchte das Buch aber auch
jedem „Erwachsenen“ sehr ans Herz legen.
Eine tolle Geschichte, mit Helden,
Schurken, geheimnissen und Abenteuern, die mich richtig gut unterhalten hat.
Von mir gibt es vier Bücher und eine klare Leseempfehlung!
Mitten in den Südstaaten-Sümpfen zwischen Schlangen und Treibsand finden Kinder beim Angeln eine Blechdose gefüllt mit drei Dollar. 1904 fast schon ein kleiner Schatz, den die Kinder für eine Bestellung ...
Mitten in den Südstaaten-Sümpfen zwischen Schlangen und Treibsand finden Kinder beim Angeln eine Blechdose gefüllt mit drei Dollar. 1904 fast schon ein kleiner Schatz, den die Kinder für eine Bestellung im Versandhaus nutzen. Lange müssen sie auf ihr Paket warten und die Überraschung ist groß, denn etwas ganz anderes wurde geliefert. Gemeinsam unternehmen sie eine lange und gefährliche Reise auf dem Mississippi und der Eisenbahn bis nach Chicago, um das Geheimnis der Falschlieferung zu lüften.
Davide Morosinotto hat eine gelungene Abenteuergeschichte mit viel Südstaaten-Flair geschrieben. Das empfohlene Lesealter ab 10 Jahren empfinde ich aber zu niedrig gegriffen, denn einige Passagen sind durchaus klärungsbedürftig. Die Mississippi-Bande ist bunt zusammengewürfelt und besteht aus Arztsohn Eddie, Farmer Tre Trois, Julie und ihrem farbigen Halbbruder Tit. Schon die ungewöhnlichen Namen zeigen, dass in dieser Region französisch oder Cajun gesprochen wird.
Unterteilt in vier Abschnitte berichtet jeweils ein Kind aus der Ich-Perspektive über die Erlebnisse und wechselt damit auch die Sichtweise. Für Tre Trois ist alles ein großes Abenteuer und es kann ihm nicht aufregend genug sein. Eddie ist dagegen eher vorsichtig und behutsam, kennt sich aber hervorragend in den Sümpfen und mit Geografie aus. Julie hat ein Gespür für Menschen, weil sie durch ihre Armut schon viel Leid erfahren hat. Tit schweigt und lässt niemanden an sich heran, nur Zahlen können ihn begeistern. Ihre besonderen Stärken und die Verbundenheit der Freunde sind ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Es gibt bedrückende und gefährliche Momente, die sich mit humorvollen Szenen abwechseln. Die lustige Erfindung des Hotdogs hat meinen Kindern gut gefallen.
Besonders gelungen ist die Einleitung jedes Kapitels durch wunderschöne schwarz-weiß Illustrationen und Fotos, die die Handlung unterstreichen und ein Gefühl für die vergangene Zeit vermitteln. Dazu tragen auch die Reise mit dem Raddampfer auf dem Mississippi und eine abenteuerliche Zugfahrt bei. Es macht Spaß in die Vergangenheit einzutauchen und eine völlig andere Welt zu erleben.
Für ein Kinderbuch eher ungewöhnlich ist dann im letzten Kapitel ein großer Zeitsprung, der Tit als alten Mann und Erzähler zeigt. Für meine Kinder war dieser plötzliche Schnitt in der Handlung eher uninteressant. Sie hätten gern mehr über das weitere Leben der Kinder erfahren.
Eine historische Abenteuergeschichte, die Spaß macht, die Südstaaten kennenzulernen und auf Ermittlungssuche zu gehen.